Wie Jérôme Bonaparte, König von Westfalen in Kassel, Juden gleiche Rechte zusprach
Juden sollten dieselben Rechte und Freiheiten genießen wie alle anderen Untertanen: Diese revolutionäre Neuerung verkündete Jérôme Bonaparte im Jahr 1808 in einem sogenannten „Emanzipationsdekret“. Über Jahrhunderte hinweg waren Jüdinnen und Juden in Hessen diskriminiert worden. Jetzt, unter französischer Herrschaft, sollten alle gleich sein. An dieses besondere Ereignis erinnerte Martin Arnold vom Verein der „Freundinnen und Freunde jüdischen Lebens im Werra-Meißner-Kreis“ die französischen Besucherinnen und Besucher aus Landivisiau in der Bretagne. Im Rahmen eines Besuches in ihrer Partnerstadt Bad Sooden-Allendorf informierten sie sich auch über die jüdische Geschichte in der Region Werra-Meißner.
Auch wenn die französische Herrschaft nur wenige Jahre dauerte und mit der Rückkehr des hessischen Kurfürsten auch die alten diskriminierenden Bestimmungen zurückkehrten, blieb der Gedanke der „Gleichheit“ vor dem Gesetz in der Welt. Tatsächlich erlangten Jüdinnen und Juden im 19. Jahrhundert gleiche Rechte. Und so konnte der in Abterode geborene Gumpert Bodenheim in Allendorf eine Papierwarenfabrik aufbauen, die bald zum Weltmarktführer aufstieg und vielen Allendörfern gute Arbeit bot.
Auf die Emanzipation folgte jedoch die Vernichtung der jüdischen Gemeinden in der Zeit des Nationalsozialismus. Erschrocken zeigten sich die Gäste über den Antisemitismus und die Pogrome in jener Zeit. Mit einem Gang über den großen jüdischen Friedhof in Abterode schloss die Spurensuche der französischen Gäste.