Max und seine Fragen
Mit einem Kinderbuch erzählt Julio M. Rosenblatt über die Ausgrenzung von jüdischen Kindern und Familien in einem nordhessischen Dorf während der Nazizeit. Er selbst lebt in Uruguay, seine Vorfahren kommen aber aus Beiseförth im Schwalm-Eder-Kreis. Auf Einladung des Initiativbündnisses „Jüdisches Leben in Beiseförth“ ist er nach Deutschland gekommen, um anhand seiner Familiengeschichte über Ausgrenzung und Rassismus während der Nazizeit zu berichten. Neben verschiedenen Veranstaltungen in Beiseförth besuchte er nun auch mit seiner Frau die Adam-von-Trott-Schule in Sontra und den Lern- und Gedenkort für jüdisches Leben in der Synagoge Abterode.
Ein Religionskurs mit seinem Lehrer Benjamin Giesen hatte ihn in die Schule eingeladen. Die 17 und 18 Jahre alten Schülerinnen und Schüler gingen mit ihm der Frage nach, wie der Nationalsozialismus in einem kleinen Dorf, in dem jahrhundertelang jüdische Familien gelebt hatten, die Dorfgemeinschaft spalten und den Hass auf Juden bis hin zu einem Pogrom anstacheln konnte. Dabei wurde deutlich, dass insbesondere die Volksschulen in vielen Dörfern zu einem Ort der ideologischen Indoktrination wurden. Die Gespräche wurden teils in englischer, teils in deutscher Sprache geführt.
Anschließend informierte sich Julio Rosenblatt in der Synagoge Abterode über das ehemalige jüdische Leben in der Region Werra-Meißner. Ludger Arnold, Dr. Martin Arnold und Rolf Hocke erzählten ihm von den ehemals 14 jüdischen Gemeinden, in denen es wie in Beisförth zu Ausgrenzung und im Jahr 1938 zu Pogromen kam. Die Gefahr des Antisemitismus ist bis heute nicht gebannt. Herr Rosenblatt betonte den Wert einer unabhängigen und kritischen Bildung, um Vorurteile zu durchschauen und das „Kippen“ von einer Demokratie in eine Diktatur zu verhindern.