Liebe und Leid einer jüdischen Familie aus Abterode

Die Mitwirkenden von links nach rechts: Jonathan Panke, Laura Wallmann, Ludger Arnold, Thomas Bartscher, Simon Exner, Melanie Salewski und Martin Arnold. Im Hintergrund: Gisela Simon geborene Stern.

Die Sterns waren eine große jüdische Familie in Abterode. Der Viehhändler und Metzger Louis Stern hatte als Soldat im Ersten Weltkrieg durch einen Granatsplitter sein Augenlicht verloren. In Rosa Katz fand er dennoch eine Frau. Den beiden wurde im Jahr 1931 die Tochter Gisela geschenkt. „Er hat mich sehr geliebt“, erzählte Gisela 1994 in einem Interview, „denn ich war wie ein Kind, von dem er nie gedacht hätte, dass er es haben würde. Und er und sein ältester Bruder, mein Onkel und meine Tante, lebten im selben Dorf mit zwei Kindern, zwei Jungen, die meine Cousins waren und sich sehr um mich kümmerten. Und wir hatten auch viele Tiere, wir hatten also ein sehr gutes Leben.“ Dies änderte sich jedoch bald. Die Erwachsenen waren antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt. Giselas Eltern zogen nach Frankfurt. Ihre Mutter starb dort an Krebs. Doch ihr Vater fand in Gertrud Fackenheim eine neue Frau. Im Jahr 1942 wurde die ganze Familie in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Wie durch ein Wunder überlebten alle drei und konnten in die USA emigrieren.

Laura Wallmann sprach mit Jonathan Panke und Simon Exner über ihre Arbeit

1994 berichtete sie in einem Videointerview von deren Schicksal. 25 Besucherinnen und Besucher hörten und sahen in der Synagoge Abterode Ausschnitte aus der Lebensgeschichte von Gisela Simon geborene Stern. Weitere 35 Personen waren online zugeschaltet, konnten sich jedoch mit Fragen und Beiträgen beteiligen. Darunter waren auch Larry und Mark Simon, die beiden Söhne von Gisela Simon, sowie Magdalena Scharf, ihre Schwiegertochter. Das englischsprachige Videointerview aus dem Jahr 1994 war von Jonathan Panke und Simon Exner übersetzt und mit deutschen Untertiteln versehen worden. Im Rahmen eines „Freiwilligen Sozialen Schuljahres“ engagieren sie sich für den Verein der „Freundinnen und Freunde jüdischen Lebens“. Laura Wallmann sprach mit den beiden Jugendlichen über die technischen Herausforderungen der digitalen Filmbearbeitung. „Die waren enorm“, sagte Simon Exner. „Aber mich hat auch berührt, was Gisela Simon aus ihrem Leben erzählt hat“, ergänzte Jonathan Panke. Mark Simon, selbst professionell in der Filmbranche tätig, lobte die beiden Jugendlichen für ihr besonderes Engagement. Ludger Arnold dankte den beiden nicht nur für die umfangreichen Vorarbeiten, sondern auch für die technische Betreuung der Veranstaltung. „Mit diesen neuen technischen Möglichkeiten erreichen wir weit mehr Menschen als bisher.“

Etwa 35 Personen nahmen online an der Veranstaltung teil.

Magdalena Scharf (Bildschirm), Schwiegertochter von Gisela Simon, half als Übersetzerin.