So viele Namen, so viel Leid

Zentrales Holocaust-Gedenken für den Werra-Meißner-Kreis in Herleshausen

48 Namen von jüdischen Männern und Frauen, Kindern und Alten aus Herleshausen standen im Mittelpunkt des Holocaust-Gedenkens am 27. Januar. „Es waren keine Nummern, es waren Menschen mit einem Namen, Nachbarn hier in Herleshausen, die in der Nazizeit umgebracht wurden“, sagte Helmut Schmidt, Vorsitzender des Arbeitskreises Stolpersteine im Herleshäuser Werratalverein. Schülerinnen und Schüler der Südringgauschule hatten die Namen der Opfer auf Steine geschrieben, die sie am Platz der ehemaligen Synagoge in Herleshausen ablegten. Fast bedrückend war die Stille, die bei der Verlesung der Namen zu spüren war.

Zu der Gedenkfeier waren etwa 150 Menschen aus Herleshausen und aus dem ganzen Werra-Meißner-Kreis, aber auch aus dem benachbarten Thüringen nach Herleshausen gekommen. „Herleshausen steht heute stellvertretend für die ehemals 14 jüdischen Gemeinden im Werra-Meißner-Kreis und für die Millionen Opfer des Holocaust aus ganz Europa“, sagte Martin Arnold, der Vorsitzende der „Freundinnen und Freunde jüdischen Lebens im Werra-Meißner-Kreis“. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Gedenkfeier hatten Lichter mitgebracht und bildeten in der Dunkelheit eine lange Menschen- und Lichterkette vom Platz vor der Burgkirche bis zum Platz der ehemaligen Synagoge. Damit wurde die Verbindung von Christen und Juden symbolisch wieder hergestellt, die durch den Nationalsozialismus zerstört worden war.

Vier der 48 Menschen aus Herleshausen wurden etwas ausführlicher vorgestellt, nämlich die 13-jährige Schülerin Rosie Ochs, die 32-jährige „Putzmacherin“ Hilda Voigt, der 29-jährige Chemiker Herbert Katzenstein und die 38-jährige Paula Hohmann, die wegen ihrer Behinderung umgebracht wurde. Sie standen beispielhaft für mehr als 800 Menschen aus dem Gebiet des heutigen Werra-Meißner-Kreises, derer in Herleshausen gedacht wurde. In einem Klagepsalm brachte Pfarrer i.R. Dr. Manfred Gerland zum Ausdruck, wie Juden und Christen angesichts dieses unvorstellbaren Leids vor Gott treten.

„Wir wünschen Frieden euch allen“ sangen die Teilnehmer der Gedenkveranstaltung unter Leitung des ehemaligen Herleshäuser Pfarrers Martin von Frommannshausen. Ludger Arnold von den Freundinnen und Freunden jüdischen Lebens dankte den vielen Mitwirkenden, auch der Polizei und der Feuerwehr. Zum Abschluss der Gedenkfeier erfreuten die Herleshäuser Landfrauen alle, die trotz Kälte und Regen teilgenommen hatten, mit heißen Getränken und einem kleinen Imbiss.