Ja zum Leben
Leon Weintraub ist im Jahr 1926 in einer jüdischen Familie in Lodz in Polen geboren. Er wuchs in armen Verhältnissen auf, weil sein Vater schon kurz nach seiner Geburt starb und seine Mutter fünf Kinder allein zu versorgen hatte. Er überlebte das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau und mehrere andere Konzentrationslager. Am Ende wog er nur noch 35 Kilogramm und litt an Typhus. Trotz dieser schweren Erfahrungen ist er bis heute voller Zuversicht. „Ich bin Arzt und Geburtshelfer geworden, weil ich „dem Leben zum Leben verhelfen wollte“, sagte er kürzlich in einem Interview. Er studierte Medizin in Göttingen und wurde Arzt in Polen. Dort erlebte er jedoch in den 1960iger Jahren erneut Antisemitismus, so dass er nach Schweden emigrieren musste. „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, dafür lebe ich. Ich bin ein Humanist“, so Weintraub. Bis heute besucht er Schulen, um über den Nationalsozialismus zu informieren und vor dem Antisemitismus zu warnen. Dabei ist er immer optimistisch: „Man sollte nicht über die 20 % klagen, die AfD wählen, sondern sich über die 80% freuen, die dagegen halten“, so Weintraub. Laura Wallmann und Benjamin Matoff von den Freundinnen und Freunden jüdischen Lebens im Werra-Meißner-Kreis stellten im Haus ZundA in Witzenhausen ein ausführliches Interview vor, das Weintraub kürzlich im Göttingen gab. Ein Austausch über diesen beeindruckenden Menschen schloss sich an. Der Verein wird demnächst in Witzenhausen weitere Zeitzeugen vorstellen. Ganz im Sinne von Leon Weintraub: „Vergessen heißt, die Opfer noch einmal töten.“