Aktuelles

  1. Synagoge Harmuthsachsen wieder öffentlich zugänglich

    Martin Arnold freut sich, dass er die Synagoge aufschließen kann

    20 Jahre lang war die Synagoge Harmuthsachsen verschlossen, weil der private Besitzer den Zutritt verboten hatte. Nun haben die Freundinnen und Freunde jüdischen Lebens im Werra-Meißner-Kreis die Synagoge gekauft. „Endlich“, sagte Dr. Martin Arnold, der Vorsitzende des Vereins, „wir freuen uns, dass ein langes und schwieriges Bemühen nun zum Ziel gekommen ist.“ Zum kurzfristig angekündigten „Aufschließen“ waren mehr als 50 Personen nach Harmuthsachsen gekommen. Unter den Gästen waren der Waldkappeler Bürgermeister Frank Koch, der Harmuthsächser Ortsvorsteher Josip Kolar, die evangelische Pfarrerin Ursula Bre

    ul, Roman Läsker von der Unteren Denkmalschutzbehörde, und sogar Besucherinnen und Besucher, die aus Berlin, Kassel und Witzenhausen angereist waren. Mit einem Glas Sekt oder Saft wurde auf das freudige Ereignis angestoßen. Eine offizielle Feier zur Eröffnung soll noch folgen.

    Mehr als 50 Neugierige waren nach Harmuthsachsen gekommen

    Ein Grund zum Anstoßen mit Ludger Arnold von den Freundinnen und Freunden jüdischen Lebens im Werra-Meißner-Kreis

    Unter den Gästen drei Bürgermeister (von links nach rechts): Frank Koch (Waldkappel), Friedhelm Junghans (Meißner) und Dr. Lutz Bergner (Berkatal)

    Der Hessische Rundfunk berichtete über das Ereignis

    Der Vorstand des Vereins der Freundinnen und Freunde jüdischen Lebens (ohne Annamaria Zimmer)

    Den Bericht von Jens Wellhöner vom Hessischen Rundfunk finden Sie hier: https://www.hessenschau.de/podcasts/regio-nordhessen/erste-einblicke-alte-synagoge-in-waldkappel-harmuthsachsen,podcast-episode-129150.html

  2. Erste Einblicke: Alte Synagoge in Waldkappel-Harmuthsachsen

    Ein historischer Moment für den ganzen Werra-Meißner-Kreis: In Waldkappel-Harmuthsachsen wird das erste Mal die alte Synagoge aufgeschlossen, nach einem jahrelangen Gezerre. Der Fachwerkbau droht zu verfallen, doch der alte Besitzer wollte nicht verkaufen. Der Verein der Freunde jüdischen Lebens im Werra-Meißner-Kreis hat aber mittlerweile endlich die alte Synagoge kaufen können, eine der letzten ganzen im Landkreis. Jetzt soll renoviert werden.
    Autor: Jens Wellhöner
    https://www.hessenschau.de/podcasts/regio-nordhessen/erste-einblicke-alte-synagoge-in-waldkappel-harmuthsachsen,podcast-episode-129150.html
  3. Sensibel erinnern und für die Zukunft lernen

    Ethik-Schüler:innen erkunden den Lern- und Gedenkort Synagoge Abterode

    In der Synagoge Abterode. Foto: Martin Arnold

    Eine spannende Reise durch die großen Religionen und Glaubensrichtungen erleben derzeit die Schülerinnen und Schüler des Ethikunterrichts im 4. Jahrgang. Eine wichtige Station führte sie an den Lern- und Gedenkort in der Synagoge Abterode, um dort die Geschichte und Gegenwart des Judentums zu erkunden.

    Fasziniert bewegten sich die Kinder mit VR-Brillen durch die virtuellen Räume der Eschweger Synagoge, die anhand von Fotodokumenten digital rekonstruiert wurden. Dabei ließen sie sich schnell von den Erzählungen von Dr. Martin Arnold und Arnold Baier fesseln, die die Kinder an diesen besonderen Lernort eingeladen hatten. Was sie dort gemeinsam mit ihrem Ethiklehrer Herrn Beyer und ihrer Lehrerin Frau Kämmer entdecken konnten, war weit mehr als historisches Wissen.

    Die ehemalige Synagoge, ein Ort des Gebets und der Gemeinschaft für jüdische Menschen, erstrahlt heute in einem anderen Licht: Sie beherbergt einen Supermarkt. Dieser Wandel wirft Fragen auf, die die Kinder zum Nachdenken anregen: Warum wurde aus einem Ort des Glaubens ein Geschäft? Wie würden wir reagieren, wenn heute eine Kirche in einen Discounter umgewandelt würde?

    Und weiter: Wo sind eigentlich die Jüdinnen und Juden von Abterode geblieben? Warum wurde die Synagoge in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 zerstört? Warum wurde sie später als Düngemittellager genutzt? Die Schülerinnen und Schüler erfuhren von Dr. Martin Arnold und Arnold Baier, wie die Synagoge während der NS-Zeit zweckentfremdet wurde. Die jüdischen Gemeinden wurden ausgelöscht, ihre Synagogen geschändet und für profane Zwecke genutzt. Diese Fragen und Antworten weisen bereits auf eines der dunkelsten Kapitel der Menschheitsgeschichte hin.

    Im Ethik-Unterricht sollen die Kinder verstehen lernen, was in der Zeit des Nationalsozialismus geschehen ist – und was getan werden muss, damit sich solche Tragödien nicht wiederholen. Grundschulkindern eine erste Begegnung mit den Geschehnissen der Nazi-Zeit zu ermöglichen, erfordert Fingerspitzengefühl und soll vor allem in der Absicht geschehen, die Kinder zukunftsgerichtet in ihrer Handlungsfähigkeit gegen Antijudaismus, religiösen Hass und Rassismus zu stärken.

    Einen kindgerechten Zugang bietet die Erzählung der Esther-Geschichte, die sich in der Zeit des Persischen Reiches (heute: Iran) zugetragen haben soll und auch in der Gegenwart noch am jüdischen Purimfest gefeiert wird. In ihr gelingt die entscheidende Wende: Ein Pogrom wird verhindert! Das erfordert Mut, Entscheidungskraft und Durchsetzungsvermögen – Eigenschaften, die die Kinder den einzelnen Protagonist:innen der Esther-Geschichte begründet zuordnen konnten. Die Geschichte erinnert daran, dass es gelingen kann, sich gegen Unrecht zu wehren. Die Kinder durften das Ritual dieses Festes aktiv nachahmen, um das Überwinden von Bedrohungen zu erleben und – ausgestattet mit lauten Rasseln – Lärm gegen Unterdrückung und Judenhass zu machen.

    Die Schülerinnen und Schüler am Stadtbahnhof in Eschwege

    Nächste Station der Exkursion war der Eschweger Stadtbahnhof, an dem Spuren des Judentums nicht auf den ersten Blick sichtbar sind – bis man auf einen Bronzekoffer stößt. Der Koffer steht dort als stummes Zeugnis der Deportation der letzten jüdischen Bewohner:innen aus Eschwege. Die Kinder lasen die Namen auf dem Koffer und erkannten, dass auch Gleichaltrige in diesen “Sonderzug in den Tod” steigen mussten. Später wurden die jüdischen Menschen ihrer Namen beraubt und galten fortan nur noch als “eine Nummer”. Diese Erkenntnis berührte einige Kinder des Ethik-Kurses tief. Das Niederlegen der Steine wurde als Zeichen des Gedenkens an die Schicksale und die Grausamkeit der Shoah verstanden.

    Foto: Anja Kämmer

    Der Besuch des Lern- und Gedenkortes in der Synagoge Abterode war somit nicht nur eine historische Exkursion, sondern auch ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer reflektierten und verantwortungsbewussten Gesellschaft. Im Ethik-Kurs begegnen sich seit nunmehr dreieinhalb Jahren Kinder unterschiedlicher Konfessionen und aus verschiedenen Kulturen. Durch die Förderung einer offenen Diskussionskultur im Ethik-Unterricht werden sie ermutigt, sich aktiv für eine Welt einzusetzen, in der Vielfalt und Toleranz gelebt werden. In diesem Rahmen erkunden sie im Anschluss an die sogenannten Weltreligionen das Themenfeld Frieden und Krieg.

    Wir danken Dr. Martin Arnold und Arnold Baier vom Lern- und Gedenkort Synagoge für ihr besonderes Engagement und freuen uns auf ein baldiges Wiedersehen.

    Gustav Beyer

  4. Ja zum Leben

    Leon Weintraub ist im Jahr 1926 in einer jüdischen Familie in Lodz in Polen geboren. Er wuchs in armen Verhältnissen auf, weil sein Vater schon kurz nach seiner Geburt starb und seine Mutter fünf Kinder allein zu versorgen hatte. Er überlebte das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau und mehrere andere Konzentrationslager. Am Ende wog er nur noch 35 Kilogramm und litt an Typhus. Trotz dieser schweren Erfahrungen ist er bis heute voller Zuversicht. „Ich bin Arzt und Geburtshelfer geworden, weil ich „dem Leben zum Leben verhelfen wollte“, sagte er kürzlich in einem Interview. Er studierte Medizin in Göttingen und wurde Arzt in Polen. Dort erlebte er jedoch in den 1960iger Jahren erneut Antisemitismus, so dass er nach Schweden emigrieren musste. „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, dafür lebe ich. Ich bin ein Humanist“, so Weintraub. Bis heute besucht er Schulen, um über den Nationalsozialismus zu informieren und vor dem Antisemitismus zu warnen. Dabei ist er immer optimistisch: „Man sollte nicht über die 20 % klagen, die AfD wählen, sondern sich über die 80% freuen, die dagegen halten“, so Weintraub. Laura Wallmann und Benjamin Matoff von den Freundinnen und Freunden jüdischen Lebens im Werra-Meißner-Kreis stellten im Haus ZundA in Witzenhausen ein ausführliches Interview vor, das Weintraub kürzlich im Göttingen gab. Ein Austausch über diesen beeindruckenden Menschen schloss sich an. Der Verein wird demnächst in Witzenhausen weitere Zeitzeugen vorstellen. Ganz im Sinne von Leon Weintraub: „Vergessen heißt, die Opfer noch einmal töten.“

    Laura Wallmann

    Benjamin Matoff

     
  5. Salat und Fisch

    Melanie Salewski mit Thomas Bartscher (links), Martin Arnold und Rabbi Edelheit auf dem Bildschirm

    „Wenn wir jüdische Gäste haben, was sollte ich bei einer Einladung zum Essen beachten?“ Dies war eine von vielen Fragen an Rabbi Prof. Joseph Edelheit, der jetzt für die Premiere des Digitalformats „Frag‘ den Rabbi“ des Vereins der Freundinnen und Freunde Jüdischen Lebens im Werra-Meissner-Kreis direkt aus Rio de Janeiro zugeschaltet war. „Salat und Fisch, da könnt ihr nichts falsch machen“, antwortete Rabbi Edelheit, „aber auf keinen Fall Schweinefleisch!“ 

    Für die englisch-deutschen Übersetzungen sorgte Luca Siepmann, der sich wiederum gerade zum Studium in Oxford befindet und sich von dort aus in die Konferenz eingeloggt hatte. Rabbi Edelheit war viele Jahre als Rabbiner und als Wissenschaftler in den USA tätig. Über Waldkappels ehemaligen Pfarrer Rolf Hocke war er mit dem Werra-Meißner-Kreis und den Freundinnen und Freunden jüdischen Lebens in Kontakt gekommen. Inzwischen ist er in dem Verein auch Mitglied geworden. 

    Einige Fragen der Gäste bezogen sich auf den Überfall der Hamas am 7. Oktober 2023 und auf den andauernden Krieg Israels gegen die Hamas im Gaza-Streifen. Rabbi Edelheit beklagte das Leid der überfallenen Israelis, aber auch das Leid der Palästinenser. Aus jüdischer Perspektive sei es wichtig, sich an die Gebote Gottes zu halten. Besonders am Herzen liegt ihm der Prophet Jesaja, durch den Gott schon vor 2500 Jahren die Freilassung der Unterdrückten, das Teilen des Brotes mit den Hungrigen und die Aufnahme der Elenden forderte (Jesaja 58,6-7).

    Er informierte auch über die verschiedenen Strömungen im Judentum. „Zwischen ultra-orthodoxen Juden und liberalen Juden gibt es eine große Spannbreite“, so Edelheit. Ein Unterscheidungsmerkmal sei vor allem die Rolle, die den Frauen dabei zukomme, ein anderes die Verwendung der Volkssprache im Gottesdienst. „Das war ein spannendes Gespräch“, resümierte Melanie Salewski, die den Austausch moderierte. Sie dankte Rabbi Edelheit und auch Thomas Bartscher, der die Technik für diese Hybridveranstaltung betreute. 

    „Es ist sehr wichtig, nicht nur übereinander, sondern auch miteinander zu reden“, sagte Dr. Martin Arnold von den Freundinnen und Freunden jüdischen Lebens, die auch mit solchen Formaten wie „Frag‘ den Rabbi!“ dazu beitragen wollen, jüdische Gegenwart und Geschichte in ihrer Vielfalt und Vielschichtigkeit zu zeigen, Wissen zu vermitteln und den Respekt gegenüber dem Judentum zu stärken, „wir sollten im Gespräch bleiben!“

  6. Gegen Faschismus und für ein solidarisches Miteinander

    Nicola Mai bei ihrem Redebeitrag

    Am 10. Februar 2024 demonstrierten in Witzenhausen etwa 450 Menschen gegen Faschismus und für eine solidarische Gesellschaft. Die Demonstration wurde von einem breiten Bündnis aus der Zivilgesellschaft getragen. Auch die Freundinnen und Freunde jüdischen Lebens waren beteiligt. Laura Wallmann und Nicola Mai erinnerten daran, dass schon einmal in der Nazizeit Menschen ausgegrenzt, deportiert und vernichtet wurden. Die Correctiv-Recherche hätten gezeigt, dass dieses Denken und Kategorisieren auch in der AfD verbreitet sei und planerisch vorangetrieben werde. Sie riefen dazu auf, es nie wieder dazu kommen zu lassen.

  7. „Bufdis“ von Burg Ludwigstein tauchen ein in jüdische Geschichte

    „Sehr interessante Geschichten und coole VR-Brille!“ „Ich fands super interessant und hab ungelogen eine Menge gelernt!“ „Danke für den tollen Tag heute!“ Das waren einige der Rückmeldungen von Jugendlichen, die auf der Burg Ludwigstein ihren Bundesfreiwilligendienst leisten. Sie hatten sich vier Stunden Zeit genommen, um den Lern- und Gedenkort in der Synagoge Abterode kennenzulernen. „Lernorte, wie diese sind besonders wertvoll, weil es den Zugang über tatsächlich Erlebtes ermöglicht- gerade junge Menschen, die in ihrem Freiwilligendienst aus ganz Deutschland in den Werra-Meißner-Kreis kommen, erfahren so eine Menge über die Orte, die sie umgeben und hinterlassen bleibenden Eindruck“, fügt Katharina Feldmann, Jugendbildungsreferentin der Jugendbildungsstätte Ludwigstein, hinzu.

    Arnold Baier und Martin Arnold von den Freundinnen und Freunden jüdischen Lebens informierten sie über die lange Geschichte der jüdischen Gemeinde in Abterode, die wie so viele andere in der Zeit des Nationalsozialismus ausgelöscht wurde. Woher kommt der Hass auf Juden? Woran erkennt man Antisemitismus? Was können wir dagegen tun? Eine spannende Entdeckungsreise in der Synagoge und anschließend auf dem jüdischen Friedhof in Abterode mündete ein in das Thema Rechtsradikalismus und Verteidigung der Demokratie heute.

    Besuche und Führungen können vereinbart werden unter info@synagoge-abterode.de und Tel. 05651-339281.

  8. 27. Januar 2024 – Der Blick zurück zeigt uns den Weg nach vorn

    Im Anschluss an die Kundgebung „Nieder wieder 1933 – Nie wieder Faschismus“ fand am Samstag, den 27. Januar – dem internationalen Gedenktag der Opfer des Nationalsozialismus – eine von langer Hand geplante und bewegende Gedenkveranstaltung in Erinnerung an die deportierten jüdischen Witzenhäuserinnen und Witzenhäuser zwischen 1941 und 1942 statt. 

    Im Zentrum der Gedenkveranstaltung des Vereins der Freundinnen und Freunde jüdischen Lebens im Werra-Meißner-Kreis standen eben jene Menschen mit jüdischem Hintergrund, die 1941 und 1942 aus Witzenhausen nach Riga und Theresienstadt deportiert worden waren. Um an sie zu erinnern, brachten Ilan Matoff, Susanne Weise und Hans-Eberhard Fritsch abwechselnd ihre Namen zum Erklingen. Um ihnen – zumindest kurzzeitig – ein Denkmal zu setzen, standen 68 Stühle auf dem Marktplatz von Witzenhausen. Jeder Stuhl war mit dem Namen einer deportierten Person und dem Alter bei der Deportation versehen. Laura Wallmann zitierte Marga Griesbach, eine der wenigen Überlebenden: „Am 8.Dezember [1941] um vier Uhr in der Frühe versammelten wir uns auf dem Marktplatz. Der Gang zum Treffpunkt war der letzte, den wir ohne bewaffnete Wachen antraten.“ Auf sie und drei weitere Personen ging Laura Wallmann näher ein, um einige Facetten der damaligen Gewalt in der nationalsozialistischen Gesellschaft gegen ihre Mitbürger:innen mit jüdischen Hintergrund näher zu beleuchten. Beendet wurde die Veranstaltung mit einem Appell: „Nach dem Gedenken kommt das Handeln: Was kann ich, was können wir tun, damit „Nie wieder!“ wirklich „Nie wieder“ ist? Damit wir nie wieder Stühle als Platzhalter für Menschen nutzen müssen?“ fragte Benjamin Matoff, der die Gedenkveranstaltung gemeinsam mit Laura Wallmann organisiert hatte.

    Laura Wallmann

  9. Holocaust-Gedenktag in Herleshausen

    Schon früh man Morgen des Holocaust-Gedenktages (27. Januar) wurden in Herleshausen am Zaun des Grundstückes Lauchröder Str. 3, auf dem sich früher die Synagoge und die jüdische Schule befand, und in Nesselröden in der Ortsdurchfahrt am Dorfgemeinschaftshaus die Banner (180×80 cm) gut sichtbar angebracht. Markus Müller in Herleshausen und Lothar Bierschenk in Nesselröden danke ich herzlich für die tatkräftige Unterstützung, den Grundstückseigentümern für die Erlaubnis.

    Es symbolisiert eine „stille“ Mahnung der Holocaust-Opfer aus Herleshausen, damit wir ihr Schicksal nicht zu vergessen und uns antisemitischen Gedanken vehement entgegen stellen sollen. Am späten Abend haben wir die Banner wieder abgenommen. Gut verpackt warten sie nun darauf, sich künftig immer am 27. Januar der Öffentlichkeit zeigen zu können.

    Die Erinnerung an die Shoah bleibt wichtig,
    … in Zukunft mehr denn je!
    Vielleicht hat es am vergangenen Samstag, dem Holocaust-Gedenktag, nicht jeder
    bemerkt: Auch in Herleshausen und Nesselröden gab es „Stillen Protest“ gegen Ten-
    denzen, die uns derzeit bewegen und inzwischen viele Menschen zu Demonstrationen
    auf die Straße rufen.
    Bereits im vergangenen Jahr war im AK „Stolpersteine“ die Idee geboren, jeweils am
    27. Januar an die Opfer aus unserer Gemeinde mit deren Namen zu erinnern. Ihr
    Schicksal und die Ursachen dazu sollten nicht vergessen werden. Zwei Banner (180 x
    80 cm) reihten sich in Herleshausen und Nesselröden stumm, aber mahnend in die
    deutschlandweit aktuelle Diskussion mit ein.
    Erst seit 1996 ist der 27. Januar ein offizieller Gedenktag. Bundespräsident Roman
    Herzog erklärte damals: „Die Erinnerung darf nicht enden; sie muss auch künftige
    Generationen zur Wachsamkeit mahnen.“ Und sie müsse, so Herzog, „… jeder Gefahr
    der Wiederholung entgegenwirken“.

    In einem Beitrag von Gudrun Büscher in der TLZ-Eisenacher Presse vom 27.01.2029
    mit der Überschrift: „Verantwortung endet nicht“ begründet sie, warum die Erinne-
    rung an die Shoah wichtig bleibt – in Zukunft mehr denn je. Es gäbe Menschen, die
    die Erinnerung wachhalten und dem antisemitischen Wüten in diesen Tagen ein „Nie
    wieder“ entgegenhalten, aber es gäbe auch alle jene, die glauben, die Verantwortung,
    die aus der Geschichte erwächst, abschütteln zu können – alles viel zu lange her. Drit-
    tes Reich, Holocaust – was habe ich damit zu tun? Dazu befürchtet die Autorin: „Die-
    ser Geschichtsvergessenheit und Gleichgültigkeit in Deutschland kraftvoll entgegenzu-
    treten, wird in Zeiten des wachsenden Antisemitismus immer schwerer.“

    In einem Beitrag von Gudrun Büscher in der TLZ-Eisenacher Presse vom 27.01.2029
    mit der Überschrift: „Verantwortung endet nicht“ begründet sie, warum die Erinne-
    rung an die Shoah wichtig bleibt – in Zukunft mehr denn je. Es gäbe Menschen, die
    die Erinnerung wachhalten und dem antisemitischen Wüten in diesen Tagen ein „Nie
    wieder“ entgegenhalten, aber es gäbe auch alle jene, die glauben, die Verantwortung,
    die aus der Geschichte erwächst, abschütteln zu können – alles viel zu lange her. Drit-
    tes Reich, Holocaust – was habe ich damit zu tun? Dazu befürchtet die Autorin: „Die-
    ser Geschichtsvergessenheit und Gleichgültigkeit in Deutschland kraftvoll entgegenzu-
    treten, wird in Zeiten des wachsenden Antisemitismus immer schwerer.“

    Es gibt eine Verantwortung, die niemals endet, schreibt sie weiter: „Der Holocaust, die
    systematische, massenhafte, industrielle Vernichtung von Jüdinnen und Juden in ei-
    gens dafür gebauten Todesfabriken, ist in seiner Monstrosität etwas so Unfassbares,
    dass sich nicht nur Vergleiche verbieten. Für Deutschland und die Deutschen und für
    alle, die es werden wollen, erwächst daraus kein Schuldkomplex, sondern die Pflicht,
    sich zu erinnern. „Nie wieder“ darf keine ritualisierte Floskel, kein leeres Versprechen
    sein. … Dieser Kampf darf nicht verloren gehen! …

    Helmut Schmidt

  10. Das ging unter die Haut

    Die Volksbühne Bad Emstal zeigte in einer szenischen Lesung in der Klosterkirche Germerode Kressmann Taylors Briefroman „Empfänger unbekannt“. Das Werk handelt vom Ende einer Freundschaft zweier deutsch-amerikanischer Geschäftsleute zu Beginn der Nazizeit. Während der Jude Max Eisenstein in den USA die Machtergreifung Adolf Hitlers mit Sorge betrachtet, macht sein Freund Martin Schulze Karriere in der NSDAP. Als Schulze die Bitte von Eisenstein, seiner Schwester Gisela in Berlin beizustehen, ablehnt und Gisela von der SA ermordet wird, schreibt Max Briefe nach Deutschland. Max geht davon aus, dass die Briefe von der Gestapo geöffnet werden und verwendet deshalb darin vermeintliche Geheimcodes und Andeutungen, die Martin Schulze dem Nazi-Regime verdächtig machen. Am Ende kommt der letzte Brief, den Max an Martin Schulze im Frühjahr 1934 geschrieben hat, mit dem Vermerk zurück: „Empfänger unbekannt“. So kann man vermuten, dass Schulze als vermeintlicher Feind der NS-Herrschaft in Haft genommen wurde. Sehr dicht, einfühlsam auf der Gitarre begleitet von Fabian Hörl und beklemmend aktuell. Die Volksbühne Bad Emstal wies darauf hin, dass der AfD-Politiker Björn Höcke an den Nationalsozialismus anknüpft. Es war kalt in der Klosterkirche, nicht nur wegen des Wetters.

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