Archiv: Okt 2021

  1. Junges Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft besucht Eschwege und Abterode

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    Eine Gruppe junger Menschen aus dem Rhein-Main-Gebiet besuchte die Ben-Gurion-Gedenktafel am Preußenplatz in Eschwege und anschließend die ehemalige Synagoge in Abterode. Ihr besonderes Interesse galt dabei dem Lager für „displaced persons“, das zwischen 1946 und 1949 auf dem Gelände des ehemaligen Flugplatzes an der Niederhoner Straße untergebracht war. Bis zu 3.000 Menschen, die den Holocaust und die Konzentrationslager überlebt hatten, verbrachten dort eine Übergangszeit, um sich auf die Auswanderung nach Palästina, in die USA oder in andere Länder vorzubereiten. Am 15. Oktober 1946 besuchte David Ben Gurion, der Vorsitzende der „Jewish Agency“ und spätere erste Ministerpräsident des 1948 gegründeten Staates Israel, das Lager in Eschwege. Mehrere tausend Menschen versammelten sich, um ihn zu sehen und zu hören. Ben Gurion lud ein zur Auswanderung nach Israel. Martin Arnold von den „Freundinnen und Freunden jüdischen Lebens im Werra-Meißner-Kreis“ informierte über die Einrichtung und Organisation des Lagers. In der Synagoge Abterode zeigte sich die Gruppe erstaunt über das jahrhundertelange jüdische Leben in der Region Werra-Meißner. „Die Geschichte“, so ein Mitglied der Gruppe, „veranlasst uns zu verantwortlichem Handeln gegen die Benachteiligung von Minderheiten, gegen Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus und dem Einsatz für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte – Prinzipien, die Deutschland und Israel teilen.“

  2. Gedenken an den 8. November: Die Pogromnacht in Abterode 1938

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    Im November 1938 wurden in Abterode – wie an vielen anderen Orten in Deutschland – die Synagoge, jüdische Geschäfte und Wohnhäuser verwüstet. SA-Leute und eine aufgebrachte Menge bedrohten und misshandelten jüdische Männer und Frauen. Jüdische Männer wurden verhaftet und in das KZ Buchenwald gebracht.

    Am Montag, dem 8. November 2021, wollen wir an diese Geschehnisse erinnern. Bei einem Rundgang, der um 18.00 Uhr an der ehemaligen Synagoge beginnt und zu verschiedenen Orten des Geschehens führt, werden die gewaltsamen Aktionen anhand der vorhandenen Quellen nachgezeichnet und es wird der Opfer gedacht.

    Der Verein der Freundinnen und Freundinnen jüdischen Lebens im Werra-Meißner-Kreis möchte mit dieser Aktion an das dunkelste Kapitel jüdischen Lebens in Deutschland erinnern. Er möchte damit aber auch ein Zeichen setzen gegen neu aufkeimenden Antisemitismus und ein gutes Miteinander von Christen und Juden bei uns fördern.

    Treffpunkt:

    Synagoge Abterode (Vorderweg 1), 18.00 Uhr

    Bei der Veranstaltung beachten wir die Schutzbestimmungen gegen die Corona-Pandemie. Bitte melden Sie sich zu der Veranstaltung an (martin.arnold@posteo.de; Tel. 05651-339281).

  3. Juden bitten um Solidarität gegen Antisemitismus

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    Einen Schulprojekttag über „Jüdisches Leben und Antisemitismus“ erlebten die Schülerinnen und Schüler der 10. Jahrgangsstufe sowie einige aus der 9. Klasse an der Brüder-Grimm-Schule in Eschwege. Dazu konnte Schulleiterin Ute Walter unter anderem den jüdischen Rapper Ben Salomo und den jüdischen Studenten Frederic Willing begrüßen. Ben Salomo berichtete von persönlichen Erfahrungen mit Antisemitismus, besonders in der Rap-Szene. Er wird auch aktuell bedroht, weil er immer wieder öffentlich auf den Hass gegen Juden hinweist. „Was ist eigentlich Antisemitismus?“, fragte er die Jugendlichen. Die Antwort habe schon vor Jahrzehnten der Sozialphilosoph Theodor W. Adorno gegeben: „Antisemitismus ist das Gerücht über die Juden.“ Ben Salomo bat die Schulgemeinde, gemeinsam gegen jede Form von Diskriminierung, auch gegenüber anderen Minderheiten, zusammenzustehen. In einem Workshop informierte Annamaria Zimmer über die durch den Holocaust ausgelöschte Geschichte der jüdischen Gemeinde in Eschwege. Frederic Willing, der zur jüdischen Gemeinde in Felsberg gehört, gab Einblick in den Alltag heutigen jüdischen Lebens. Die Food-Journalistin Sabine Knappe bereitete in der Schulküche mit den Jugendlichen „Haroset“ zu. Dies ist ein Fruchtmus, das am jüdischen Pessach-Fest im Rahmen des Sedermahls gegessen wird. Es erinnert in seiner Farbe und Konsistenz an den Lehm, aus dem die Israeliten während der Sklaverei in Ägypten Ziegelsteine herstellen mussten. Ludger Arnold vom Verein der Freundinnen und Freunde jüdischen Lebens im Werra-Meißner-Kreis zog eine positive Bilanz des Tages: „Wir haben aus der Geschichte gelernt. Wir haben den Antisemitismus durchschaut. Deshalb seid solidarisch mit Jüdinnen und Juden, die unter uns leben.“

  4. Mazel Tov Cocktail

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    Zu einer intensiven Auseinandersetzung mit jüdischem Leben und Antisemitismus kam es jüngst an der Rhenanus-Schule in Bad Sooden-Allendorf. Im Rahmen von Schulprojekttagen beschäftigten sich die Schülerinnen und Schüler der 9. und 10. Klassen mit jüdischer Geschichte, aber auch mit jüdischem Alltag heute. Steffi Hoffmann, die sich seit langem mit dem Antisemitismus beschäftigt, hatte den preisgekrönten Film „Mazel Tov Coctail“ mitgebracht. Darin wird die Geschichte von Dimitrij erzählt, einem Sohn russischer Einwanderer, der als Jude an seiner Schule antisemitisch beleidigt wird. Der Jugendliche wehrt sich, indem er dem Mitschüler, der ihn provoziert hat, mit einem Faustschlag die Nase bricht. Der vielschichtige Film bot viele Ansatzpunkte, um die Lebenswelt heutiger jüdischer Jugendlicher zu entdecken und über den Umgang mit Antisemitismus ins Gespräch zu kommen.

    Die Jugendlichen hatten sich im Unterricht zuvor mehrere Tage lang mit jüdischer Geschichte und Religion beschäftigt. Frederic Willing, Student und Mitglied der Liberalen Jüdischen Gemeinde Felsberg, und Steffi Hoffmann stellten sich den Fragen der Schülerinnen und Schüler. In verschiedenen Workshops wurden weitere Aspekte jüdischen Lebens beleuchtet. Steffi Hoffmann sprach mit den Jugendlichen über das Konzentrationslager Auschwitz und die unterschiedlichen Beweggründe, den Ort heute zu besuchen. Martin Arnold zeichnete am Beispiel der jüdischen Familie Bodenheim aus Bad Sooden-Allendorf die Diskriminierung, Emanzipation, Assimilation und Zerstörung jüdischen Lebens im 19. und 20. Jahrhundert nach. Annamaria Zimmer berichtete eindrücklich über jüdisches Leben in Eschwege, insbesondere in der Zeit des Nationalsozialismus. In einer von Ludger Arnold moderierten Schlussrunde zeigten sich die Jugendlichen von einigen Dingen überrascht. „Ich habe gar nicht gewusst, dass es heute Juden unter uns gibt“, bekannte eine Schülerin. Und ein anderer sagte: „Krass, was damals im Nationalsozialismus passiert ist.“ Martin Arnold, der Vorsitzende der Freundinnen und Freunde jüdischen Lebens, rief die Schülerinnen und Schüler zum Respekt vor jüdischer Geschichte, Kultur und Religion auf, denn der Hass auf Juden sei bis heute nicht verschwunden. Martin Herrmann, der die Projekttage an der Rhenanus-Schule vorbereitet und koordiniert hat, regte an, die Auseinandersetzung mit dem Thema fortzusetzen. Ein Besuch im Lern- und Gedenkort für jüdisches Leben in der Synagoge Abterode ist schon geplant.

  5. Gemeinsam gegen Diskriminierung

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    Über einen ganzen Vormittag hinweg setzten sich die Schülerinnen und Schüler der 9. Klassen der Johannisberg-Schule in Witzenhausen mit dem Thema „Jüdisches Leben und Antisemitismus“ auseinander. Das Besondere: Sie hatten dabei jüdische Gesprächspartner. Der bekannte jüdische Rapper Ben Salomo berichtete, dass insbesondere im Gangsta-Rap Vorurteile und Hass gegen Juden verbreitet sind. Auch in seinem eigenen Leben ist er schon oft mit Antisemitismus konfrontiert worden. „Ich hätte nicht gedacht, wie extrem der Hass auf Juden in der Musikszene ist“, bekannte ein Schüler. Der jüdische Student Frederic Willing stellte sich den Fragen der Schülerinnen und Schüler. Was bedeutet Jude-sein im Alltag? Wie stehen die Juden zu anderen Weltreligionen? Welche Regeln gibt es im Judentum? Die Food-Journalistin Sabine Knappe bereitete in der Schulküche mit den Schülerinnen und Schülern leckeres jüdisches Essen vor. Und Martin Arnold informierte über die jahrhundertelange Geschichte der jüdischen Gemeinde in Witzenhausen und ihre Auslöschung durch den Nationalsozialismus. „Seid wachsam gegenüber jeder Form von Diskriminierung“, ermahnte Schulleiter Andreas Hilmes, „insbesondere auch gegen die Diskriminierung von Juden.“ Er dankte den Lehrkräften Luisa Amlung und Philip Ernst für die Vorbereitung des Tages, auch den jüdischen Gästen und anderen Mitwirkenden. Der Projekttag wurde durch den Verein „1.700 Jahr in Deutschland“ und die Friedrich-Naumann-Stiftung gefördert.

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