Aktuelles
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Stellungnahme zum Angriff der Hamas auf Israel
Die Freundinnen und Freunde jüdischen Lebens im Werra-Meißner-Kreis unterstützen die Stellungnahme des Vereins „Judaica in Meimbressen e.V.“ zum Angriff der Hamas auf Israel:
Zum wiederholten Male werden die Menschen in Israel an einem jüdischen Feiertag von Raketen und Terror heimgesucht. Zum wiederholten Male müssen sie fürchten, dass ihnen der weltweit einzige halbwegs sichere Ort zum Leben unter den Füßen weggezogen wird. Jüdinnen und Juden werden seit Jahrtausenden in jedem denkbaren Winkel der Erde verfolgt und umgebracht. Unser Herz blutet, wenn wir feststellen müssen, dass sie selbst in Israel keine Ruhe finden. Aus dem feigen Angriff der Hamas auf israelische Zivilisten, aus den Entführungen und Bloßstellungen der Opfer blickt uns ein unmaskierter Antisemitismus an – ein Fanatismus, den Staat Israel und alle Jüdinnen und Juden vernichten zu wollen.
Wir verurteilen diesen Angriff auf das Schärfste und solidarisieren uns mit den Menschen in Israel und den Jüdinnen und Juden in aller Welt – aber auch mit allen Palästinenserinnen und Palästinensern, die unter der Terrorherrschaft der Hamas leiden. Wir verurteilen zugleich die hämische Reaktion des iranischen Regimes auf die Angriffe. Unsere Solidarität gilt ebenso den mutigen Iranerinnen und Iranern, die ihr eigenes Unterdrücker-Regime bekämpfen und in Israel keinen Feind sehen. Den Friedensnobelpreis an die inhaftierte iranische Freiheitskämpferin Narges Mohammadi begrüßen wir ausdrücklich.
Unsere Gedanken und Gebete sind bei allen – in Israel, in Palästina, im Iran, in der Ukraine und anderswo –, die in diesen Tagen um ihre Freiheit und ihr Leben fürchten und kämpfen müssen. Wir werden nach wie vor alles in unserer Macht stehende tun, in Deutschland und vor allem in unserer Region das Gedenken an die Shoah aufrechtzuerhalten, den Schwachen und Angegriffenen auch bei uns beizustehen – und Antisemitismus ebenso wie antimuslimischen Rassismus und jede andere Form von Rassismus und Gewalt entschieden zu bekämpfen.
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Statement of the association „Judaica in Meimbressen e.V.“ on the attack of Hamas on Israel
Once again, the people of Israel are hit by rockets and terror on a Jewish holiday. Once again they have to fear that the only halfway safe place to live in the world is being pulled out from under their feet. Jews have been persecuted and killed for millennia in every conceivable corner of the globe. Our hearts bleed when we realize that they find no peace even in Israel. From the cowardly attack of Hamas on Israeli civilians, from the kidnappings and exposures of the victims, an unmasked anti-Semitism looks at us – a fanaticism to want to destroy the state of Israel and all Jews.
We condemn this attack in the strongest possible terms and show our solidarity with the people of Israel and the Jews all over the world – but also with all Palestinians who suffer under Hamas‘ reign of terror. At the same time, we condemn the Iranian regime’s gloating reaction to the attacks. Our solidarity is also with the courageous Iranians who are fighting their own oppressive regime and do not see Israel as an enemy. We expressly welcome the Nobel Peace Prize awarded to the imprisoned Iranian freedom fighter Narges Mohammadi.
Our thoughts and prayers are with all – in Israel, in Palestine, in Iran, in Ukraine and elsewhere – who must fear and fight for their freedom and their lives these days. We will continue to do everything in our power to uphold the memory of the Shoah in Germany and especially in our region, to stand by the weak and the attacked in our country as well – and to resolutely fight anti-Semitism as well as anti-Muslim racism and every other form of racism and violence.
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„Zur Heimat erkor ich mir die Liebe“. Ein musikalisch-literarischer Abend zu Mascha Kaléko
Mascha Kaléko
Mascha Kaléko war die meistverkaufte deutsche Lyrikerin des 20. Jahrhunderts. Ihre Verse handeln von Liebe, Abschied und Einsamkeit, von Sehnsucht und von Traurigkeit. In ihrem Schicksal spiegelt sich die Geschichte des 20. Jahrhunderts in besonderem Maße. Geboren als Kind jüdischer Eltern in Galizien, kam sie zu Beginn des Ersten Weltkrieges nach Deutschland. Sie war „angesagt“ im Berlin der Zwanziger- und Dreißigerjahre. Doch als die Nationalsozialisten herausfanden, dass sie Jüdin war, wurde sie aus der „Reichsschrifttumskammer“ ausgeschlossen. Damit verlor sie alle Publikationsmöglichkeiten. Sie emigrierte in die USA, doch ihre Heimat blieb immer Europa und die deutsche Sprache. Heimat und Zuflucht fand sie in der Beziehung zu ihrem Mann, dem jüdischen Musikwissenschaftler Chemjo Vinaver, ebenso in der intensiven Beziehung zu ihrem Sohn, eben „in der Liebe“.
Von links nach rechts: Dr. Daniel Bormuth, Alma-Magdalena Staemmler, Elsa-Johanna Staemmler, Hanna-Maria Bormuth und Dorothee Scharf
Dr. Daniel Bormuth zeichnete die Stationen ihres Lebens nach. Mascha Kaléko kam auch selbst zu Wort. Ihre Gedichte rezitierte Dorothee Scharf. Musik der jüdischen Komponisten Gideon Klein und Ernst Toch sowie des Schönberg-Schülers Viktor Ullmann ergänzte die Lyrik in idealer Weise. Sie wurde vorgetragen von den drei jungen Musikerinnen Elsa-Johanna Staemmler (Geige, Klavier), Alma-Magdalena Staemmler (Cello) und Hanna-Maria Bormuth (Bratsche). Das zahlreiche Publikum in der Evangelischen Marienkirche in Bad Sooden-Allendorf war begeistert und dankte den Mitwirkenden mit einem lang anhaltenden Applaus.
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Abschied am Bahnhof Berlin
Ingrid Löwenstein (* 1929 in Eschwege)
Es muss ein schwerer Abschied gewesen sein. Paula und Willy Löwenstein setzten im Jahr 1939 ihre neunjährige Tochter Ingrid in einen Zug, der sie über Berlin nach Stockholm bringen sollte. Damit retteten sie ihr das Leben. Sie selbst wurden im Jahr 1942 in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert und 1944 in Auschwitz ermordet.
Susan Cantos, die Tochter von Ingrid Löwenstein, erzählte nun sehr einfühlsam die Geschichte ihrer jüdischen Familie. Ihre Mutter Ingrid gelangte mit einem sogenannten „Kindertransport“ nach Schweden. Melanie Salewski erläuterte, dass etwa 10.000 jüdische Kinder auf diese Weise gerettet werden konnten. Doch die Trennung von den Eltern war oft endgültig und mit einem Trauma verbunden.
Ingrid Löwenstein gelangte über Schweden in die USA. Sie heiratete und hatte dort ein gutes Leben. Ihre Lebensgeschichte erzählt sie selbst in einem Zeitzeugenvideo, das in der Veranstaltung in Abterode in Ausschnitten gezeigt wurde. Auch zahlreiche Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den USA waren online der Veranstaltung zugeschaltet, in der auch Luca Siepmann (Oxford) als Übersetzer mitwirkte.
Mit dem Abend in Abterode endete der fünftägige Besuch von Susan Cantos in Eschwege. Sie dankte den Freundinnen und Freunden jüdischen Lebens für die Gastfreundschaft und Unterstützung bei der Suche nach den Spuren ihrer Vorfahren. „Dass nach den schrecklichen Geschehnissen in der Nazi-Zeit uns heute Jüdinnen und Juden besuchen, ist ein großes Glück und berührt mich sehr“, sagte Dr. Martin Arnold, der Vorsitzende des Vereins.
Das Zeitzeugen-Interview mit Ingrid Löwenstein ist im Lern- und Gedenkort Synagoge Abterode zugänglich. Ein Besuch kann über info@synagoge-abterode.de vereinbart werden.
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Eine besondere Geschichtsstunde am Oberstufengymnasium Eschwege
Susan Cantos ist die Tochter von Ingrid Löwenstein, die im Jahr 1939 als Neunjährige mit einem „Kindertransport“ nach Schweden in Sicherheit gebracht werden konnte. Ingrid überlebte durch die Trennung von ihren Eltern den Holocaust, nicht jedoch ihre Eltern. Willy und Paula Löwenstein wurden nach Theresienstadt deportiert und im Jahr 1944 in Auschwitz ermordet. Susan Cantos erzählte den Schülerinnen und Schülern der 13. Jahrgangsstufe von ihrer Familiengeschichte. Sie ist selbst Lehrerin und spürt in sich die pädagogische Begabung ihrer Großmutter Paula, die in Eschwege einen Kindergarten leitete. „Beim Besuch der Eschweger Synagoge konnte ich meine Familie fühlen“, sagte sie den Schülerinnen und Schülern mit erkennbarer Emotionalität. Ihr Urgroßvater Levi Bacharach war Kantor in der Eschweger Synagoge gewesen. „Wir alle sind nicht für den Holocaust verantwortlich“, sagte sie, „aber wir haben alle eine Verantwortung für die Zukunft, dass es nie wieder geschieht.“
Susan Cantos (Mitte) mit (von links nach rechts): Annamaria Zimmer, Schulleiterin Marion Lenz, Dr. Martin Arnold und Melanie Salewski
Susan Cantos erläutert mit Hilfe von Fotografien, was in der Pogromnacht 1938 in der Eschweger Synagoge geschah
Susan Cantos gewann sehr schnell die Sympathien der Schülerinnen und Schüler
Mit Sorge erfüllt sie die politische Entwicklung in den USA. Dort sei nicht nur die Demokratie in Gefahr. Viele Jüdinnen und Juden seien auch besorgt über den zunehmenden Antisemitismus in den USA. Die Schülerinnen und Schüler zeigten sich berührt von dem sehr persönlichen und emotionalen Auftritt des amerikanischen Gastes.
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Danke an Jonathan Panke und Simon Exner
Heute erhielten Jonathan Panke (links) und Simon Exner die Abschlusszertifikate für ihr „Freiwilliges Soziales Schuljahr“ bei den Freundinnen und Freunden jüdischen Lebens im Werra-Meißner-Kreis. Ein Schuljahr lang machten sie sich mit digitalen „tools“ vertraut. Damit konnten sie Zeitzeugeninterviews mit Überlebenden des Holocaust bearbeiten und öffentlich vorstellen sowie Hybridkonferenzen technisch organisieren. Ihr Coach dabei war Thomas Bartscher. Nun überreichte ihnen Landrätin Nicole Rathgeber als Anerkennung ein Zertifikat und die stellvertretende Dekanin des Evangelischen Kirchenkreises Werra-Meißner Katrin Klöpfel eine Rose.
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Die Bitterkeiten des „Judensterns“
Unter den zahllosen Diskriminierungen und Demütigungen gegenüber Jüdinnen und Juden in der Nazizeit nimmt die „Polizeiverordnung über die Kennzeichnung von Juden“ vom September 1941 eine besondere Stellung ein. Sie verpflichtete alle Jüdinnen und Juden, in der Öffentlichkeit einen gelben Aufnäher mit der Aufschrift „Jude“ auf der linken Brustseite ihrer Kleidung zu tragen, den sogenannten „Judenstern“. Es war ein Missbrauch des „Davidsterns“, eines wichtigen jüdischen Symbols. Die Träger wurden damit leicht zum Ziel antisemitischer Demütigungen und Angriffe.
Viktor Klemperer hat in seinen Tagebüchern viele Beispiele notiert, was das Tragen des „Judensterns“ für ihn bedeutete. „Alle Einzelfelder reichen nicht aus, die Bitterkeiten des Judensterns zu notieren“, schreibt er. Sebastian Perels vom Jungen Theater Eschwege las nun aus Klemperers „LTI – Lingua Tertii Imperii“. In diesem Buch analysiert der Literaturwissenschaftler Victor Klemperer (1881-1860) sehr feinsinnig und eindrucksvoll die Sprache des Dritten Reiches. Cassian Lier von der Musikschule Werra-Meißner ergänzte die Lesung durch einfühlsame Gitarrenmusik.
Cassian Lier (links) und Sebastian Perels
Martin Arnold vom Verein der Freundinnen und Freunde jüdischen Lebens im Werra-Meißner-Kreis berichtete, dass alle noch in Abterode lebenden jüdischen Personen am 20. Oktober 1941 um 6 Uhr zu einem Appell antreten mussten. Dabei wurde ihnen die Polizeiverordnung zum Tragen des „Judensterns“ eingeschärft. Laura Wallmann erzählte von Abraham Hesse aus Hebenshausen, der denunziert und angezeigt wurde, weil er einmal in der Öffentlichkeit keinen „Judenstern“ getragen hatte.
Im Lern- und Gedenkort Synagoge Abterode sind zahlreiche weitere Beispiele für die Ausgrenzung und Demütigung von Jüdinnen und Juden in der Region Werra-Meißner dokumentiert. Besuche und Führungen können unter info@synagoge-abterode.de verabredet werden.
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Mitgliederversammlung einstimmig für den Kauf der Synagoge Harmuthsachsen
Die Mitgliederversammlung der „Freundinnen und Freunde jüdischen Lebens im Werra-Meißner-Kreis“ stimmte gestern Abend einstimmig für den Kauf der Synagoge Harmuthsachsen. Ein entsprechender Vorschlag des Vorstandes fand nach eingehender Information und Beratung breite Zustimmung. Der Kaufpreis wird von dem Verein aufgebracht. Voraussetzung für den Kauf ist jedoch, dass der Werra-Meißner-Kreis verbindlich erklärt, den Verein bei der Unterhaltung der Synagoge zu unterstützen. Ludger Arnold, der zweite Vorsitzende des Vereins, informierte darüber, dass es dazu sehr konstruktive Gespräche mit der Kreisverwaltung gebe. Man versuche, sehr zeitnah zu einer Vereinbarung zu kommen.
Die Bedeutung der Synagoge Harmuthsachsen als letzte noch erhaltene und nicht fremd genutzte Synagoge im Werra-Meißner-Kreis steht außer Frage. Der Verein möchte sie künftig als Gedenkort für die jüdischen Familien aus Harmuthsachsen, als Begegnungsort für Menschen aus verschiedenen Kulturen und als Lernort für die nachfolgenden Generationen nutzen.
Den Bericht des Vorstands können Sie hier nachlesen: Bericht des Vorstands für die MV am 13.09.23
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Tag des offenen Denkmals: Viele Besucherinnen und Besucher in der Synagoge Abterode
Aus Abterode, aber auch aus vielen anderen Ortschaften des Werra-Meißner-Kreises kamen zahlreiche Besucherinnen und Besucher in die Synagoge, um sich dort über die jüdische Geschichte im Gebiet des heutigen Werra-Meißner-Kreises zu informieren. Vor allem die Interviews mit Zeitzeugen und die Einblicke in die unzerstörte Eschweger Synagoge mit Hilfe einer VR-Brille fanden großes Interesse. Dr. Martin Arnold und Arnold Baier vom Verein der Freundinnen und Freunde jüdischen Lebens nutzten die Gelegenheit, um mit ortskundigen Abterödern die Frage nach dem Ort der ehemaligen „Mikwe“ in Abterode zu erörtern. Aufgrund von neu aufgefundenen Bauplänen kann sie jetzt vermutlich genau verortet und vielleicht sogar virtuell rekonstruiert werden.
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Lea Schellhase berichtete über Opfer der Schoah aus Wichmannshausen
Lea Schellhase bei ihrem Vortrag
Ein Geschichtsseminar über „Stolpersteine“ an der Universität Kassel gab den Anstoß zu einer besonderen Recherche. „Wie war das eigentlich in meinem Dorf, in Wichmannshausen?“, fragte Lea Schellhase, die Grundschulpädagogik studiert. Jetzt stellte sie vor einem großen Publikum in der Adam-von-Trott-Schule in Sontra die Ergebnisse ihrer Recherche vor. Im Mittelpunkt ihrer Forschungen standen die jüdischen Familien Heilbrunn und Blum. Sowohl Sarah Else Blum als auch Rosa Heilbrunn waren in Wichmannshausen geboren. Beide Frauen und viele weitere Familienmitglieder wurden in Konzentrationslagern ermordet. Lea Schellhase zeichnete ihren Lebensweg nach. Besonders erschütternd war ein Zeitzeugenbericht über die Erfahrungen in der Pogromnacht 1938. Mit ihrer Recherche möchte sie dazu und beitragen, dass mit weiteren „Stolpersteinen“ an die Opfer der Schoah aus Wichmannshausen erinnert wird.
Im Zuge ihrer Forschungen stieß Lea Schellhase auch auf Brian Luber, einen Nachfahren der Familie Heilbrunn, der heute in Australien lebt. Dort war es nachts um 3.00 Uhr, als er sich per Video zuschaltete und den Beitrag von Lea Schellhase mit Erfahrungen und Fotos aus der Familie ergänzte. Dabei berichtete er auch von einem Besuch in Sontra im Jahr 2019.
Etwa 40 Personen waren zu dem Vortrag erschienen
Ludger Arnold von den „Freundinnen und Freunden jüdischen Lebens im Werra-Meißner-Kreis“ dankte Lea Schellhase und Brian Luber für ihre beispielhaften Forschungen. Er dankte der Adam-von-Trott-Schule für die gute Kooperation und auch dem Technikteam mit Jonathan Panke und Simon Exner, die im Rahmen ihres „Freiwilligen Sozialen Schuljahres“ mit Unterstützung von Thomas Bartscher für die technische Umsetzung der Hybridveranstaltung sorgten. Ein weiterer Dank ging an die Familie von Lea Schellhase, die einen köstlichen Imbiss vorbereitet hatte.
Von links nach rechts: Dr. Martin Arnold, Lea Schellhase, Ludger Arnold und Alwin Hartmann, 1. Stadtrat der Stadt Sontra
Von links nach rechts: Thomas Bartscher, Simon Exner und Jonathan Panke
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In Abterode jüdische Trauer- und Bestattungskultur entdecken
Etwa 40 Personen nahmen an der zweiten Führung über den jüdischen Friedhof in Abterode teil. Er ist mit 493 erhaltenen Grabstätten einer der ältesten und größten in Nordhessen. Laura Wallmann und Martin Arnold vom Verein der Freundinnen und Freunde jüdischen Lebens erläuterten die Veränderungen in der jüdischen Trauer- und Bestattungskultur vom 17. bis zum 20. Jahrhundert. Als erste wurde Rechle, die Frau des Kalonymus, im Jahr 1659 auf dem neu angelegten jüdischen Friedhof Abterode beerdigt. Mit der Bestattung von Salli Stern im Jahr 1938 endete eigentlich die Geschichte der jüdischen Gemeinden Abterode und Frankershausen. Wer konnte, floh aus der Nazi-Diktatur ins Ausland. Wer nicht konnte oder wollte, wurde 1941 in das Ghetto nach Riga deportiert. Im Jahr 1941 sollte der Friedhof aufgelöst und das Gelände einer wirtschaftlichen Nutzung zugeführt werden. Dazu kam es jedoch nicht, weil die Nazi-Herrschaft 1945 endete.
Die Männer trugen bei der Führung eine Kopfbedeckung, wie es der jüdischen Kultur entspricht. Martin Arnold las das „Kaddisch“, das wichtigste jüdische Trauergebet. Fast alle stimmten ein und antworteten mit „Amen“.