Jüdischer Alltag in Eschwege im Nationalsozialismus

Das Tagebuch von Anne Frank, der Namensgeberin ihrer Schule, hatten die Schülerinnen und Schüler aus den 10. Klassen der Anne-Frank-Schule in Eschwege schon gelesen. Darin beschreibt Anne Frank, wie sie mit ihrer Familie und vier weiteren jüdischen Freunden im Jahr 1942 in einem vom Vater vorbereiteten Versteck im Hinterhaus seiner Firma untertauchte. Bis 1944 führte Anne Frank ein Tagebuch, dem sie ihre Erlebnisse und Gedanken während des Aufenthaltes im Versteck anvertraute. Im August 1944 wurden die Hinterhausbewohner verraten, verhaftet und in verschiedene Konzentrationslager deportiert.

Doch wie erlebten Jüdinnen und Juden die Zeit des Nationalsozialismus in Eschwege? Darüber informierten sie Arnold Baier und Martin Arnold von den Freundinnen und Freunden jüdischen Lebens. Wie viele Juden lebten in Eschwege? Wie bestritten sie ihren Lebensunterhalt? Was änderte sich für sie mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten? Mit den Tablets des Vereins erhielten die Schülerinnen und Schüler Zugriff auf eine große Datenbank. Anhand konkreter Beispiele erfuhren sie vom Alltag jüdischer Schüler in der Friedrich-Wilhelm-Schule, vom Boykott jüdischer Geschäfte, von der Misshandlung des Paul Moses und von der alltäglichen Ausgrenzung durch die „Nürnberger Rassegesetze“.

Viele jüdische Familien flohen und emigrierten ins Ausland. Die letzten noch verbliebenen Juden wurden 1941/42 deportiert und viele von ihnen in Konzentrationslagern umgebracht. „Daran sieht man, wohin der Antisemitismus führt“, sagte Martin Arnold. Er rief die Schülerinnen und Schüler dazu auf, für Respekt und Toleranz gegenüber Minderheiten einzutreten und die Demokratie zu verteidigen. Die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus soll noch fortgeführt werden. „Morgen wird uns Annamaria Zimmer zu den Stolpersteinen in Eschwege führen“, kündigte Lehrerin Silke Goethe an.