Keine Gewöhnung an Antisemitismus
Der brutale Überfall der Hamas auf unschuldige Zivilisten in Israel am 7. Oktober hat unter Jüdinnen und Juden viele alte Ängste wieder aufleben lassen. „An keinem anderen Tag seit dem Holocaust wurden so viele Jüdinnen und Juden Opfer eines solchen Hasses“, sagte Uwe Becker, der Beauftragte des Landes Hessen für jüdisches Leben und für den Kampf gegen Antisemitismus. Er rief zur Solidarität mit Israel auf und mit Juden in aller Welt. Verantwortlich für den Terror seien nicht Muslime oder Palästinenser insgesamt, sondern die Hamas, die dazu aufgerufen habe, jüdische Einrichtungen weltweit anzugreifen und den Staat Israel zu vernichten. Auch in Deutschland sei der Antisemitismus nach wie vor verbreitet. Er beklagte zudem ein großes Unwissen über jüdisches Leben.
„Was können wir tun gegen Antisemitismus?“ Etwa 60 Personen waren der Einladung der Johannisberg-Schule Witzenhausen und des Vereins der Freundinnen und Freunde jüdischen Lebens im Werra-Meißner-Kreis zu einem Podiumsgespräch gefolgt, darunter zahlreiche Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte. Andreas Hilmes, der Schulleiter der Johannisberg-Schule, beklagte, dass am Morgen des Tages der Eingangsbereich der Schule mit SS-Runen beschmiert worden sei. „Wir lassen uns davon aber nicht einschüchtern, die Schmierereien wurden sofort beseitigt.“ In den Schulen gebe es inzwischen viele Migranten aus Ländern, in denen der Antisemitismus eine Art ‚Staatsräson‘ sei. „Wir brauchen starke, selbstbewusste Kinder“, so Hilmes, „das hilft auch gegen Antisemitismus.“ Karsten Vollmar vom Staatlichen Schulamt in Bebra forderte die Schulen auf, bei jedem Vorfall zu reagieren. Man dürfe nichts unter den Tisch kehren. Er sicherte für die Bearbeitung die Unterstützung des Schulamtes zu. Zugleich lobte er die Beteiligung der Schulen an Gedenkveranstaltungen für die Opfer des Nationalsozialismus. Arnold Baier von den Freundinnen und Freunden jüdischen Lebens rief dazu auf, das Thema stärker in den Unterricht aufzunehmen. Dabei gelte es, auch heutiges jüdische Leben in den Blick zu nehmen. Auch müsse besser über die Geschichte des Nahostkonfliktes informiert werden. Ludger Arnold, der das Podiumsgespräch moderierte, verlas auch ein Grußwort von Landrätin Nicole Rathgeber. Sie dankte den Veranstaltern für die Durchführung der Veranstaltung: „Ich möchte Sie alle herzlich darum bitten, lassen Sie uns gemeinsam gegen diejenigen stellen und argumentieren, die Hass und Gewalt säen wollen. Sie dürfen und werden sich nicht durchsetzen, wenn wir alle zusammenstehen.“
Dr. Martin Arnold, der Vorsitzende der Freundinnen und Freunde jüdischen Lebens, lud dazu ein, die Arbeit des Vereins weiter zu unterstützen: „Wir brauchen gute Bildung, um den Antisemitismus zu durchschauen. Wir erinnern an die Opfer des Antisemitismus, vor allem aus unserer Region. Und wir ermöglichen Begegnungen mit jüdischem Leben, damit Respekt und Toleranz wachsen.“