Bundestagsabgeordnete Tesfaiesus besucht Synagoge in Harmuthsachsen

Awet Tesfaiesus (3. von rechts) mit Ludger Arnold (3. von links hinten) vor der Synagoge

Die Bundestagsabgeordnete Awet Tesfaiesus (Bündnis 90 / Die Grünen) besuchte die ehemalige Synagoge in Harmuthsachsen. Sie wollte sich über den Zustand der Gebäude informieren, die zu Beginn dieses Jahres vom Verein der Freundinnen und Freunde jüdischen Lebens gekauft worden waren. Ludger Arnold, der stellvertretende Vorsitzende des Vereins, informierte über den Stand der Erhaltungsarbeiten und über die Zukunftspläne des Vereins.

Erst nach sehr langen Bemühungen war es dem Verein im Februar 2024 gelungen die Gebäude zu erwerben. Dies ist zum einen die ehemalige „Scheunensynagoge“ – eine der allerletzten dieser Art in Hessen -, das ehemalige Lehrerhaus, in dem auch die Mikwe der Gemeinde (rituelles Tauchbad) vermutet wird, sowie ein Vorderhaus an der Bilsteinstraße. Zurzeit werden in Abstimmung mit den Denkmalbehörden erste Sicherungsmaßnahmen und Untersuchungen zum Bauzustand und zur Baugeschichte durchgeführt. Das Synagogengebäude wurde am Ende der 90er Jahre bereits gesichert und restauriert, blieb dann aber für die Öffentlichkeit verschlossen. Hier soll vorsichtig weiter restauriert werden, um den Synagogenraum angemessen vor allem für kulturelle Veranstaltungen zu nutzen.

In der bedrückend authentischen Atmosphäre des Lehrerhauses konnte Ludger Arnold davon berichten, dass dieses Gebäude als kleines Museum für die regionale jüdische Geschichte genutzt werden soll. Dabei komme der ehemaligen Mikwe eine besondere Bedeutung zu. So würden sich die beiden Erinnerungsorte in Abterode und Harmuthsachsen gut ergänzen.

Ludger Arnold (Mitte) informiert in der Synagoge über die Geschichte des Gebäudes

Bei dem Rundgang ergaben sich ernste Gespräche auch über den aktuell wieder erkennbaren Antisemitismus. Einigkeit bestand darin, dass vor allem mit jungen Menschen präventiv gearbeitet werden muss. Dabei spielt die Erinnerungsarbeit eine entscheidende Rolle, wenn es gelingt, durch Einzelschicksale die ganze Tragweite der Verfolgung deutlich zu machen. Awet Tesfaiesus sagte: “Zeitzeugenwissen liegt bei Einzelpersonen und wird manchmal erst auf dem Sterbebett in der Familie geteilt. Es ist schade, wenn dieses Wissen verloren geht. Deshalb ist es gut, wenn Menschen durch diese Arbeit angeregt werden, ihr Wissen preiszugeben und es hier gesammelt wird. Menschen lernen durch konkrete Geschichten besser als aus Zahlen. Auch für die Familien der Opfer, die das Geschehen in der ehemaligen Heimat verfolgen, ist dieses Gedenken enorm wichtig.“ Sie sagte dem Verein ihre Unterstützung für die weitere Arbeit zu.