Archiv: Sep 2021

  1. Weitere Schritte zur wissenschaftlichen Erforschung der Abteröder „Genisa“

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    Sie hat an der Universität Venedig über zwei Traktate aus der Mischna promoviert. Von 2017 bis 2019 war sie Mitarbeiterin am Qumran-Wörterbuch in Göttingen. Dr. Elisabetta Abate ist eine vielseitig interessierte Wissenschaftlerin, die sich insbesondere mit verschiedenen Aspekten der jüdischen Kultur beschäftigt. Jetzt besuchte sie den Lern- und Gedenkort für jüdisches Leben in der ehemaligen Synagoge Abterode. Ihr besonderes Interesse galt dabei der dort gefundenen „Genisa“, einem Depot von verschlissenen Schriften und beschädigten rituellen Gegenständen aus der Abteröder jüdischen Gemeinde. Die Abteröder Genisa wurde in der Pogromnacht 1938 nicht entdeckt und hat deshalb die Zerstörungen überlebt. 1988 wurde sie von Dr. Karl Kollmann und Dr. Thomas Wiegand wiederentdeckt, geriet jedoch bald wieder in Vergessenheit. Eine erste Sichtung der Funde erfolgte erst im Jahr 2020 durch den Judaisten Prof. Dr. Andreas Lehnardt aus Mainz.

    Elisabetta Abate möchte den umfangreichen Fund nun erstmals ordnen und mit anderen Funden vergleichen. Ihr besonderes Interesse gilt dabei einem bestickten Tora-Wimpel aus dem Jahr 1725. Interessant ist dabei ein Vergleich mit 18 historischen Tora-Wimpeln, die zurzeit im Städtischen Museum Göttingen ausgestellt werden. Ähnlichkeiten springen sofort ins Auge. Gab es Vorlagen für die Bildmotive? Was verraten die Wimpel über ihre ursprünglichen Träger? Die Erforschung des Abteröder Wimpels steht noch am Anfang.

  2. Verein für Jüdisches Leben in der Region und Schulen setzen Zeichen gegen Antisemitismus

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    Gemeinsam mit fünf großen Schulen im Kreisgebiet veranstaltet der Verein der Freundinnen und Freunde Jüdischen Lebens in der Region Werra-Meissner vor dem Hintergrund des Festjahres „1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland“ in diesem Herbst eine Reihe von Projekttagen für Schülerinnen und Schüler. Eines der wichtigsten Ziele hierbei ist es, Lernenden in der persönlichen Begegnung mit Juden und Jüdinnen Einblicke in die vielfältige Kultur gegenwärtigen jüdischen Lebens in Deutschland zu ermöglichen und damit Antisemitismus entgegenzuwirken.

    Der erste Projekttag fand jetzt an der Anne-Frank-Schule in Eschwege statt. Weitere folgen an der Brüder-Grimm-Schule Eschwege, der Adam-von-Trott-Schule-Sontra, der Johannisberg-Schule Witzenhausen sowie der Rhenanus-Schule in Bad Sooden-Allendorf. Der Verein der Freundinnen und Freunde jüdischen Lebens in der Region Werra-Meissner ist mit dem Angebot, einen Projekttag zu veranstalten, auf gerade diese Schulen zugegangen, weil sie zuvor alle bereits die Zusammenarbeit gesucht hatten. Sie haben etwa Lerngruppen in die Synagoge entsendet, Experten aus dem Verein in den Unterricht eingeladen oder gemeinsame Projekte initiiert, um die Auseinandersetzung mit jüdischem Leben, jüdischer Kultur und jüdischer Geschichte in verschiedenen, auch fachübergreifenden Lernvorhaben zu bereichern. Für die Umsetzung des Projekttages an den Schulen im Werra-Meissner-Kreis hat der Vorstand wiederum bei der Initiative „1700 Jahre Jüdisches Leben“ Fördergelder beantragt.

    Mit den Veranstaltungen soll aus Sicht des Vereins Folgendes erreicht werden:

    „Schülerinnen und Schülern sollen Zugänge eröffnet werden zu jüdischer Kultur sowie zu lokaler und regionaler jüdischer Geschichte. Das Judentum soll als vielfältige lebendige Kultur in unserer Gesellschaft erlebbar werden. Im Gespräch mit Juden soll es um die Frage gehen, wie Jüdinnen und Juden heute in unserer Gesellschaft leben. Mit einem vertieften Wissen über die jüdische Kultur und durch die Begegnung mit Juden soll dem Antisemitismus entgegengewirkt werden.“

    Jede Schule hat für den Projekttag ein eigenes Programm zusammengestellt, es sind Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 8 bis 10 dabei. Sie erhalten Gelegenheit, mit Jüdinnen und Juden aus der jüdischen Gemeinde in Felsberg direkt ins Gespräch zu kommen, außerdem bietet der bekannte jüdische Rapper Ben Salomo an einigen Schulen verschiedene Workshops zu jüdischer Rap-Musik und Antisemitismus an. Er performt auch einige seiner Songs für die Jugendlichen. Verschiedene lokalgeschichtliche Workshops zum jüdischen Leben in Eschwege, Witzenhausen und Bad Sooden-Allendorf mit den Vereinsmitgliedern Annamaria Zimmer und Dr. Martin Arnold bereichern das Angebot ebenfalls. Zudem bereiten die Schülerinnen und Schüler in der Schulküche mit Sabine Knappe jüdische Speisen zu und beschäftigen sich mit deren Ursprung und Bedeutung im Judentum.

    Mit Julio Rosenblatt wird in Sontra ein Nachfahre einer jüdischen Familie aus Beiseförth erwartet. Die Familie konnte während der NS-Zeit noch rechtzeitig aus Deutschland nach Uruguay fliehen. Dort lebt Julio Rosenblatt heute noch. Er wird mit den Schülerinnen und Schülern über die Fluchterfahrungen, den Umgang damit und sein gegenwärtiges Leben als Jude in Südamerika ins Gespräch kommen.

    Natürlich gehören auch die Vor- und Nachbereitung des Projekttages zu den Aufgaben der Schulen. Diese erfolgt jeweils im Unterricht. Auch eine Reflexion gehört unbedingt dazu. Geplant sind nach dem jeweiligen Projekttag zudem weitere Veranstaltungen mit dem Verein für Jüdisches Leben in der Region, die in besonderer Weise an den sich aus den Erkenntnissen des Projekttages ergebenden Interessen und Fragen der Schülerinnen und Schüler orientiert sein werden.

    Zum Auftakt der Veranstaltungsreihe an der Anne-Frank-Schule in Eschwege gab es zunächst eine  offizielle Begrüßung in besonderer Runde: Landrat Stefan Reuß, Karsten Vollmar vom Staatlichen Schulamt, Frederic Willing von der jüdischen Gemeinde in Felsberg, der jüdische Rapper Ben Salomo, Dr. Martin Arnold, Ludger Arnold und Annamaria Zimmer vom Verein für Jüdisches Leben in der Region sowie die Schulleitungen aller teilnehmenden Schulen, Kerstin Ihde (Anne-Frank-Schule Eschwege und Wanfried), Ute Walter (Brüder-Grimm-Schule Eschwege), Susanne Herrmann-Borchert (Adam-von-Trott-Schule Sontra), Dr. Jörg Möller (Rhenanus-Schule Bad Sooden-Allendorf) und Andreas Hilmes (Johannisberg-Schule Witzenhausen) kamen zusammen, um die Projekttage gemeinsam zu eröffnen. Dabei machte Schulleiterin Kerstin Ihde deutlich, dass die Anne-Frank-Schule stolz und dankbar sei, einen solch außergewöhnlichen Projekttag für die Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 8 und 9 anbieten zu können.

    „Wir wollen unseren Lernenden heute die Möglichkeit geben, Menschen jüdischen Glaubens persönlich zu begegnen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen“, sagte sie, „für uns als Schule, die nach einem jüdischen Mädchen, das Opfer der Nazis wurde, benannt ist, ist das eine besondere Verpflichtung.“ Der Vorsitzende des Vereins der Freundinnen und Freunde jüdischen Lebens in der Region, Dr. Martin Arnold, machte deutlich, dass er sich von der Veranstaltungsreihe vor allem erhoffe, dass die Jugendlichen vertiefte Einblicke in die jüdische Geschichte, Kultur und Religion erhielten und damit ein Impuls gegen Antisemitismus gesetzt werde. Das unterstrich auch Landrat Stefan Reuß, der allen teilnehmenden Schulen und dem Verein seinen Dank für den Einsatz gegen Hass, Ausgrenzung und Diskriminierung aussprach. „Leider müssen wir beobachten, dass es in unserem Land wieder vermehrt zu antisemitischen Vorfällen kommt und es ist von besonderer Bedeutung, dass wir gemeinsam ein Zeichen setzen: Unser Kreis steht für Offenheit und Toleranz.“ Karsten Vollmar vom Staatlichen Schulamt in Bebra brachte den Initiatoren der Veranstaltungsreihe ebenfalls seine Anerkennung und Unterstützung entgegen: „Dass Menschen jüdischen Glaubens den Schülerinnen und Schülern individuelle Einblicke in die Vielfalt jüdischen Lebens in Deutschland geben, trägt dazu bei, Vorurteile abzubauen und Stereotypen aufzubrechen. Die Projekttage stellen da zweifelsohne ein bedeutsames Angebot dar und ich bin mir sicher, dass die beteiligten Schülerinnen und Schüler viel lernen werden.“

    Damit sollte Karsten Vollmar genau richtig liegen, wie sich schon während der ersten Workshops herausstellte: Der jüdische Rapper Ben Salomo übernahm den Auftakt des Projekttages in der Eingangshalle. Er erzählte von seiner Kindheit in Berlin, wo er schon früh erlebte, was Antisemitismus bedeutet: Als sein bester Freund erfuhr, dass er Jude ist, griff dieser ihn an, die Freundschaft zerbrach. „Als ich fragte, warum er was gegen Juden hat, konnte er mir keine wirkliche Antwort geben“, so Ben Salomo vor den interessiert zuhörenden Acht- und Neuntklässlern. Zeitweise leugnete Ben Salomo, der eigentlich Jonathan Kalmanovich heißt, sogar seinen jüdischen Glauben. Das belastete ihn aber zu sehr, so dass er schließlich in die Offensive ging und beschloss, zu seinem Judentum zu stehen. So sei er nun auch an Schulen in Deutschland unterwegs, um von seinen Erfahrungen und von seinem Leben als jüdischer Rapper in Deutschland zu erzählen. Gerade der Rap habe ein strukturelles Problem mit Antisemitismus. Es gehe nicht um einzelne Rapper, es handele sich um ein breites Phänomen. Er spielte dann verschiedene Clips anderer Künstler ein, um die Schülerinnen und Schüler für versteckte, aber teilweise auch offene antisemitische Codes in Songs und Videos seiner Rap-Kollegen zu sensibilisieren und ihnen bewusst zu machen, wie wichtig es ist, sich wirklich damit zu beschäftigen, was man sich anhört und ansieht. Er selbst performte ebenfalls einige seiner Songs, die von seinem Glauben und seinem Leben als Jude in Deutschland erzählen.

    Im Workshop „Fragen an einen Juden“ beantwortete Frederic Willing von der jüdischen Gemeinde in Felsberg derweil im direkten Gespräch ganz unterschiedliche Fragen zu seinem Leben und zu seinem Glauben. Die Schülerinnen und Schüler hatten sich gut auf die Begegnung vorbereitet. Sie wollten etwa wissen, ob Frederic Willing schon einmal selbst antisemitische Übergriffe erlebt habe, ob er offen zu seinem Glauben steht oder wie dieser sich auf die Gestaltung seines Alltags auswirkt. „Ich bevorzuge ein freies Verständnis des Judentums“, sagte Willing, „bei uns in der Liberalen Jüdischen Gemeinde in Felsberg haben Frauen und Männer zum Beispiel die gleichen Rechte.“

    In der Schulküche bereiteten Schülerinnen und Schüler mit Food-Journalistin Sabine Knappe eine besondere jüdische Speise zu: Charosset ist ein süßes Fruchtmus, das zum Pessach-Fest gereicht wird. Äpfel, Nüsse und Mandeln werden mit Honig und Saft vermischt und mit Zimt und Zucker verfeinert. „Diese Speise gehört zum Sedermahl, mit dem das Pessachfest beginnt“, erklärte Sabine Knappe den Schülerinnen und Schülern, „mit seiner Farbe und Konsistenz erinnert Charosset symbolisch an Lehm, aus dem die Israeliten in Ägypten Ziegelsteine herstellten.“ „Ganz schön lecker, unser Lehm“, befanden die Lernenden augenzwinkernd beim Probieren des Fruchtmuses, das sie auf Matzen gestrichen hatten.

    Um die jüdische Kultur und wie sie in Eschwege gelebt wurde und gelebt wird, ging es im Workshop von Annamaria Zimmer. Sie ist Mitglied im Vorstand des Vereins der Freundinnen und Freunde jüdischen Lebens in der Region und Expertin für die jüdische Gemeinde der Kreisstadt. Sie berichtete den Jugendlichen von der Zeit vor dem Nationalsozialismus, als die Mitglieder der jüdischen Gemeinde voll integrierte und angesehene Bürgerinnen und Bürger der Eschweger Stadtgesellschaft waren und erklärte auch, wie sich das Leben der jüdischen Menschen aus der Region ab 1933 wandelte, wie sie schrittweise entrechtet und schließlich verfolgt und ermordet wurden, wenn ihnen zuvor nicht die Flucht aus Deutschland geglückt war. Ausführlich schilderte sie die Deportationen der letzten in Eschwege verbliebenen Juden in den Jahren 1941/42, an die ein Bronzekoffer am Eschweger Stadtbahnhof erinnert. Auch auf das Schicksal verschiedener jüdischer Kinder aus der Region ging sie beispielhaft ein. Schließlich berichtete sie davon, dass es auch heute einige Juden in Eschwege gebe, die ihren Glauben aber nicht immer offen zeigten.

    Zum Abschlussplenum, das mit Ludger Arnold ein weiteres Vorstandsmitglied des Vereins der Freundinnen und Freunde jüdischen Lebens in der Region gemeinsam mit Joachim Geiger von der Friedrich-Naumann-Stiftung moderierte, formulierten die Jugendlichen dann, was sie aus dem Projekttag mitnehmen werden: „Mir war nicht klar, dass ich auch schon Songs gehört habe, in denen jüdische Menschen diffamiert werden“, so eine Aussage aus den Reihen der Schülerinnen und Schüler, „ich werde mich damit auf jeden Fall weiter auseinandersetzen.“  „Es war sehr spannend, zu erfahren, wie es ist, heute als Jude in Deutschland zu leben“, sagte ein anderer Schüler, „ich konnte mir das gar nicht vorstellen, weil ich gar keinen Juden kennen.“

    Diese Aussage griff der Rapper Ben Salomo schließlich für sein abschließendes Statement auf: „Der Grund, warum so wenige einen Juden oder eine Jüdin kennen, ist, dass es nur rund 200 000 in Deutschland davon gibt“, sagte er, „das sind nicht viele.“ Es sei also umso wichtiger, sich zu Wort zu melden und Juden zu helfen, wenn diese angegriffen oder beschimpft würden: „Lasst uns gemeinsam gegen Antisemitismus, gegen jegliche Form von Rassismus, Ausgrenzung und Hass kämpfen.“

    Melanie Salewski

  3. Männer auf den Spuren jüdischen Lebens

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    Foto: Jürgen Vollgraff

    Der Männerkreis der Evangelischen Kirchengemeinde Hessisch Lichtenau besuchte die ehemalige Synagoge in Abterode. Dr. Martin Arnold, Vorsitzender des Vereins der Freundinnen und Freunde jüdischen Lebens im Werra-Meißner-Kreis, begrüßte Pfarrer Dr. Marcus Meier und elf weitere Männer sowie zwei Frauen in dem neu gestalteten Lern- und Gedenkort. Er informierte über die wechselvolle Geschichte der Synagoge und der jüdischen Gemeinde in Abterode. Besonderes Interesse fand die Lebensgeschichte von Rozsi Rosenthal, einer ungarischen Jüdin. Sie kam 1944 als Zwangsarbeiterin in die Sprengstofffabrik Hirschhagen, einem Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald. Die Lebens- und Arbeitsbedingungen dort waren gefährlich. Dennoch überlebte sie die Zeit dort und wanderte nach Israel aus. Dr. Arnold zeigte Abbildungen verschiedener religiöser Gegenstände, die Rozsi Rosenthal in Hessisch Lichtenau heimlich bei sich trug. Sie werden heute in Yad Vashem aufbewahrt.

  4. Auszeichnung mit dem Hessischen Denkmalschutzpreis

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    Foto: Christine Krienke

    Am 15. September wurden der Verein „Aufwind“ und die Freundinnen und Freunde jüdischen Lebens mit dem Hessischen Denkmalschutzpreis ausgezeichnet. Das Jurymitglied Christian Bührmann (Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst) hob in seiner Laudatio hervor, dass die Synagoge Abterode „nach ihrer Sanierung wieder voller Leben steckt. Neben der Qualität der restauratorischen Maßnahmen ist insbesondere die Zusammenarbeit der beiden Vereine und deren Engagement für den Erhalt und die öffentlich Nutzung des Objekts hervorzuheben.“

    Mit der Auszeichnung verbunden sei nicht nur die Botschaft, „dass Jüdinnen und Juden ein Teil von uns sind, ein Teil unseres gemeinsamen Wir, sondern dass wir denen entschieden entgegentreten, die das noch oder wieder in Frage stellen.“

  5. Reger Besuch beim „Tag des offenen Denkmals“ in der Synagoge Abterode

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    Auf viel Interesse stieß die Synagoge Abterode beim „Tag des offenen Denkmals“ am 12. September. Von 11.00 bis 16.00 Uhr fanden viele Besucherinnen und Besucher aus Abterode und dem ganzen Werra-Meißner-Kreis den Weg in die Synagoge, um sich dort über Spuren jüdischen Lebens zu informieren. Einige nutzten die Gelegenheit, um in der virtuellen Datenbank des Lern- und Gedenkortes zu stöbern. Andere warfen mit eine virtuellen Brille einen Blick in den Innenraum der ehemaligen Eschweger Synagoge. Wieder andere staunten über eine alte Pergamenthandschrift oder einen Thora-Wimpel aus dem Jahr 1725. Arnold Baier und Dr. Martin Arnold informierten die Besucherinnen und Besucher über die Geschichte der Synagoge, der jüdischen Gemeinde in Abterode, den Pogrom im Jahr 1938 und über das heutige jüdische Leben in Nordhessen. Unter den Besuchern war auch der Abteröder Ortsvorsteher Ulrich Brill (siehe Foto oben), der sich selbst einen Eindruck von dem noch relativ neuen Lern- und Gedenkort verschaffen wollte. „Wir haben heute viel Neues erfahren“, sagte eine Besucherin. Für Gruppen bis zu 20 Personen bietet der Verein der Freundinnen und Freude jüdischen Lebens Führungen an, die über info@synagoge-abterode.de oder Tel. 05651-339281 vereinbart werden können.

  6. Hohe Auszeichnung für die „Freundinnen und Freunde jüdischen Lebens in der Region Werra-Meißner“

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    Im Rahmen einer Feierstunde hat der SPD-Bezirk Hessen-Nord den zum elften Mal ausgelobten Ehrenamtspreis in Baunatal an die ausgewählten Preisträger vergeben.
    Im Gedenken an den 2018 verstorbenen Vorsitzenden des SPD-Bezirks und Initiator des Ehrenamtspreises wurde dieser in diesem Jahr umbenannt in „Manfred-Schaub-Ehrenamtspreis“.
    SPD-Bezirksvorsitzender Timon Gremmels erläuterte: “Freiwilliges und ehrenamtliches Engagement ist Ausdruck gelebter Solidarität. Durch freiwillige Arbeit in Vereinen, Organisationen und Initiativen erfahren, erlernen und praktizieren Menschen Gemeinschaftsempfinden, Fairness und Toleranz – Werte und Tugenden, die für den Zusammenhalt der Gesellschaft von zentraler Bedeutung sind. Soziales Handeln und solidarische Mitverantwortung im alltäglich gelebten Engagement stärken nicht nur den gesellschaftlichen Zusammenhalt, sondern entsprechen auch den Idealen der SPD von Gerechtigkeit und Solidarität. Ohne Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren, würde unsere Gesellschaft nicht funktionieren. In einer Zeit, in der immer weniger bereit sind, sich zu engagieren, verdient dies besondere Anerkennung.“ Deshalb will die SPD mit dem Preis für besonders herausragendes freiwilliges Engagement das Ehrenamt würdigen und fördern.

    Im elften Jahr der Preisvergabe war es den nordhessischen Sozialdemokraten ein Anliegen, insbesondere mit Blick auf die Ermordung von Halit Yozgat und dem Kasseler Regierungspräsidenten Dr. Walter Lübcke das vielfältige ehrenamtliche Engagement gegen Rechtsextremismus in der Region unter dem Titel „Engagements gegen Rechts“ und angesichts der noch immer nicht überwundenen COVID 19-Pandemie den „Zusammenhalt in Zeiten von Corona“ zu würdigen.

    Einer dieser Preisträger ist der Verein „Freundinnen und Freunde des jüdischen Lebens in der Region Werra-Meißner“. Der Verein wurde 2019 gegründet. Ihm gehören der Werra-Meißner-Kreis, der Evangelische Kirchenkreis Werra-Meißner, zahlreiche Kommunen und Kirchengemeinden sowie zahlreiche persönliche Mitglieder an. Außerdem kooperiert er mit der jüdischen Gemeinde Felsberg. Er ist Träger des „Lern- und Gedenkortes für jüdisches Leben“. Der Verein will die Erinnerung an jüdisches Leben in der Region Werra-Meißner wachhalten, insbesondere in der jüngeren Generation. Er informiert über jüdische Geschichte, Kultur und Religion in der Region. Er wendet sich gegen jede Form von Antijudaismus und Antisemitismus. Ziel ist die Prävention gegen wiederaufkeimenden Antisemitismus.

  7. Besuch von Staatsminister Michael Roth in Abterode

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    Auf seiner diesjährigen Sommertour durch seinen Wahlkreis besuchte Staatsminister Michael Roth wieder einmal den Lern – und Gedenkort in der ehemaligen Synagoge in Abterode. Er ließ sich von den Vorstandmitgliedern Dr. Martin Arnold, Friedhelm Junghans und Ludger Arnold über die aktuelle Situation informieren. Dabei war vor allem wichtig, wie die Arbeit trotz der Corona – Pandemie fortgesetzt werden konnte. Sie erschwerte die Arbeit zwar erheblich, aber während des „Lockdown“ konnten digitale Veranstaltungen angeboten und durchgeführt werden. Seit wieder persönliche Treffen möglich sind, haben auch erste Gruppen von Konfirmanden, Lehrern und Interessierten die Synagoge wieder besucht.

    Auch der Kreistagsvorsitzende und Landratskandidat Friedel Lenze war gekommen. Er brachte die Beitrittserklärung der Gemeinde Berkatal mit und zeigte sich beeindruckt von der Fülle an Informationen, die hier über das jüdische Leben in der Region bereits vorhanden ist und allen Interessierten zur Verfügung steht.

    Anschließend besuchte die Gruppe gemeinsam den jüdischen Friedhof in Abterode. Mit seinen 494 Grabsteinen ist er einer der größten und ältesten in ganz Nordhessen. Dr. Martin Arnold zeigte den Gästen den ältesten Grabstein von 1660, den jüngsten von 1992 und einen besonderen Grabstein, der mit der Lebensgeschichte des jüdischen Unternehmers Gumpert Bodenheim verbunden ist. Die unterschiedlich gestalteten Grabsteine legen Zeugnis ab von der Lebenssituation der jüdischen Bürger in der jeweiligen Zeit. Bürgermeister Friedhelm Junghans erläuterte, wie die Pflege und der Schutz der jüdischen Friedhofsanlagen in Hessen organisiert ist, sind doch die jüdischen Friedhöfe „für die Ewigkeit“ angelegt und in vielen Gemeinden zudem das letzte sichtbare Zeichen der ehemals lebendigen jüdischen Kultur.

    Zum Abschluss legten die Besucher kleine „Steine der Erinnerung“ auf Grabsteine als Zeichen der wertschätzenden Erinnerung.

    Ludger Arnold

  8. Bericht an die Mitgliederversammlung am 1. September 2021

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    Liebe Freundinnen und Freunde jüdischen Lebens,

    unser Verein wurde am 21. Oktober 2019 gegründet. In der Präambel der Satzung heißt es über die Aufgaben und Zwecke des Vereins:

    + Er pflegt die Erinnerung an jüdisches Leben in der Region Werra-Meißner

    + Er setzt sich ein für den Erhalt und die Nutzung von Synagogen und anderen jüdischen Einrichtungen

    + Er stellt sich dem Hass und den Ressentiments gegenüber Juden entgegen und wirbt für ein   friedliches Miteinander

    Diese recht allgemein gehaltene Zweckbestimmung gilt es mit Leben zu füllen. Der Gründungsvorstand hat versucht, in diesem Sinne zu wirken. Trotz der eingeschränkten Möglichkeiten wegen der Corona-Pandemie konnten insgesamt 13 verschiedene Kleingruppen den Lern- und Gedenkort in der Synagoge Abterode besuchen, darunter Lerngruppen aus Kirchengemeinden, aus Schulen und Menschen mit einem besonderen Interesse an jüdischem Leben:

    +            Die Schulleiterdienstversammlung des Werra-Meißner-Kreises am 16.12.2019

    +            Eine Lerngruppe der Anne-Frank-Schule Eschwege am 05.02.2020

    +            Ein Besuch der Bezirksdenkmalpflegerin Rebekka Schindehütte am 06.08.20

    +            Ein Besuch von Jugendlichen aus dem Küsterdienstteam und Mitgliedern der Gottesdienstgruppe der Evangelischen Stadtkirchengemeinde Eschwege am 08.08.2020

    +            Eine Besuchergruppe aus der Kirchengemeinde Sontra am 15.08.2020

    +            Ein Besuch des Leitungsteams vom Archiv der Jugendbewegung am 26.08.2020

    +            Ein Besuch von Rob Ariens und mit Freunden am 12.10.20

    +            Ein Besuch der Fachkonferenz Religion aus der Johannisbergschule Witzenhausen am 23.10.2020

    +            Ein Besuch von Konfirmandinnen und Konfirmanden aus der Stadtkirchengemeinde Eschwege am 10.07.2021

    +            Ein Besuch der Jury für den Hessischen Landesdenkmalschutzpreis am 13.07.2021

    +            Ein Besuch von Konfirmandinnen und Konfirmanden aus dem Kirchspiel Germerode am 04.08.2020

    +            Ein Besuch der Konfirmandinnen und Konfirmanden aus dem Kirchspiel Waldkappel am 07.07.2021

    +            Der Besuch einer Wandergruppe am 22.08.2021

     

    Darüber hinaus wurden einige besondere Veranstaltungen vorbereitet und durchgeführt, etwa zum Holocaust-Gedenktag oder zum „Tag des offenen Denkmals“. Ferner gab es eine ganze Reihe von Vorträgen und Dialogveranstaltungen, die auf großes Interesse stießen:

    +            Eine Veranstaltung zum Holocaust-Gedenktag am 27.01.2020 mit Annamaria Zimmer und York Egbert König

    +            Ein digitaler Workshop mit dem Landtagsabgeordneten Felix Martin zum Umgang mit

    Verschwörungsmythen und rechter Hetze am 27.02.2020

    +            Eine Veranstaltung zum Thema „Wie lebt es sich als Jude in Deutschland?“ Evangelisches Forum Werra-Meißner am 28.02.2020 mit Manuel Pelz, Mitglied der jüdischen Gemeinde Felsberg, und Dr. Michael Dorhs, Leiter des Referates für Schule und Unterricht im Landeskirchenamt Kassel

    +            Eine Youtube-Andacht in Zusammenarbeit mit dem Evangelischen Kirchenkreis Werra-Meißner am 16.08.2020

    +            Ein digitales Angebot am „Tag des offenen Denkmals“ am 13.09.2020. Toni Trebing und Walter Junghans erzählten, wie sie die Synagoge in Abterode in ihrer Kindheit erlebt haben

    +            Eine Veranstaltung für zugewanderte russische Jüdinnen und Juden am 22.09.2020 in Zusammenarbeit mit dem Verein „Interkulturelles Miteinander im Werra-Meißner-Kreis

    +            Ein Vortrag von Annamaria Zimmer, Martin Arnold und Melanie Salewski über das Jahr 1933 aus jüdisch-regionaler Perspektive am 28.04.2021

    Auch einige Politikerinnen und Politiker verschiedener Parteien, darunter Mandatsträger aus Kreis und Land, besuchten die Synagoge Abterode, um sich über die Arbeit des Vereins zu informieren. Alle zeigten sich beeindruckt von unserer Arbeit und sicherten ihre weitere Unterstützung zu:

    +            Ein Besuch von Staatsminister Michael Roth mit den beiden Landtagsabgeordneten Karina Fissmann und Knut John am 03.08.2020

    +            Der Landtagsabgeordnete Felix Martin am 14.08.2020

    +            Ein Besuch des Landtagsabgeordneten Stefan Naas am 08.10.2020

    +            Ein Besuch der SPD-Kreistagsfraktion am 24.11.2020

    +            Die Hessische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst Angela Dorn am 05.03.2021

    Da die Möglichkeiten zur Durchführung von Veranstaltungen seit Beginn der Pandemie sehr beschränkt waren, haben wir ergänzend zum Internetauftritt des Vereins auch Socialmedia-Kanäle bei Facebook, Instagram, Twitter und Youtube eingerichtet. Über diese Wege konnten wir auch während der starken Einschränkungen viele Menschen erreichen und ansprechen. Auf „Facebook“ hat der Verein insgesamt 611 Freundinnen und Freunde, auf Instagram 122 Abonnenten und auf dem ersten kürzlich eingerichteten Twitter-Account neun Personen, die unsere Nachrichten verfolgen. Der Youtube-Kanal des Vereins hat zwar nur acht Abonnenten, aber einzelne Beiträge wurden mehr als 80mal aufgerufen. Viele Informationen werden auch auf der Internetseite des Vereins www.synagoge-abterode.de zur Verfügung gestellt.

    Auch die Ausstattung des Lern- und Gedenkortes in der Synagoge Abterode wurde verbessert. Dazu gehören zum einen 30 Klappstühle mit Kissen und entsprechende Transportwagen. Es wurden auch eine Kamera installiert und eine sogenannte „Spinne“ angeschafft, die es ermöglichen, in der Synagoge auch Hybridveranstaltungen durchzuführen. Und ganz neu ist eine App mit der Software „Actionbound“, mit der man einen Rundgang durch das jüdische Abterode machen kann. Unser Vereinsmitglied Marie-Christin Krüger hat diese App entwickelt. Künftig können sich Interessierte mit einem Tablet oder einem Smartphone auf den Weg machen, um die jüdische Schule, das jüdische Tauchbad oder den jüdischen Friedhof in Abterode zu entdecken.

    Alle diese Projekte konnten nur realisiert werden, weil wir finanzielle Unterstützungen erhielten, u.a. von der Belegschaft des Volkswagenwerks in Baunatal, dem Verein „Andere Zeiten“, der „Partnerschaft für Demokratie im Werra-Meißner-Kreis“, dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst und viele Einzelspendern.

    Auch auf ein ganz besonderes Projekt möchte ich hinweisen. Es gelang die virtuelle Rekonstruktion des Innenraums der Eschweger Synagoge. Die Eschweger Synagoge, deren Innenraum während des Pogroms 1938 zerstört wurde, ist nun wieder mit Hilfe von drei virtuellen Brillen begehbar. Gefördert wurde diese anspruchsvolle und neuartige Technik durch den Verein für Regionalentwicklung, die Stadtstiftung Eschwege und das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst.

    Mittlerweile hat der Verein 65 persönliche und 18 institutionelle Mitglieder. Er ist als gemeinnützig anerkannt. Über weitere Mitglieder und auch über ehrenamtliche Mitarbeit würden wir uns sehr freuen. So suchen wir dringend noch weitere Personen, die Führungen im Lern- und Gedenkort übernehmen könnten. Eine eingehende Schulung wird dazu selbstverständlich angeboten.

    Die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem jüdischen Leben in der Region Werra-Meißner konnte stark gefördert werden durch ein Themenheft der Eschweger Geschichtsblätter zum jüdischen Leben in der Region. Darin finden sich unter anderem Beiträge von Prof. Andreas Lehnardt (Universität Mainz) über die Abteröder „Genisa“ und Dr. Karl Kollmann über die jüdische Gemeinde Abterode im 17. und 18. Jahrhundert. Ferner wurde die digitale Datenbank im Lern- und Gedenkort auf inzwischen 265 Beiträge erweitert.

    Um unsere Anliegen zu verwirklichen, ist die Vernetzung und Zusammenarbeit mit anderen Akteuren sehr wichtig. Zu allererst möchte ich dabei den Verein „Aufwind“ nennen, der die Lern- und Gedenkstätte in der Synagoge Abterode realisiert und unseren Verein sozusagen „aus der Taufe gehoben“ hat und der uns auch weiterhin nach Kräften unterstützt. Eine gute Zusammenarbeit gibt es mit der Liberalen jüdischen Gemeinde „Ehmet we Schalom“ in Felsberg. Kontakt aufgenommen haben wir auch zu der jüdischen Gemeinde in Kassel und sie zu einem Besuch nach Abterode eingeladen. Beantragt wurde die Mitgliedschaft in der Gesellschaft für jüdisch-christliche Zusammenarbeit in Kassel. In guter Verbindung stehen wir auch zu vielen Schulen in der Region und zum Staatlichen Schulamt, zu Kirchengemeinden und zum Evangelischen Kirchenkreis, zu einigen Kommunen und zum Landkreis. Im Blick auf die weitere Erforschung von Lebenswegen ehemaliger jüdischer Mitbürger konnten wir zahlreiche Entdeckungen machen durch die Zusammenarbeit mit den Archiven von Yad Vashem in Israel und mit „Arolsen Archives“, in denen die Lebens- und Leidenswege von über 17,5 Millionen von den Nazis verfolgten Menschen dokumentiert werden.

    Die Einrichtung des Lern- und Gedenkortes in der Synagoge Abterode wurde in diesem Jahr nominiert für den Hessischen Denkmalschutzpreis. Schon darin drückt sich eine große Anerkennung für unser Projekt aus. Am 15. September werden wir erfahren, ob wir eine Auszeichnung erhalten.

    Im Rahmen des Jubiläumsjahres „1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ planen wir für den Herbst diesen Jahres Schulprojekttage an der Anne-Frank-Schule und an der Brüder-Grimm-Schule in Eschwege, an der Rhenanus-Schule in Bad Sooden-Allendorf, an der Johannisberg-Schule in Witzenhausen und an der Adam-von-Trott-Schule in Sontra.

    Ferner laden wir für den 12. September – den „Tag des offenen Denkmals“ – ein, den Lern- und Gedenkort Synagoge Abterode zu besuchen. Er wird von 11.00 bis 16.00 Uhr geöffnet sein. Außerdem laden wir für Montag, den 8. November 2021, zu einem Gedenken an die Novemberpogrome 1938 nach Abterode ein. Bei einem Rundgang, der um 17.00 Uhr an der ehemaligen Synagoge beginnt und zu verschiedenen Orten des Geschehens führt, werden die gewaltsamen Aktionen anhand der vorhandenen Quellen nachgezeichnet und es wird der Opfer gedacht.

    Abschließend möchten wir eine Frage ansprechen, mit der sich der Vorstand immer wieder intensiv beschäftigen musste: Wie kann die Synagoge Harmuthsachsen gerettet werden? In Harmuthsachsen ist die einzige Dorfsynagoge im Werra-Meißner-Kreis erhalten, die heute nicht für andere Zwecke genutzt wird. Sie wurde bei den Pogromen 1938 nur deshalb nicht zerstört, weil die sehr klein gewordene jüdische Gemeinde in Harmuthsachsen sie bereits 1928 verkauft hatte. Die Synagoge wurde viele Jahre über als Stall und Scheune genutzt, bis der Förderverein für die Synagoge Harmuthsachsen (der sich inzwischen unserem Verein angeschlossen hat) erreichen konnte, dass sie mit Hilfe des Landesamtes für Denkmalpflege baulich saniert wurde. Im Jahr 2004 wurde das Projekt sogar mit dem Hessischen Denkmalschutzpreis ausgezeichnet. Die Gebäude stehen wegen ihrer besonderen Bedeutung unter Denkmalschutz.

    Doch seither verfallen die Gebäude leider wieder. Der private Eigentümer hat ein Betreten des Grundstücks und der Gebäude untersagt. Er unternimmt nichts, um die Gebäude zu erhalten. Wenn es so weiter geht, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Gebäude einstürzen. Der Vorstand hat – in Absprache mit dem Werra-Meißner-Kreis und der Stadt Waldkappel, die auch beide Mitglieder unseres Vereins sind – Gespräche geführt mit dem Hessischen Landesamt für Denkmalschutz, mit der Hessischen Ministerin für Wissenschaft und Kunst (die auch für den Denkmalschutz zuständig ist), mit verschiedenen Abgeordneten des Hessischen Landtages und dem Regierungspräsidium in Kassel.

    Der Verein bittet die Untere Denkmalschutzbehörde, in Absprache mit dem Landesamt für Denkmalpflege kurzfristig geeignete bauliche Maßnahmen zu ergreifen, um die vom Verfall bedrohte Synagoge in Harmuthsachsen und das Nebengebäude zu sichern.

    Perspektivisch hoffen wir, dass die Synagoge und das zugehörige Nebengebäude in öffentliches Eigentum überführt werden können. Der Verein der Freundinnen und Freunde jüdischen Lebens könnte es übernehmen, die Synagoge für kulturelle Zwecke (Führungen, Ausstellungen, Lesungen, Sommerkonzerte) öffentlich zugänglich zu machen. Mit Hilfe der Arbeitsgemeinschaft Archäologie im Werra-Meißner-Kreis könnte dann eventuell auch die darin verborgene Mikwe (jüdisches Tauchbad) freigelegt werden. Er könnte ferner die ehemalige jüdische Lehrerwohnung erschließen (Entrümpelung durch freiwillige Arbeitseinsätze) und für Führungen herrichten.

    Die Stadt Waldkappel wäre dann bereit, künftig auf die Grundsteuer und sämtliche anfallende Gebühren für die ehemalige Synagoge und das angrenzende Gebäude zu verzichten. Der Bauhof der Stadt könnte sich um kleinere Unterhaltungs- und Pflegemaßnahmen kümmern.

    Das Landesamt für Denkmalpflege hat für den Fall eines Eigentümerwechsels zugesagt, den Verein in fachlicher Hinsicht und bei der Akquise von Fördermitteln kräftig zu unterstützen. Es bestünde die Chance, das jüdische Ensemble in Harmuthsachsen baulich zu erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

    Doch kann unser noch junger und kleiner Verein ein solches Projekt schultern? Dabei geht es nicht nur um die finanziellen Möglichkeiten, sondern auch um die personellen Ressourcen, die für die Baumaßnahmen und für die Realisierung des angedachten Nutzungskonzeptes nötig sind. Darüber möchten wir nachher – der Punkt steht ja auf der Tagesordnung – gern mit Ihnen ins Gespräch kommen.

     

    Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

  9. Trotz Corona-Pandemie große Wirksamkeit entfaltet

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    25 Mitglieder konnte Dr. Martin Arnold, der Vorsitzende des Vereins der Freundinnen und Freunde jüdischen Lebens im Werra-Meißner-Kreis, zur diesjährigen Mitgliederversammlung begrüßen. Die Versammlung fand bei gutem Wetter im Freien auf dem Pfarrhof in Abterode statt. Der Vorstand des Vereins berichtete ausführlich über die Entwicklung des jungen Vereins, der erst im Jahr 2019 gegründet wurde. Inzwischen hat er bereits 65 persönliche und 18 institutionelle Mitglieder. Unter den institutionellen Mitgliedern sind unter anderem der Werra-Meißner-Kreis, der Evangelische Kirchenkreis, zahlreiche Kommunen und Kirchengemeinden, Schulen und der Verein Aufwind, der in der Synagoge Abterode ein „Lädchen für alles“ betreibt. Schatzmeister Friedhelm Junghans konnte auch von einer guten finanziellen Situation berichten. Zahlreiche Zuschüsse, Kollekten und Spenden ermöglichen die Realisierung verschiedener Projekte.

    Trotz der Corona-Pandemie besuchten im zurückliegenden Jahr viele Kleingruppen und interessierte Gäste den Lern- und Gedenkort in der Synagoge Abterode. Die Ausstattung des Lern- und Gedenkortes konnte verbessert werden. So gibt es dort inzwischen virtuelle Brillen, mit denen der Innenraum der ehemaligen Eschweger Synagoge wieder besichtigt werden kann. Über seine Aktivitäten berichtet der Verein auch mit eigenen Seiten auf Facebook, bei Instagram, Youtube und Twitter sowie über die Internetseite www.synagoge-abterode.de. Ganz neu: Marie-Christin Krüger hat mit Hilfe der App „Actionbound“ eine virtuelle „Schnitzeljagd“ durch das jüdische Abterode entwickelt. Ausführlich diskutiert wurde über die Möglichkeiten zur Erhaltung der Synagoge in Harmuthsachsen, die leider vom Verfall bedroht ist. Die Mitgliederversammlung ermutigte den Vorstand, weiter am Ball zu bleiben und sich für die Rettung der Synagoge einzusetzen.

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