Archiv: März 2025

  1. Hessisch Lichtenau setzt Zeichen der Erinnerung und des Respekts

    Hinterlassen Sie ein Kommentar

    Mit einer beeindruckenden Feier hat die Stadt Hessisch Lichtenau in der Heinrichstraße 20 einen „Blanka-Pudler-Platz“ eingeweiht. Er erinnert an eine ungarische Jüdin, die als 15-jährige dort Zwangsarbeit in der Munitionsfabrik Hirschhagen leisten musste. Blanka Pudler steht stellvertretend für etwa 1000 ungarische Jüdinnen, die unter gefährlichen Bedingungen Sprengstoff herstellen mussten. Doch sie überlebte den Holocaust. Und als Zeitzeugin teilte sie bis zu ihrem Tod im Jahr 2017 ihre Erlebnisse vor allem mit Schulklassen und trug maßgeblich zur Aufarbeitung dieser Geschichte bei.
    An der gut besuchten Feier nahmen auch die Tochter und weitere Angehörige von Blanka Pudler teil, die dafür aus Ungarn angereist waren. Bürgermeister Dirk Oetzel rief die mehr als 200 Anwesenden dazu auf, gerade heute für Demokratie, Menschenrechte und Menschenwürde zu kämpfen. Dr. Dieter Vaupel, der mit Blanka Pudler in engem Kontakt stand, hob hervor, dass sie bei ihrer Rückkehr nach Hessisch Lichtenau nicht anklagte, sondern die Hand zur Versöhnung reichte. Rafaella Perissinotto legte im Namen der Freundinnen und Freunde jüdischen Lebens im Werra-Meißner-Kreis einen Blumenstrauß am Gedenkstein nieder.

    Bürgermeister Dirk Oetzel begrüßte viele Gäste


    Die Rede von Dr. Dieter Vaupel im Wortlaut finden Sie hier: Redebeitrag Dr. Dieter Vaupel 29.03.25
    #jewishlife #jüdischesleben #werrameissnerkreis #zwangsarbeit #hessischlichtenau #holocaust #remember

  2. Der 7. Oktober 2023 hat sein Leben verändert

    Hinterlassen Sie ein Kommentar

    Auf Einladung der Freundinnen und Freunde jüdischen Lebens im Werra-Meißner-Kreis sprach Rabbiner Prof. Joseph Edelheit (Rio de Janeiro) über jüdische Perspektiven auf den Nahost-Konflikt. Dabei stellte er den Überfall der palästinensischen Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 in den Mittelpunkt: „Das hat meine jüdische Seele und auch mein rabbinisches Denken verändert.“ Der Hamas gehe es nicht nur um die Vernichtung des Staates Israel, sondern letztlich um die Vernichtung von Jüdinnen und Juden weltweit. „Es ist für uns eine Frage des Überlebens“, so Edelheit. Einen Weg zum Frieden könne es nur geben, wenn sich die Palästinenser von der Hamas trennten. Es gebe verschiedene politische Lager in Israel und in der jüdischen Community, aber darin seien sich alle einig. Er dankte dem Verein für sein Engagement gegen Antisemitismus und für die Erhaltung der Synagoge in Harmuthsachsen. An der Veranstaltung, die in der Synagoge Abterode und zugleich online stattfand, nahmen insgesamt 24 Personen teil. Dr. Martin Arnold dankte Luca Siepmann (Oxford) für die Übersetzung und Thomas Bartscher für die Überwachung der Technik. Er wünschte allen, die teilgenommen haben, „Schalom und Salam“.

  3. Förderverein Alte Synagoge Heppenheim besucht Synagoge in Harmuthsachsen

    Hinterlassen Sie ein Kommentar

    Foto von links nach rechts: Ludger Arnold, Martin Metzendorf, Monika Slomski und Frau Metzendorf

    Von Heppenheim an der Bergstraße sind es etwa 250 km bis nach Harmuthsachsen. Für Martin Metzendorf und Monika Slomski vom Förderverein in Heppenheim war der Weg nicht zu weit, um dort das Projekt zum Erhalt der Synagoge Harmuthsachsen kennenzulernen. Ludger Arnold und Martin Arnold von den Freundinnen und Freunden jüdischen Lebens begrüßten die Gäste. Sie informierten über die Geschichte der jüdischen Gemeinde Harmuthsachsen und ihrer Synagoge, aber auch über die Erhaltungsmaßnahmen und über die künftige Nutzung der Gebäude. Rasch zeigte sich, dass der Heppenheimer Förderverein vor ähnlichen Herausforderungen steht. Die Heppenheimer Synagoge wurde im Jahr 1807 erbaut. „Unsere Alte Synagoge soll mehr als ein Denkmal sein“, sagte Martin Metzendorf, „sie kann ein lebendiger Raum für Dialog, Begegnung mit der jüdischen Kultur und Erinnerungskultur werden.“ Beide Vereine engagieren sich für demokratische Werte, für ein friedliches Miteinander und für Toleranz. Ein ausführlicher Erfahrungsaustausch schloss sich an. „Wir bleiben in Kontakt und werden den Erfahrungsaustausch fortsetzen“, sagte Martin Arnold.

  4. Esther – Eine mutige Frau

    Hinterlassen Sie ein Kommentar

    Arnold Baier zeigt den Kindern eine Thora

    Esther, eine junge Jüdin, wird zur Königin von Persien, als König Achaschverochs sie aufgrund ihrer Schönheit auswählt. Der böse Minister Haman plant jedoch, alle Juden im Reich zu töten, weil Esthers Onkel Mordechai sich weigert, sich vor ihm zu verbeugen. Esther riskiert ihr Leben, indem sie uneingeladen zum König geht, um ihr Volk zu retten. Sie enthüllt Hamans Plan bei einem Festessen. Der König lässt Haman hinrichten und erlaubt den Juden, sich zu verteidigen. Sie besiegen ihre Feinde, und seitdem feiern die Juden jährlich das Purim-Fest zur Erinnerung an ihre Rettung.
    Mit dieser biblischen Geschichte konnten sich Kinder aus der 4. Klasse der Frau-Holle-Schule in Abterode auseinandersetzen. Sie entdeckten dabei, dass der Hass auf Juden eine lange Geschichte hat, aber auch, dass man sich erfolgreich dagegen wehren kann. Eine originale Schriftrolle mit der Esther-Geschichte, die den Pogrom in Abterode im Jahr 1938 überstanden hat, wurde dafür zum Sinnbild.

    Eine 4. Klasse der Frau-Holle-Schule in Abterode

  5. Purim und der Antisemitismus

    Hinterlassen Sie ein Kommentar

    Am 13./14. März feiern die jüdischen Gemeinden in aller Welt das Purim-Fest. Rabbiner Prof. Joseph Edelheit, der zu den Freundinnen und Freunden jüdischen Lebens im Werra-Meißner-Kreis gehört, erklärt den Sinn des Festes.

    Purim, das Fest von Esther oder Fest der „Lose“ (Purim bedeutet auf Hebräisch „Lose“), basiert auf dem Buch Esther. Esther ist im dritten Abschnitt der hebräischen Bibel, den Ketuvim, den Schriften, zu finden. Esther ist eines von zwei Büchern in der hebräischen Bibel, in denen das Wort Gott nicht erwähnt wird. Das andere ist das Hohelied Salomos. Das Fest ist nicht wie alle anderen biblischen Feiertage an ein landwirtschaftliches oder jahreszeitliches Ereignis gebunden.

    Purim handelt von Juden, die außerhalb des biblischen Landes in Persien, in Susa leben, wo der König Ahasveros, der normalerweise mit dem persischen König Xerxes gleichgesetzt wird, herrscht. Der König hat einen Berater, der der Hauptschurke der Geschichte ist: Haman, der mit den Agagitern und Amalakitern, den ewigen Feinden Israels, in Verbindung steht. (5. Mose 25,17-19). Haman berichtet dem König: „Es gibt ein bestimmtes Volk … dessen Gesetze anders sind … und es liegt nicht im Interesse Eurer Majestät, sie zu tolerieren!“ (Esther 3,8). Dies ist die erste Verschwörung, die Haman benutzt, um den König dazu zu bringen, die Juden seines Königreichs zu verurteilen.

    Die übliche Interpretation sieht darin ein persisches Volksmärchen, das zu einem biblischen Buch verarbeitet wurde. Sie versteht es als eine Tragikomödie, in der Königin Esther, eine versteckte Jüdin, den König heiratet, um Haman zu besiegen und ihre Gemeinschaft zu retten. Dann kann man ein Fest veranstalten, um an die Geschichte zu erinnern.
    Das Fest findet jährlich am 13. und 14. Adar (nach dem jüdischen Kalender; das entspricht in diesem Jahr dem 13. und 14. März) statt, wie in Esther 9 festgelegt. Der Tag wurde gewählt, weil es der Tag war, an dem Haman die jüdische Gemeinde vernichten wollte. Es ist Tradition, Kostüme mit Masken zu tragen, die Esther-Schriftrolle zu lesen, Lärm zu machen, wenn Hamans Name erwähnt wird, und dreieckige Gebäckstücke namens „Hamantaschen“ zu essen, und zwar alles in der Synagoge.

    Heute ist Purim ein kleines Fest, das an die Zeit erinnert, als Juden gehasst und verfolgt wurden. Der Antisemitismus, der heute weltweit zu beobachten ist, macht Purim zu einer idealen Gelegenheit für Juden und Nichtjuden, darüber zu diskutieren, wie sehr Juden im Laufe der Geschichte gehasst wurden. Die Gründe für den Hass ändern sich, aber die Auswirkungen auf die jüdischen Gemeinden halten an. Viele glauben, dass Purim und das Buch Esther in die hebräische Bibel aufgenommen wurden, um frühzeitig vor den Anforderungen zu warnen, die das jüdische Leben mit sich bringen würde.

Neueste Beiträge

Neueste Kommentare

Archive

Kategorien

Meta