Aktuelles

  1. Bewegende Spurensuche

    Die Weinsteins waren eine angesehene jüdische Familie in Eschwege. Leopold Weinstein betrieb eine Firma für Getreide, Futterartikel, Düngemittel und Sämereien in der Niederhoner Straße. Er wohnte mit seiner Frau Rosel und den Kindern Erich und Margrit in der Friedrich-Wilhelm-Straße 4. In der Zeit des Nationalsozialismus musste er mit seinen Kindern aus Deutschland fliehen. Seine kranke Frau Rosel konnte er nicht mitnehmen, sie erhielt keine Ausreiseerlaubnis. Rosel Weinstein wurde wie viele andere Menschen mit psychischen Handycaps in der Tötungsanstalt Hadamar ermordet.

    Nun kamen ihre Nachfahren Patricia und Camila mit ihren Ehepartnern Luis und Felipe nach Eschwege, um nach den Spuren ihrer Vorfahren zu suchen. Sie besuchten den Lern- und Gedenkort in der Synagoge Abterode, den jüdischen Friedhof in Eschwege, diskutierten mit Schülerinnen und Schülern des Oberstufengymnasiums, trugen sich ins „Goldene Buch“ der Stadt Eschwege ein und nahmen an der Verlegung von „Stolpersteinen“ für ihre Vorfahren teil. Nach all dem waren sie sehr bewegt, aber auch dankbar für die Gastfreundschaft in Eschwege.

  2. Demokratie stärken und Werte (er)leben

    In Rahmen einer Projektwoche beschäftigten sich Schülerinnen und Schüler der 10. Klassen auch mit dem jüdischen Leben in der Region Werra-Meißner. Die Woche stand unter dem Motto „Demokratie stärken und Werte (er)leben“. Die Schülerinnen und Schüler hatten die Zeit des Nationalsozialismus schon im Unterricht behandelt, wussten aber nichts über das jüdische Leben in der Region und waren sehr wissbegierig. Annamaria Zimmer informierte über Jugendliche jüdischen und christlichen Glaubens in der NS-Diktatur in Eschwege. Arnold Baier hatte die Jugendlichen in die Synagoge Abterode eingeladen. Dort konnten sie unter anderem mit VR-Brillen in die Synagoge Eschwege „eintauchen“, die im Novemberpogrom 1938 von Nationalsozialisten zerstört worden war.

  3. Neuer Schutz für die Herleshäuser Thora-Mäntel

    Dank gebührt Margrit und Gottfried Scheffer aus Bad Sooden-Allendorf. Als sie hörten, dass wir für die Herleshäuser Thora-Mäntel einen Übermantel benötigen, um sie vor Staub und Licht zu schützen, boten sie an, auf eigene Kosten eine Schneiderin mit der Aufgabe zu betrauen, passende Übermäntel zuzuschneiden und zu nähen. Es wurde Maß genommen, lichtundurchlässiger Stoff bestellt und genäht. Jetzt übergaben sie die Übermäntel in der Synagoge Abterode. Passt! Nachdem die lange verschollenen Thora-Mäntel im letzten Jahr wiederentdeckt, sachkundig gereinigt und gefestigt worden waren, werden sie nun in Abterode ausgestellt. Und die Übermäntel werden dazu beitragen, dass die Kostbarkeiten noch lange erhalten bleiben.

  4. Erstes Synagogenkonzert in Harmuthsachsen

    Nach nur 15 Monaten sind die Erhaltungsarbeiten an der Synagoge soweit fortgeschritten, dass dort Konzerte stattfinden können. Ursel Schlicht (Kassel) am Keyboard und Robert Dick (New York) an vielen unterschiedlichen Flöten machten den Anfang. Sie nahmen das zahlreich erschienene Publikum mit auf eine interkulturelle Klangreise. Zum Auftakt trug Robert Dick seine Interpretation des „Kol nidre“ vor, eines jüdischen Gebetes, das am Vorabend des Versöhnungstages „Jom Kippur“ gesprochen wird. In der Folge entwickelte sich ein intensiver musikalischer Dialog zwischen Dick und Schlicht, der emotional berührte und unter die Haut ging. Im Anschluss konnte man bei Getränken noch in und vor der Synagoge miteinander plaudern. Bernd Helbach von den Freundinnen und Freunden jüdischen Lebens war begeistert: „So haben wir uns die Nutzung der Synagoge vorgestellt.“ Der Verein freut sich darauf, in Zukunft weitere Konzerte, Lesungen und Begegnungen in der Synagoge auszurichten.

  5. Von New York nach Abterode

    Sie leben heute in New York. Doch ihre Vorfahren kamen aus Nesselröden, Herleshausen und Eschwege. Auf der Suche nach den Spuren ihrer Vorfahren besuchten sie auch den Lern- und Gedenkort in der Synagoge Abterode. Dr. Martin Arnold führte sie durch die Geschichte dieser altehrwürdigen und bedeutenden jüdischen Gemeinde im Meißnervorland. Dabei konnte er auch mit Neuigkeiten aufwarten. Den Bau der besonders prächtigen Abteröder Synagoge im Jahr 1871 finanzierte Caroline Plaut geborene Blach, die Witwe des Bankiers Herz Cusel Plaut. Sie war in Abterode geboren und wollte im vorgerückten Alter ihrer Heimatgemeinde etwas Gutes tun. Die Gäste, die von Helmut Schmidt und Dr. Gernot Gerlach begleitet wurden, waren erschüttert über das Ende der Gemeinde in der Zeit des Nationalsozialismus, aber auch beeindruckt von der Erinnerungsarbeit, die heute geleistet wird.

  6. Abgeordnete unterstützen Synagogenprojekt in Harmuthsachsen

    Von links nach rechts: Lena Arnoldt, Wilhelm Gebhard, Dr. Martin Arnold und Ludger Arnold

    Martin Arnold erklärt, wie das Türmchen auf die Synagoge kam.

    Der Bundestagsabgeordnete Wilhelm Gebhard und die Landtagsabgeordnete Lena Arnold informierten sich in Harmuthsachsen über den Fortgang der Erhaltungsarbeiten bei der Synagoge. „Ich bin tief beeindruckt“, sagte Gebhard in einem Resumee. Zuvor hatten Ludger Arnold und Dr. Martin Arnold von den Freundinnen und Freunden jüdischen Lebens im Werra-Meißner-Kreis auf die einzigartige Bedeutung der Harmuthsächser Synagoge hingewiesen: „Es ist die einzige von ehemals 14 Synagogen im Gebiet des heutigen Werra-Meißner-Kreises, die noch erhalten ist und nicht fremdgenutzt wird.“ Die Synagoge und das angrenzende Lehrerhaus sind Kulturdenkmale. Beide Gebäude waren durch jahrelangen Leerstand und bauliche Vernachlässigung in ihrem Bestand gefährdet. Im Februar 2024 konnten sie durch den Verein der „Freundinnen und Freunde jüdischen Lebens“ erworben werden, der sich seither intensiv um die Erhaltung bemüht. Die Abgeordneten versprachen, den Verein dabei nach Kräften zu unterstützen. In der Synagoge (Bilsteinstraße 15) wird am 27. Mai um 19.00 Uhr erstmals ein Konzert stattfinden. Im Lehrerhaus soll ein Museum für jüdische Regionalgeschichte entstehen. „Wenn alles fertig ist, spende ich einen Fliederbaum“, versprach Lena Arnoldt, die auch Vereinsmitglied ist. Sie hatte auf einem Foto aus dem Jahr 1926 einen Fliederbaum vor der Synagoge entdeckt. Doch bis dahin ist noch viel zu tun.

  7. Jüdisches Witzenhausen: Große Beteiligung am zweiten Stadtspaziergang

    Etwa 50 Männer, Frauen und Jugendliche nahmen in Witzenhausen an einem Stadtspaziergang auf den Spuren jüdischen Lebens teil. Laura Wallmann, Benjamin Matoff und Robin Marlow führten zu zwei Wohnhäusern ehemaliger jüdischer Familien und an den Platz der ehemaligen Synagoge. Sie schilderten nicht nur die zunehmende Ausgrenzung der jüdischen Witzenhäuser, sondern auch die gewaltsamen Übergriffe, die in dem Pogrom im November 1938 ihren Höhepunkt fanden. Wer sich nicht durch Flucht ins Ausland in Sicherheit bringen konnte, wurde schließlich deportiert und in Konzentrationslager gebracht. Nur ganz wenige Menschen wie Marga Griesbach geborene Steinhardt überlebten die Konzentrationslager. Mit großformatigen historischen Fotos und einer mit Kreide auf den Platz vor der ehemaligen Synagoge gezeichneten Lageskizze wurde die Geschichte lebendig. Nicht nur Bürgermeister Lukas Sittel, sondern auch eine Gruppe von Konfirmandinnen und Konfirmanden nahm in Begleitung von Pfarrerin Kerstin Ortmann an dem Stadtspaziergang teil. Die Freundinnen und Freunde jüdischen Lebens im Werra-Meißner-Kreis möchten das jüdische Leben in Witzenhausen demnächst auch in einer Ausstellung präsentieren.

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  8. „Hessenschau“ berichtet über Arbeitseinsatz in Harmuthsachsen

    Bernd Lautenbach wird mit der Drohne von oben gefilmt

    Ein Team der „Hessenschau“ mit Reporter, Kameramann und Tontechniker begleitete einen ganzen Tag lang den Arbeitseinsatz der Freundinnen und Freunde jüdischen Lebens in Harmuthsachsen. Mit einer Kamera-Drohne wurde von oben der Rückbau des instabilen Schornsteins auf dem Lehrerhaus gefilmt. Bernd Lautenbach und Ana Koch wurden zu der Erhaltung des jüdischen Ensembles in Harmuthsachsen befragt. Der Vereinsvorsitzende Dr. Martin Arnold nutzte die Gelegenheit, um allen Unterstützern des Projekts zu danken. Landrätin Nicole Rathgeber, der Erste Kreisbeigeordnete Dr. Philipp Kanzow, die stellvertretende Dekanin des Evangelischen Kirchenkreises Katrin Klöpfel, Bürgermeister Frank Koch, Ortsvorsteher Josip Kolar, André Urbach-Range vom Kirchenvorstand, Roman Läsker von der Unteren Denkmalschutzbehörde und viele Ehrenamtliche hatten sich vor der Synagoge versammelt. „Ohne dieses starke und breite Netzwerk“, so Arnold, „könnten wir dieses Projekt nicht schultern.“

    Der „Hessenschau“-Beitrag ist auch weiter in der Mediathek zugänglich: https://www.hessenschau.de/tv-sendung/erinnerung-an-juedisches-leben–neues-museum-und-synagoge-bei-eschwege,video-210664.html.

  9. Generationsübergreifender Besuch in der Synagoge Harmuthsachsen

    Generationsübergreifend hatten sich zwei Gemeindegruppen der Evangelischen Kirchengemeinde Ulfen auf den Weg nach Harmuthsachsen gemacht. Organisiert vom „Männertreff“ waren zwölf Männer der Einladung zu dem Ausflug gefolgt. Die Konfirmanadengruppe unter Leitung von Pfarrerin Rita Reinhardt hatte sich angeschlossen.

    Ludger Arnold vom „Verein der Freunde jüdischen Lebens“ begrüßte die Gruppe und führte sie erklärend durch das Bauensemble. Anhand von Fotos konnte er die Geschichte der Synagoge und besonders deren desolaten Zustand in den 1980-er Jahren zeigen, aber auch die langjährigen und jetzt erfolgreichen Bemühungen um die Erhaltung. Dabei war es ein besondere Glückfall, dass die Besucher dem Restaurator Wolfgang Petzoldt über die Schulter schauen konnten. Er war dabei, die letzten Arbeiten an dem Schriftbogen durchzuführen, der früher über dem Thoraschrein angebracht war. Dieser soll an seinen alten Ort zurückkehren. Über die notwendigen Arbeiten gab der Restaurator bereitwillig Auskunft. In diesem Zusammenhang konnte die Gruppe auch einen Blick auf die weiteren noch erhaltenen Teile der alten Holzeinbauten aus der Synagoge werfen, die auch nach und nach in Stand gesetzt werden sollen, um wieder in die ehemalige Synagoge eingebaut zu werden.

    Das frühere Lehrerhaus beeindruckte vor allem durch seine Kleinheit. „Und in dem kleinen Haus hat eine ganze Familie gelebt?“, fragte eine Konfirmandin sichtlich überrascht. Genau diese Lebensrealität jüdischer Dorfbewohner in unserer Region soll eines Tages in dem Haus in einem kleinen Museum für jüdische Regionalgeschichte gezeigt werden.

    Bei Kaffee und Kuchen und weiteren interessanten Gesprächen klang der Besuch im benachbarten Gasthaus „Zur Linde“ gemütlich aus. „Es war ein interessanter Besuch, der uns viel Neues und Überraschendes gezeigt hat“, bedankte sich Heinrich Gümpel für die Erläuterungen.

    Ludger Arnold

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  10. Aktion Schornstein: Weiterer Arbeitseinsatz an der Synagoge Harmuthsachsen

    Bedenklich schief stand ein Schornstein auf dem sogenannten „Lehrerhaus“ an der Synagoge Harmuthsachsen. Um ein Umstürzen in Nachbars Garten zu verhindern, wurde er nun in einem ganztägigen Arbeitseinsatz zurückgebaut. Der gelernte Zimmermann Bernd Lautenbach öffnete das Dach, nahm die Ziegelsteine ab und reichte sie weiter an Klaus Kühnemuth und Arnold Baier. Die Ziegelsteine lagen nur noch sehr locker aufeinander. „Die hätten bei stürmischem Wetter umstürzen können“, sagte der Vereinsvorsitzende Martin Arnold. Bei sonnigem Wetter konnte die Dachöffnung am Nachmittag wieder geschlossen werden. Ein Kamerateam vom Hessischen Rundfunk, das am selben Tag in Harmuthsachsen war, um über die Fortschritte bei der Erhaltung der Synagoge zu berichten, schaute den Freiwilligen über die Schulter. Der Bericht wird demnächst in der „Hessenschau“ zu sehen sein.

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