Wenn die Menschenwürde mit Füßen getreten wird
Wohin es führt, wenn die Menschenwürde eingeschränkt, die Demokratie abgeschafft und der Hass auf Minderheiten entfesselt wird, konnten 60 Schülerinnen und Schüler aus dem 6. Jahrgang der Brüder-Grimm-Schule aus Eschwege an zwei Projekttagen in Abterode erfahren. In der ehemaligen Synagoge, die jetzt ein Lern- und Gedenkort für jüdisches Leben im Werra-Meißner-Kreis ist, lernten sie an konkreten Beispielen aus der Region, wie Jüdinnen und Juden in der Zeit des Nationalsozialismus entrechtet, eingeschüchtert, vertrieben und schließlich ermordet wurden. Sie besuchten auch den jüdischen Friedhof in Abterode, auf dem seit dem Jahr 1659 die Jüdinnen und Juden aus Abterode und Frankershausen bestattet wurden. Mit 494 erhaltenen Grabsteinen ist er einer der größten Hessen. Im Jahr 1941 sollte er eingeebnet und einer landwirtschaftlichen Nutzung zugeführt werden. Nur durch den Krieg wurde dieser Plan zunichte. Für fast alle Schülerinnen und Schüler war es der erste Besuch auf einem jüdischen Friedhof. Sie lernten einige Besonderheiten kennen, wie etwa die Ausrichtung der Gräber in Richtung Jerusalem in Erwartung des Messias, die Beständigkeit der Gräber über Jahrhunderte hinweg und den Verzicht auf jegliche Grabpflege. „Die Menschenwürde ist unantastbar“, sagte Dr. Martin Arnold vom Verein der Freundinnen und Freunde jüdischen Lebens mit einem Zitat aus dem Grundgesetz, das vor 75 Jahren als Antwort auf den Nationalsozialismus formuliert wurde. „Das ist angesichts des zunehmenden Antisemitismus heute mehr denn je aktuell“, ergänzte Arnold Baier, der die Gruppen durch die zwei Projekttage begleitete. Im Namen der Schule bedankte sich Tina Pfeiffer, die verantwortliche Lehrkraft für das Programm „Schule ohne Rassismus und mit Courage“ für die schülernahe und motivierende Veranstaltung. Das Projekt wird durch die Partnerschaft für Demokratie im Werra-Meißner-Kreis im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ gefördert.