Von Jerusalem nach Abterode

Ophir Münz-Manor, außerordentlicher Professor für Geschichte, Philosophie und Judaistische Studien an der Open University of Israel in Jerusalem, besuchte im Rahmen eines Deutschlandaufenthalts auch den Lern- und Gedenkort für jüdisches Leben im Werra-Meißner-Kreis in der Synagoge Abterode. Er ist Spezialist für jüdische Liturgie und liturgische Poesie der Spätantike und des frühen Mittelalters. Unter anderem hat er sich mit der berühmten „Geniza“ der Ben-Esra-Synagoge in Kairo beschäftigt, die rund 200.000 Schriftstücke aus der Geschichte des Judentums seit dem 9. Jahrhundert enthält. Dort hatte man während Renovierungsarbeiten in einem abgesonderten Hohlraum unter dem Dach, der nur über eine Leiter zu erreichen war, rund 200.000 Schriftstücke aus der jüdischen Geschichte entdeckt. Auch in Abterode war 1988 auf dem Dachboden der Synagoge eine „Geniza“ entdeckt worden, die Prof. Münz-Manor nun in Augenschein nahm. Er zeigte sich beeindruckt von den Funden in der Dorfsynagoge Abterode, insbesondere von einer Pergamenthandschrift des Buches Esther und einem Thora-Wimpel aus dem 18. Jahrhundert. Die zahlreichen Bücher, die in der „Geniza“ gefunden worden, konnte er trotz des schlechten Erhaltungszustandes schnell identifizieren und zuordnen. Dr. Martin Arnold konnte ihm auch berichten, dass jüdische Gelehrte aus Abterode im 17. und 18. Jahrhundert theologische Bücher in Frankfurt und Amsterdam veröffentlichten. Für den Gast aus Jerusalem war es eine besondere Freude, auch ein Plakat mit dem bekannten Segensspruch „Nächstes Jahr in Jerusalem“ mit Abbildungen des Felsendoms und des Davidgrabes zu sehen. Das Plakat stammt vermutlich aus dem 19. Jahrhundert.