Lädchen und Synagoge – Wie passt das zusammen?

Seit dem Jahr 2011 betreibt „Aufwind – Verein für seelische Gesundheit“ im Untergeschoss der ehemaligen Synagoge ein „Lädchen für alles“. Ein Lädchen in der Synagoge? Manche fragen: Darf man das machen?

Durch die Nationalsozialisten wurden alle Jüdinnen und Juden aus Abterode vertrieben oder umgebracht. Seit dem Jahr 1942 gab es keine Juden mehr in Abterode. Das Gebäude wurde als Düngemittellager oder als Bank genutzt. Im Jahr 2011 wurde „Aufwind“ von der Bürgergemeinde Abterode eingeladen, in der frei gewordenen ehemaligen Synagoge einen Lebensmittelladen zu eröffnen. „Aufwind“ schafft mit der „stellenwert.gmbh Netzwerk für integration in Arbeit“ im Laden sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze für Menschen mit psychischen Handycaps. Und es sorgt dafür, dass die Abteröder wieder im Ort einkaufen können.

Was viele nicht wissen: In der Zeit des Nationalsozialismus wurden in Deutschland etwa 70.000 Psychiatriepatienten umgebracht. Sie galten als „Ballastexistenzen“ und – ähnlich wie Jüdinnen und Juden – als „lebensunwertes Leben“. „Aufwind“ erkennt die Verantwortung, die es mit der Nutzung der ehemaligen Synagoge übernommen hat. Der Verein ist Gründungsmitglied der „Freundinnen und Freunde jüdischen Lebens im Werra-Meißner-Kreis“ und unterstützt den Lern- und Gedenkort im Obergeschoss der Synagoge.