Archiv: Jul 2021

  1. Die Zehn Thesen von Seelisberg aus dem Jahr 1947: Eine Neubestimmung des Verhältnisses von Christen und Juden

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    Das Erschrecken über den Holocaust und die Mitverantwortung der Kirchen für den Antisemitismus veranlasste eine Internationale Konferenz von Christen und Juden, die vom 30.07. bis 05.08.1947 in Seelisberg (Schweiz) stattfand, eine „Botschaft an die Kirchen“ zu richten. Darin wird das Verhältnis von Christen und Juden neu bestimmt.

    1. Es ist hervorzuheben, dass ein und derselbe Gott durch das Alte und das Neue Testament zu uns allen spricht.
    2. Es ist hervorzuheben, dass Jesus von einer jüdischen Mutter aus dem Geschlechte Davids und dem Volke Israels geboren wurde, und dass seine ewige Liebe und Vergebung sein eigenes Volk und die ganze Welt umfasst.
    3. Es ist hervorzuheben, dass die ersten Jünger, die Apostel und die ersten Märtyrer Juden waren.
    4. Es ist hervorzuheben, dass das höchste Gebot für die Christenheit, die Liebe zu Gott und zum Nächsten, schon im Alten Testament verkündigt, von Jesus bestätigt, für beide, Christen und Juden, gleich bindend ist, und zwar in allen menschlichen Beziehungen und ohne jede Ausnahme.
    5. Es ist zu vermeiden, dass das biblische und nachbiblische Judentum herabgesetzt wird, um dadurch das Christentum zu erhöhen.
    6. Es ist zu vermeiden, das Wort „Juden“ in der ausschließlichen Bedeutung „Feinde Jesu“ zu gebrauchen oder auch die Worte „die Feinde Jesu“, um damit das ganze jüdische Volk zu bezeichnen.
    7. Es ist zu vermeiden, die Passionsgeschichte so darzustellen, als ob alle Juden oder die Juden allein mit dem Odium der Tötung Jesu belastet seien. Tatsächlich waren es nicht alle Juden, welche den Tod Jesu gefordert haben. Nicht die Juden allein sind dafür verantwortlich, denn das Kreuz, das uns alle rettet, offenbart uns, dass Christus für unser aller Sünden gestorben ist.
    8. Es ist zu vermeiden, dass die Verfluchung in der Heiligen Schrift oder das Geschrei einer rasenden Volksmenge: „Sein Blut komme über uns und unsere Kinder“ behandelt wird, ohne daran zu erinnern, dass dieser Schrei die Worte unseres Herrn nicht aufzuwiegen vermag: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“, Worte, die unendlich mehr Gewicht haben.
    9. Es ist zu vermeiden, dass der gottlosen Meinung Vorschub geleistet wird, wonach das jüdische Volk verworfen, verflucht und für ein ständiges Leiden bestimmt sei.
    10. Es ist zu vermeiden, die Tatsache unerwähnt zu lassen, dass die ersten Mitglieder der Kirche Juden waren.

     

  2. Synagoge Abterode in der engeren Auswahl für den Hessischen Denkmalschutzpreis 2021

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    Eine 14 Mitglieder umfassende Jury mit Fachleuten aus dem Bereich des Denkmalschutzes besuchte die ehemalige Synagoge in Abterode. Sie wollte sich einen unmittelbaren Eindruck verschaffen von den Restaurationsarbeiten in der Synagoge und der Einrichtung eines Lern- und Gedenkortes für jüdisches Leben dort. Andrea Röth berichtete, dass der Verein „Aufwind“ mit der Einrichtung eines Lebensmittelladens in der Synagoge nicht nur die Nahversorgung im Meißnervorland sichergestellt habe, sondern auch einige Arbeitsplätze für Menschen mit seelischen Beeinträchtigungen entstanden seien. Martin Arnold von den „Freundinnen und Freunden jüdischen Lebens im Werra-Meißner-Kreis“ hob die Verantwortung hervor, die mit der Nutzung einer ehemaligen Synagoge verbunden sei. Die Synagoge sei inzwischen nicht nur ein Ort der Erinnerung, sondern auch der Begegnung mit heutigem jüdischem Leben geworden. Bürgermeister Friedhelm Junghans erinnerte daran, dass es einst 14 jüdische Gemeinden in der Region Werra-Meißner gegeben habe. Die Synagoge Abterode sei zu einem zentralen Lern-, Gedenk- und Begegnungsort für die Region geworden. Der Pädagoge Ludger Arnold stellte die Kooperation mit den Schulen in der Region vor. Es gelte, insbesondere Kindern und Jugendlichen Respekt vor jüdischem Leben zu vermitteln und dem wachsenden Antisemitismus zu begegnen. Schließlich erläuterten Architekt Hans-Peter Schubert und der Geschäftsführer der „stellenwert.gmbh“ Rolf Eckhardt, der das Projekt von Anfang an begleitet hat, die Bau- und Restaurationsarbeiten in der Synagoge.

    Die Jury unter Leitung von Prof. Dr. Markus Harzenetter zeigte sich beeindruckt von der geleisteten Arbeit. Sie ist auf einer zweitägigen Rundreise durch ganz Hessen zu beispielhaften Projekten des Denkmalschutzes. Der Hessische Denkmalschutzpreis wird am 15. September in Wiesbaden verliehen.

     

    Der Hessische Denkmalschutzpreis wird seit 1986 jährlich vergeben. Er wird Privatpersonen, bürgerschaftlichen Initiativen oder Körperschaften verliehen. Mit der Auszeichnung würdigt die Hessische Landesregierung vorbildliches Engagement in der Denkmalpflege.

  3. Judentum-Check

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    Konfirmandinnen und Konfirmanden aus Waldkappel und aus Eschwege auf den Spuren jüdischen Lebens

    Eine Gruppe von Konfirmandinnen und Konfirmanden aus dem Kirchspiel Waldkappel und drei Gruppen mit Konfirmandinnen und Konfirmanden aus der Stadtkirchengemeinde Eschwege besuchten den Lern- und Gedenkort für jüdisches Leben in der ehemaligen Synagoge Abterode. Unter Beachtung der Corona-Regeln konnten sie eintauchen in jüdische Geschichte, Religion und Kultur. Martin Arnold, der Vorsitzende der Freundinnen und Freunde jüdischen Lebens, erzählte von der Geschichte der Juden in Abterode und in der Region Werra-Meißner. An einer original hebräischen Schriftrolle lernten die Jugendlichen Eigentümlichkeiten der hebräischen Schrift kennen. Sie beschäftigten sich mit dem Aufbau der hebräischen Bibel, der weitgehend dem christlichen Alten Testament entspricht. Weiter ging es um die Fragen: Woran glauben die Juden? Was ist eine Synagoge? Was macht ein Rabbiner? Es wurde deutlich, dass es neben manchen Unterschieden vieles gibt, was die Religionen miteinander verbindet. Judentum, Christentum und Islam verstehen Abraham als Vorbild und Vater des Glaubens. „Deshalb sollten wir respektvoll miteinander umgehen und uns nicht zum Hass auf Andere verführen lassen“, so Arnold. Die Konfis aus Waldkappel wurden von Pfarrer Rolf Hocke und Jugendarbeiterin Elisabeth Sawosch begleitet, die Konfis aus Eschwege von Pfarrerin Sieglinde Repp-Jost.

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