Paul Lieberknecht stand in der NS-Zeit verfolgten Christen jüdischer Herkunft bei

Ein „Paul-Lieberknecht-Weg“ erinnert neuerdings in Kassel an einen aus Eschwege stammenden Pfarrer, der in der NS-Zeit Christen jüdischer Herkunft unterstützte. Im NSDAP-Hetzblatt „Der Stürmer“ wurde Lieberknecht in Verunglimpfung seines Namens auch als „Judenknecht“ bezeichnet, weil er im Jahr 1938 zwei Kinder einer in Kassel bekannten „nichtarischen“ Familie konfirmiert hatte.

Lieberknecht war im Jahr 1886 in Eschwege geboren. Sein Vater hatte es dort mit einem Kolonialwarengeschäft zu Wohlstand gebracht. Nach dem Abitur an der Friedrich-Wilhelm-Schule in Eschwege studierte Lieberknecht evangelische Theologie in Berlin und in Marburg. Von 1925 bis 1941 war er Gemeindepfarrer an der Kreuzkirche in Kassel. Dort engagierte er sich mit der „Bekennenden Kirche“ gegen das Vordringen völkischer Umformungen des christlichen Glaubens durch nationalsozialistisch eingestellte Amtskollegen. Dort war er auch „Vertrauensmann“ der „Kirchlichen Hilfsstelle für evangelische Nichtarier“. Deswegen wurde er auch von der Geheimen Staatspolizei überwacht. Als er wegen Ehescheidung das Pfarramt niederlegen musste, trat er aus der Evangelischen Kirche aus, führte aber seine seelsorgerliche Arbeit fort. Nach Kriegsende bemühte er sich um den Wiedereintritt in die Evangelische Kirche und um die Fortsetzung seines Pfarrdienstes. Dies wurde ihm jedoch verwehrt. Er starb am 1. April 1947, also vor fast genau 75 Jahren.

Die Evangelische Kreuzkirchengemeinde in Kassel ehrt Paul Lieberknecht mit einer Gedenktafel. Im Namen der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck würdigte Dr. Michael Dorhs sein mutiges Eintreten gegen den Nationalsozialismus und für die verfolgten Christen jüdischer Herkunft. Zugleich bedauerte er die harte und unbarmherzige Haltung der Kirchenleitung gegenüber Lieberknecht. Kassels Oberbürgermeister Christian Geselle begrüßte die Initiative der Kreuzkirchengemeinde und des Stadtteiles, mit einem öffentlichen Zeichen an Paul Lieberknecht zu erinnern.