Aktuelles

  1. Zehn neue Tablets für die Synagoge Abterode

    Von links nach rechts: Arnold Baier, Dr. Martin Arnold, Stefan Schneider und Bernd Helbach

    Mit Unterstützung des Landtagsabgeordneten Stefan Schneider konnten für den Lern- und Gedenkort in der Synagoge Abterode zehn weitere Tablets angeschafft werden. „Wir hatten bisher nur 15 Tablets, das ist für eine Schulklasse zu wenig“, sagte Arnold Baier von den Freundinnen und Freunden jüdischen Lebens. Dr. Martin Arnold dankte Stefan Schneider, der auf eine mögliche Unterstützung durch das Hessische Ministerium für Digitales und Innovation hingewiesen hatte: „Das verbessert die Lernmöglichkeiten für Schulklassen und Konfirmandengruppen, die sich hier über jüdisches Leben informieren möchten.“ Der Landtagsabgeordnete zeigte sich beeindruckt von der Fülle der Informationen, die auf diese Weise über jüdisches Leben in der Region Werra-Meißner zugänglich gemacht werden. Besonders die Interviews mit Zeitzeugen lassen erkennen, wie der Nationalsozialismus von Jüdinnen und Juden erlebt wurde.

  2. 13 weitere „Stolpersteine“ in Eschwege verlegt

    In Erinnerung an die jüdischen Familien Katzenstein, Löwenthal und Werner wurden in Eschwege 13 weitere „Stolpersteine“ verlegt. Die Gedenkveranstaltung fand auf Einladung der Sparkasse Werra-Meißner statt. Neben dem Sparkassenvorstand wirkten auch Landrätin Nicole Rathgeber, der Eschweger Stadtrat Siegfried Fiegenbaum sowie Schülerinnen und Schüler der Brüder-Grimm-Schule, der Anne-Frank-Schule und der Friedrich-Wilhelm-Schule mit. Der Historiker Dr. Dieter Vaupel hielt eine Rede, die wir nachfolgend dokumentieren:

    Eschwege hatte im Jahr 1933 rund 15.000 Einwohner, mehr als 700 davon waren Jüdinnen und Juden. Jüdisches Leben hatte eine lange Tradition. Bereits seit mehr als 650 Jahren lassen sich Spuren jüdischen Lebens hier nachweisen. Vor über 300 Jahren wurde der Grundstein für die erste Synagoge gelegt. Bis vor gut 90 Jahren war das Leben zwischen Christen und Juden in Eschwege geprägt durch ein friedliches Miteinander. Ob in der Feuerwehr, in den Turn- und Sportvereinen oder im Werratalverein, überall fand man christiliche und jüdische Aktive, auch in den Vorständen. Ein Judenviertel gab es nicht, man wohnte Tür an Tür in friedlicher Nachbarschaft nebeneinander. Es gab, neben vielen kleinen Geschäften, große jüdische Unternehmen in der Stadt in denen hauptsächlich Christen beschäftigt waren. Die größte Firma war L.S. Brinkmann, um die es heute noch gehen wird, mit allein 500 Arbeitern und Angestellten.
    Doch als die Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 nach der Ernennung von Adolf Hitler zum Reichskanzler in Deutschland die Macht übernahmen, war es vorbei mit dem friedlichen Miteinander. Es folgte der schrittweise Umbau der Weimarer Demokratie in eine Diktatur. Politische Gegner wurden verfolgt und die jüdische Bevölkerung ausgegrenzt. Der Boykott jüdischer Geschäfte ab dem 1. April 1933 raubte auch den Eschweger Juden die wirtschaftliche Grundlage, durch die Nürnberger Gesetze wurden sie zu Bürgern zweiter Klasse. Judenhass, Diskriminierungen und Übergriffe, wie die vom 8. November 1938, machten das Leben in der Kleinstadt zur Hölle.
    Nicht nur NSDAP und SA, auch viele Eschweger Bürger waren daran beteiligt. Auch die Kreissparkasse, deren Geschichte während der NS-Zeit ich im Auftrag der heutigen Sparkasse Werra-Meißner untersucht habe und von der die heutige Stolpersteinverlegung initiiert wurde, gehörte zu den Institutionen die eng mit dem NS-System verbunden waren und die zur Ausgrenzung und Existenzvernichtung der Juden beitrugen.
    Von den ehemals 750 Juden des Ortes wurden mehr als 250 in die Vernichtungslager des Ostens deportiert und fast alle dort ermordet. Wer die Gefahr rechtzeitig erkannte, ergriff die Flucht aus Deutschland – die einzige Chance, den Holocaust zu überleben. 150 Stolpersteine sind zur Erinnerung an Jüdinnen und Juden, die ehemals ihren Lebensmittelpunkt in Eschwege hatten, von 2008 bis 2018 durch eine Initiative von Seiten der Stadt Eschwege, koordiniert durch die Stadtarchivare Dr. Karl Kollmann und York-Egbert König, verlegt worden. Weitere 17 sind im August dieses Jahres verlegt worden, heute kommen 13 Steine dazu. Und es wird weitergehen.
    Wir setzen heute mit dieser Stolpersteinverlegung gemeinsam ein Zeichen des Gedenkens, der Erinnerung und des tiefen Respekts gegenüber diesen Menschen. Die Erinnerung an die während der NS-Zeit Vertriebenen und Verfolgten ist heute vielen Bürgerinnen und Bürgern angesichts des erstarkenden Rechtspopulismus besonders wichtig. Deportationsphantasien machen in rechten Kreisen schon wieder die Runde. Das zeigt, dass wir wachsam sein müssen, um die Errungenschaften unsere Demokratie zu verteidigen. Mir klingen Sätze der über 100-jährigen Holocaustüberlebenden Margot Friedländer im Ohr: „Ich hätte nie gedacht, dass es wieder so kommen würde. Denn so hat es ja damals auch angefangen. Wir sind die, die das erlebt haben. … Für uns ist es besonders schwer zu verstehen. Und sehr traurig.“
    Mit dem Verlegen der Stolpersteine geben wir den Opfern wieder einen Namen und der Erinnerung an sie einen Ort. Das individuelle Schicksal wird so ins Zentrum gerückt. Es geht darum, jeden Einzelnen sichtbar zu machen, also jene Menschen, die hier in dieser Kleinstadt in enger Nachbarschaft mit den anderen Bürgerinnen und Bürgern lebten, die mit ihrer Heimat verbunden waren und die gerne hier gelebt haben – als Nachbarn, Freunde, Mütter, Väter, Kinder. Die Stolpersteine sind nicht nur Anlass zu mahnen, dass wir nie das vergessen dürfen, was damals geschah, sondern lassen uns auch mit unseren Gedanken über die Geschichte jedes einzelnen dieser Menschen „stolpern“. Indem Fragen nach unserem Umgang heute mit dieser Zeit aufgeworfen werden, schlagen Stolpersteine eine Brücke zur Gegenwart. Sie zeigen wohin Ausgrenzung und Intoleranz führen. Die Stolpersteine, die wir heute hier in Eschwege verlegen, fordern uns auf, für eine Zukunft einzutreten, in der solche Ver-brechen niemals wieder geschehen dürfen. Sie mahnen uns, dass wir uns für die Erhaltung demokratischer Werte in unserer Gesellschaft einsetzen.
    Und noch einmal gebe ich Margot Friedlander zum Schluss das Wort: „Das darf nie wieder passieren, deshalb müssen wir jetzt wachsam sein und nicht wie damals weg-schauen. Hass, Rassismus, Antisemitismus dürfen nicht das letzte Wort der Geschichte sein. … Es ist wichtig für euch, für die Demokratie. Die Demokratie muss bleiben. Ihr müsst Menschen sein. Nichts weiter.“

  3. Konfis aus Großengottern besuchen Synagoge Abterode

    13 Konfirmandinnen und Konfirmanden und fünf Begleitpersonen hatten sich aus Großengottern (östlich von Mühlhausen) in das 45 km entfernte Abterode aufgemacht, um dort den Lern- und Gedenkort für jüdisches Leben kennenzulernen. Für die meisten war es eine erste Begegnung mit dem Judentum. Was ist eine Synagoge? Was versteht man unter einer „Tora“? Arnold Baier und Martin Arnold von den „Freundinnen und Freunden jüdischen Lebens im Werra-Meißner-Kreis“ hatten ein vierstündiges Programm vorbereitet. Dabei konnten die Jugendlichen in jüdische Religion, Geschichte und Kultur eintauchen. Auch der Antisemitismus in Geschichte und Gegenwart kam zur Sprache. Abschließend wurde herausgearbeitet, was Juden und Christen miteinander verbindet. „Wir glauben an einen Gott“, so Arnold, „haben gemeinsame heilige Schriften, beten dieselben Psalmen.“ Nur an Jesus Christus scheiden sich die Geister. „Aber auch da gilt zunächst: Jesus war Jude“, so Arnold. Pfarrer Matthias Cyrus aus Großengottern dankte für einen interessanten Projekttag: „Wir werden bald auch mit einer Erwachsenengruppe nach Abterode kommen.“

    #jüdischesleben #jewishlife #werrameissnerkreis #muehlhausen #großengottern #KU #antisemitismus #synagogeabterode

  4. Bürgerstiftung unterstützt Erhaltung der Synagoge Harmuthsachsen

    Von links: Bernd Helbach, Bärbel Schuhmann-Nolte, Ursula Baumgärtel-Blaschke und Dr. Martin Arnold

    Mit 1.500€ fördert die Bürgerstiftung Werra-Meißner die Erhaltung der Synagoge in Harmuthsachsen. Konkret werden die Mittel für die Verkleidung der Westwand der Synagoge verwandt, die gerade noch rechtzeitig vor dem Winter abgeschlossen werden konnte. „Damit ist das Gebäude nun auch an der Westseite gegen Wind und Wetter geschützt“, sagt Dr. Martin Arnold von den Freundinnen und Freunden jüdischen Lebens im Werra-Meißner-Kreis. Er dankte Ursula Baumgärtel-Blaschke und Bärbel Schuhmann-Nolte von der Bürgerstiftung. „Es ist ein Teil der Einnahmen aus dem Waffelverkauf beim Werra-Meißner-Tag“, erläuterte Ursula Baumgärtel-Blaschke, „viele Ehrenamtliche haben beim Verkauf mitgeholfen“. Den größten Teil der Finanzierung trägt das Landesamt für Denkmalpflege. „Aber auch die Restfinanzierung ist für unseren kleinen Verein ein großer Brocken“, sagte Bernd Helbach von den Freundinnen und Freunden jüdischen Lebens. „Danke für die Unterstützung!“

  5. Von Witzenhausen in das Ghetto nach Riga

    Aus: HNA Witzenhausen 19.11.2024

    Im Jahr 1924 waren es Hakenkreuzschmierereien, die das jüdisches Gotteshaus in Witzenhausen verunstalteten, 1935 flogen die ersten Steine durch dessen Fenster, 1938 brannte es völlig aus und erste jüdische Witzenhäuser:innen wurden nach Buchenwald verschleppt. Was war passiert?

    „Von Witzenhausen in das Ghetto nach Riga“ hieß eine gemeinsame Veranstaltung des KiosG Gertenbach und der Freundinnen und Freunde jüdischen Lebens im Werra Meißner Kreis e.V. Etwa 50 interessierte Menschen waren dazu in das Dorfgemeinschaftshaus nach Gertenbach gekommen. Im Mittelpunkt stand die Lebensgeschichte Marga Griesbachs. Sie wurde im Jahr 1927 in Witzenhausen geboren und wuchs dort auf. Am 8.Dezember 1941 wurde sie mit ihrer Familie und 39 anderen jüdischen Witzenhäuser:innen über Kassel nach Riga verschleppt.
    Über das Witzenhausen ihrer Kindheit und den immer stärker um sich greifenden Antisemitismus in Witzenhausen berichteten Benjamin Matoff und Laura Wallmann vom Verein der Freundinnen und Freunde jüdischen Lebens im Werra Meißner Kreis. Anschließend wurde ein Ausschnitt aus Jürgen Hobrechts Film „Wir haben es doch erlebt… Das Ghetto von Riga“ gezeigt, in dem Marga Griesbach selber ausführlich zu Wort kommt und davon berichtet, was „ganz gewöhnliche Deutsche“ ihr und vielen anderen Menschen angetan haben.
    Mit dem Appell für zivilgesellschaftliche Engagement, das sich gegen jede Form von Diskriminierung und Hass und für ein demokratisches, solidarisches und gerechtes Miteinander einsetzen müsse, endete die bewegende Veranstaltung.

  6. Waldkappler Bürgermeister Frank Koch besucht Synagoge Harmuthsachsen

    Bürgermeister Koch (Mitte) mit Ludger Arnold (links) und Bernd Helbach

    Er war schon oft zu Besuch an der Synagoge Harmuthsachsen. Nun ein weiterer Besuch: „Wie ist der Stand der Dinge? Was sind die nächsten Schritte?“ Bürgermeister Koch traf sich mit den „Freundinnen und Freunden jüdischen Lebens im Werra-Meissner-Kreis“ zu einem Ortstermin. Martin Arnold berichtete über den Teilabriss des Vorderhauses, den Schutz der Westwand der Synagoge, aber auch über die nächsten Schritte zur Erhaltung der Synagoge und ihrer Nebengebäude. Frank Koch zeigte sich beeindruckt über die Fortschritte und bot die Hilfe des Bauhofes der Stadt Waldkappel an für die Entsorgung von Grünschnitt, Reinigungsarbeiten und den bevorstehenden Winterdienst. Ludger Arnold und Bernd Helbach dankten für die Unterstützung der Stadt Waldkappel: „Die Erhaltung und die künftige Nutzung der Synagoge können wir nicht allein stemmen. Wir brauchen dafür viel Unterstützung. Die Stadt Waldkappel leistet dazu einen wichtigen Beitrag.“

  7. Universität Kassel unterstützt Erhaltung der Synagoge Harmuthsachsen

    Prof. Philipp Oswald (2.v.r.) mit Georgios Varelis (3.v.r.) und den Studierenden vor der Synagoge Harmuthsachsen

    Der Fachbereich Architektur, Stadtplanung und Landschaftsplanung der Universität Kassel berät die Freundinnen und Freunde jüdischen Lebens im Werra-Meißner-Kreis bei der Erhaltung der Synagoge in Harmuthsachsen und ihrer Nebengebäude. Unter Leitung von Prof. Philipp Oswalt und seinem Mitarbeiter Georgios Varelis trafen sich neun Studierende zu einem ersten Workshop in Harmuthsachsen. Dabei nahmen sie die Synagoge, das angrenzende Lehrerhaus, die ehemalige jüdische Schule und den alten jüdischen Friedhof in Harmuthsachsen in Augenschein. An dem anschließenden Gespräch im Dorfgemeinschaftshaus nahmen auch Architektin Barbara Koch, der Statiker Peter Hegewaldt, Roman Läsker von der Unteren Denkmalschutzbehörde und Elke Hamacher vom Landesamt für Denkmalpflege teil. Ziel des Seminars ist es, dass die Studierenden zur Vertiefung ihres theoretischen Lernens praktische Projekte umsetzen, die dem Gemeinwohl dienen. „Wir sind für diese Unterstützung sehr dankbar“, sagte Dr. Martin Arnold vom Verein der Freundinnen und Freunde jüdischen Lebens, „und sind gespannt auf die neuen Erkenntnisse der Studierenden.“

     

  8. Leben im Schatten der Vergangenheit

    Dr. Daniel Bormuth mit Hanna-Maria Bormuth (Mitte) und Elena Kerst

    Ilse Doerry aus Immenhausen war die älteste Tochter der jüdischen Ärztin Lilli Jahn, die 1944 in Auschwitz ermordet wurde. Ihren Lebensweg und den ihrer Familie zeichnete Dr. Daniel Bormuth in Bad Sooden-Allendorf nach. Dabei wurde deutlich, dass die Diskriminierung von Jüdinnen und Juden mit dem Ende des Nazi-Regimes keineswegs zu Ende war. Auch im Nachkriegsdeutschland machten sie oft die Erfahrung, dass sie nicht wirklich dazugehörten. Erst nach vielen Jahren konnte Ilse Doerry mit Hilfe ihres Sohnes Martin Doerry über ihre traumatischen Erfahrungen sprechen. Musikalisch bereichert wurde die Veranstaltung von Hanna-Maria Bormuth (Bratsche) und Elena Kerst (Klavier). Das Buch „Lillis Tochter“ von Martin Doerry finden Sie hier: https://www.penguin.de/buecher/martin-doerry-lillis-tochter/buch/9783421048943.

    #Erinnern #jewishlife #juedischesleben #nationalsozialismus #antisemitismus

  9. Große Freude über wiederentdeckte Thora-Mäntel aus Herleshausen

    Foto: Yvonne Most

    Der Tag war bewusst gewählt. Am Vorabend zu „Simchat Thora“, dem jüdischen Feiertag zur Freude über die Thora, hatten der Arbeitskreis Stolpersteine in Herleshausen und die Freundinnen und Freunde jüdischen Lebens im Werra-Meißner-Kreis eingeladen zu einer öffentlichen Vorstellung von zwei Thora-Mänteln, die einst der Synagoge Herleshausen gehörten. Einer der Mäntel war der Synagoge von Joseph und Minna Neuhaus zur „Bar Mizwa“ ihres Sohnes Fritz im Jahr 1905 gestiftet worden. Nun konnten die Mäntel, die im Novemberpogrom 1938 geraubt, 1977 wiedergefunden und dann wieder verschollen waren, erstmals wieder in Augenschein genommen werden. Als Gäste waren auch Nachfahren der Familie Neuhaus anwesend. Alisa Smith-Newhouse, die Enkelin von Fritz Neuhaus, erzählte in einer bewegenden Rede vom Schicksal ihrer Familie.

    Die Herleshäuser gaben ihrer Mitfreude Ausdruck mit viel Musik und Gesang. Dietrich Wierczeyko, Martin von Frommannshausen und Astrid Gerland sangen mit den etwa 60 Besucherinnen und Besuchern jüdische Lieder. Marita Fehr hatte mit Landfrauen zusammen „Hamantaschen“ gebacken. Und viele Männer vom Arbeitskreis „Stolpersteine“ sorgten für die Bestuhlung des Saales im Dorfgemeinschaftshaus. Einer der Thora-Mäntel wurde bereits restauriert und erstrahlt in neuem Glanz. Die Kosten konnten bereits durch zahlreiche und großzügige Spenden aufgebracht werden. Auch der zweite Mantel soll noch restauriert werden. Dafür werden noch einmal knapp 2.000€ benötigt. „Knapp 500€ haben wir schon zusammen“, sagte Martin Arnold, „das sollten wir schaffen“. Der bereits restaurierte Thora-Mantel kann von nun an in der Synagoge Abterode besichtigt werden.

    Foto: Yvonne Most

    Foto: Yvonne Most

    Auch die „Hessenschau“ berichtete über den Fund: https://www.hessenschau.de/kultur/gefunden-auf-ebay-von-nazis-geraubte-thoramaentel-kehren-zurueck-nach-herleshausen-v1,thoramantel-herleshausen-100.html

  10. Hebenshausen erinnert an Abraham Hesse

    Laura Wallmann mit dem Koffer von Abraham Hesse

    Der Schreibwarenhändler Abraham Hesse war der letzte Vorsteher der jüdischen Gemeinde in Hebenshausen, verheiratet mit einer christlichen Frau. Auch er sollte nach Riga deportiert werden, wie viele andere Jüdinnen und Juden, die nicht mehr rechtzeitig fliehen konnten. Für die meisten war es eine Reise ohne Wiederkehr. In einem Koffer hatte er wenige persönliche Sachen bei sich. Auf dem Bahnhof in Kassel hörte er jedoch eine Durchsage, die seine Rettung bedeutete. Er solle bitte zur Auskunft kommen. Hier wartete schon jemand, der ihn abholen wollte. Es ging für ihn nicht nach Riga, sondern wieder nach Hebenshausen zu seiner christlichen Frau Elise Hesse. Nachforschungen haben ergeben, dass die Rittergutsbesitzerin Hildegard Henschel vom Gut in Hebenshausen dieses Wunder – für die damalige Zeit fast unvorstellbar – vollbracht hatte. So lebte Hesse weiter in Hebenshausen und wurde dort auch im Jahr 1955 begraben.

    Laura Wallmann, Studentin der Theologie, Judaistik und Orientalistik, stellte seine spannende Lebensgeschichte nun ausführlich dar.

    Foto (von links): Jan Tino Demel, Laura Wallmann, Renate Engelschall-Lüneburg, Lars Klein, Helmut Schelper (mit dem „Judenstern“ von Abraham Hesse), Gisela Meier und Dr. Martin Arnold

    Etwa 90 Personen waren der Einladung des Vereins Heimatgeschichte Hebenshausen und der Freundinnen und Freunde jüdischen Lebens im Werra-Meißner-Kreis gefolgt, so dass manche mit einem Stehplatz vorliebnehmen mussten. Neben einer reichhaltigen Kaffeetafel hatte der Verein Heimatgeschichte Hebenshausen noch einmal die Ausstellung „Hebenshausen im Nationalsozialismus“ aufgebaut, die bereits im Vorjahr entstanden war. Gezeigt wurde auch ein eindrückliches Zeitzeugeninterview mit Ursula Martin aus Hebenshausen, die einst Nachbarin von Hesse gewesen war. Für die Überraschung des Tages sorgte jedoch Helmut Schelper aus Groß Schneen. Er hatte den originalen „gelben Stern“ dabei, den Abraham Hesse so wie alle Jüdinnen und Juden seit 1941 tragen musste. Der kinderlose Hesse war sein Nennonkel gewesen. Und Laura Wallmann hatte den originalen Koffer dabei, in den er zur Deportation seine Sachen gepackt hatte. Lars Klein vom Verein Heimatgeschichte war begeistert von dieser besonderen Veranstaltung. Martin Arnold pflichtete ihm bei: „Daran werden wir uns noch lange erinnern.“

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