Aktuelles

  1. Lernen und arbeiten

    Ein großer Kieshaufen vor der Synagoge wurde umgesetzt.

    Das Lernen über den Holocaust verbanden Schülerinnen und Schüler der Adam-von-Trott-Schule in Sontra mit einem Arbeitseinsatz an der Synagoge in Harmuthsachsen. Nachdem die Klasse 10 R unter Leitung ihrer Klassenlehrerin Iris Kohlhaas zuvor schon das Konzentrationslager Buchenwald besucht hatte, legte sie nun selbst Hand an bei der Erhaltung der Synagoge Harmuthsachsen. Im Außengelände wurde zunächst eine alte Pflasterung freigelegt. Anschließend wanderten alte Lehmziegel von Hand zu Hand in einer Stafette aus dem Lehrerhaus in eine Garage nebenan. Während einer Pause informierte Martin Arnold, der Vorsitzende der Freundinnen und Freunde jüdischen Lebens im Werra-Meißner-Kreis, über die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Harmuthsachsen. Sie entstand schon im 17. Jahrhundert und umfasste zeitweise ein Viertel der Harmuthsächser Bevölkerung. 34 Jüdinnen und Juden aus Harmuthsachsen wurden in der Zeit des Nationalsozialismus umgebracht. Seither wurde die Synagoge als Scheune genutzt. Nun soll ein Begegnungsort daraus entstehen. Am zweiten Arbeitstag wurde ebenfalls von Hand zu Hand ein großer Stapel mit Holzscheiten umgesetzt. Auch ein Berg Kies, der vor der Synagoge lag, wurde beiseite geräumt. Unterstützt und begleitet wurden die Jugendlichen von ihrer Klassenlehrerin, von Ludger Arnold, dem früheren pädagogischen Leiter der Adam-von-Trott-Schule, von Bernd Lautenbach und Lukas Körtel. Martin Arnold dankte den Jugendlichen für ihren Einsatz, der die Erhaltungsarbeiten einen großen Schritt vorangebracht habe. „Mit der Erhaltung der Synagoge tragen wir dazu bei, dass jüdisches Leben nicht in Vergessenheit gerät“, ergänzte Ludger Arnold.

    In einer Handstafette wurden große Holzscheite, die den Zuweg verengten, umgesetzt.

    Nach getaner Arbeit: Der große Stapel Holz rechts im Bild wurde in Handarbeit von einem Platz zum nächsten transportiert.

  2. Stufen der Judenverfolgung im Dritten Reich

    Im 19. Jahrhundert erlangte die jüdische Minderheit nach jahrhundertelanger Diskriminierung endlich die Gleichberechtigung. Der Prozess der Emanzipation schien unumkehrbar. Dies änderte sich jedoch mit der Machtübernahme durch Adolf Hitler und die Nationalsozialisten im Jahr 1933. Innerhalb weniger Wochen und Monate nahm der Hass auf Juden ungeahnte Ausmaße an. Vom Boykott gegen jüdische Geschäfte über die „Nürnberger Rassegesetze“ und die Novemberpogrome 1938 verschärfte sich die Judenverfolgung bis zur Auslöschung jüdischer Gemeinden durch Vertreibung und Ermordung. Was waren die Triebkräfte hinter dieser Entwicklung, wodurch wurde der Antisemitismus „befeuert“?

    Mit diesen Fragen befassten sich 50 Schülerinnen und Schüler aus den 10. Klassen des Friedrich-Wilhelms-Gymnasiums in Eschwege bei einem Besuch in der Synagoge Abterode. Im dortigen Lern- und Gedenkort untersuchten sie, wie die Zeit des Nationalsozialismus von den Menschen in der Region Werra-Meißner erlebt wurde. Mit Hilfe von Zeitzeugeninterviews und historischen Dokumenten konnten sie verschiedene „Treiber“ des Antisemitismus identifizieren, wie etwa Habgier, Propaganda, Verschwörungstheorien, religiöse Vorurteile oder ein rassistisches Menschenbild. „Das sind Faktoren, die auch heute wirksam sind, wenn auch in anderer Gestalt“, sagte Martin Arnold von den Freundinnen und Freunden jüdischen Lebens.

    Arnold Baier rief die Jugendlichen dazu auf, wachsam und kritisch zu sein, um die Demokratie zu verteidigen: „Dass die Zahl der antisemitischen Straftaten im letzten Jahr so stark zugenommen hat, ist sehr besorgniserregend.“ Die Schülerinnen und Schüler waren am Ende erschöpft von der Hitze des Tages, aber auch beeindruckt von einer spannenden Entdeckungsreise. Fasziniert waren sie insbesondere von den regionalen Beispielen, die über eine große Datenbank in Abterode zugänglich sind.

  3. Nachfahren von Ludwig Stein besuchten Synagoge Abterode

    Ludwig Stein wurde am 29. Juni 1924 in Eschwege geboren. Er war der Sohn von Max Stein und Martha geb. Lustig. Die Familie, zu der auch die Schwester Brigitte gehörte (geb. 1921), wohnte in der Friedrich-Wilhelm-Straße 6. Sein Vater betrieb einen Handel mit Planen und Zelten. Ludwig besuchte bis zum Jahr 1936 die Eschweger Knabenbürgerschule. Weil er dort von seinen Mitschülern schikaniert wurde, wechselte er auf eine Privatschule nach Coburg. Im Januar 1939 flüchtete die Familie über Antwerpen in die USA. Aus Ludwig Stein wurde ein erfolgreicher Ingenieur. Er restaurierte die Brooklyn Bridge in Manhattan und die Freiheitsstatue in New York.

    Nun besuchten seine Enkeltochter Michelle Stein aus den USA (2. v. links), ihr Ehemann Paul Shaviv, ihr Cousin David Vorchheimer aus Australien (links) und die Familienforscherin Ute Brandenburg die Synagoge Abterode. Begleitet wurden sie von Hans Isenberg und seiner Frau (rechts). Martin Arnold informiere sie über die Arbeit der Freundinnen und Freunde jüdischen Lebens im Werra-Meißner-Kreis. Unter anderem wird im Lern- und Gedenkort Synagoge Abterode auch ein Zeitzeugen-Interview mit Ludwig Stein gezeigt. Die Besucherinnen und Besucher hatten zuvor schon die Anne-Frank-Schule in Eschwege besucht und mit den Schülerinnen und Schülern über das Problem des Antisemitismus gesprochen.

  4. Begegnung, Bildung und jüdische Geschichte

    Freundinnen und Freunde jüdischen Lebens im Werra-Meißner-Kreis beraten über künftige Nutzung der Synagoge Harmuthsachsen

    Zu einem Workshop hatten die Freundinnen und Freunde jüdischen Lebens in das Dorfgemeinschaftshaus nach Harmuthsachsen eingeladen. Wie sollen die ehemalige Synagoge und das zugehörige Lehrerhaus künftig genutzt werden? Und was soll mit dem an der Straße gelegenen Wohngebäude Bilsteinstraße 15 geschehen? „Wir möchten möglichst viele unterschiedliche Perspektiven in die Beratungen mit einbeziehen“, sagte der Vereinsvorsitzende Dr. Martin Arnold. Neben einigen Vereinsmitgliedern konnte er unter anderem auch den Waldkappeler Bürgermeister Frank Koch, Manfred Mengel aus Harmuthsachsen, Reinhard Brand aus Kassel, Lehrkräfte der Karl-Heinz-Böhm-Schule Waldkappel und Architektin Barbara Koch begrüßen. Moderiert wurde der Workshop von Katrin Klöpfel aus Herleshausen. Große Übereinstimmung gab es zur künftigen Nutzung der Synagoge. Sie soll ein Ort für Veranstaltungen und Begegnung der Kulturen werden. Im ehemaligen Lehrerhaus soll ein Museum und Lernort für jüdische Geschichte entstehen. Das an der Straße gelegene Wohngebäude sollte entfernt werden. Der Verein sieht keinen Bedarf für die Erhaltung. Ein Abriss würde auch eine bessere Sicht auf die Synagoge ermöglichen.

    Archiktektin Barbara Koch mit Arnold Baier

    Bernd Helbach stellt die Ergebnisse seiner Arbeitsgruppe vor

    Die Schlussrunde: Was sind die besten Argumente?

  5. Frauen der Evangelischen Familienbildungsstätte Werra-Meißner besuchten die Synagoge Abterode

    Junge Frauen aus Afghanistan, dem Iran, Syrien, der Ukraine und der Türkei, die nach Deutschland geflüchtet sind und sich hier auf eine Berufstätigkeit vorbereiten, informierten sich in der Synagoge Abterode über jüdisches Leben. Zuvor hatten sie schon eine Kirche und eine Moschee besucht. Arnold Baier und Martin Arnold von den Freundinnen und Freunden jüdischen Lebens berichteten mit Hilfe verschiedener Gegenstände vor allem über die Bedeutung der Thora für Jüdinnen und Juden sowie über den Sinn jüdischer Feste. Dabei konnten Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede zwischen Muslimen, Christen und Juden festgestellt werden. Es wurde auch deutlich, dass die jüdischen Gemeinschaften immer wieder Verfolgungen ausgesetzt waren. Nur eine der Frauen hatte zuvor schon einmal eine Synagoge besucht. „Das war sehr interessant, wir haben viel Neues erfahren“, sagte eine Teilnehmerin zum Abschluss.

  6. Fragen, Fragen und ein paar Entdeckungen

    Sie hatten viele Fragen mitgebracht, die Jugendlichen der H 7 aus Bad Sooden-Allendorf zu ihrem Besuch in Abterode. So wollten sie u.a. wissen, was es mit der Kopfbedeckung auf sich hat, die manche Juden tragen. Warum essen die Juden Milch und Fleisch nicht zusammen? Woran erkennt man Juden? Warum hat die Pergamentrolle Brandlöcher? 19 Schülerinnen und Schüler der Rhenanus-Schule aus Bad Sooden-Allendorf hatten sich mit ihren Lehrkräften Carmen Roßbach und Marcus Steinigk auf eine Entdeckungsreise nach Abterode begeben, um dort die Synagoge zu besuchen. Ludger Arnold und Dr. Martin Arnold von den „Freundinnen und Freunden jüdischen Lebens im Werra-Meißner-Kreis“ gaben Einblicke in jüdisches Leben, vor allem in der Verfolgungszeit 1933 bis 1945. Damit hatte sich die Klasse bereits im Rahmen des Deutschunterrichts anhand einer Lektüre beschäftigt. Durch eigene Recherchen mit Hilfe der Tablets des Lern- und Gedenkortes konnten sich die Schülerinnen und Schüler über alltägliche Beispiele von Ausgrenzung, Diskriminierung und Verfolgung informieren. Sie erfuhren, wie jüdische Händler in Frankenhain verprügelt wurden oder wie in Herleshausen ein Mann der „Rassenschande“ beschuldigt wurde, weil er mit einer Jüdin Kaffee getrunken hatte. Sie lernten neue Worte kennen wie „Antisemitismus“, „Pogrom“ oder „Diffamierung“.

    Am Ende waren alle erschöpft von einem intensiven Vormittag, aber auch erfüllt mit vielen neuen Eindrücken. „Sorgt mit dafür, dass sich so etwas nie mehr wiederholt“, sagte Martin Arnold zum Abschluss. Und Ludger Arnold ergänzte: „Unser Grundgesetz schützt die Würde aller Menschen, der Juden, der Muslime, der Christen und der Atheisten. Steht dafür ein!“

     

  7. Ehrenamtlicher Arbeitseinsatz an der Synagoge Harmuthsachsen

    Mit den Erhaltungsmaßnahmen für die Synagoge Harmuthsachsen geht es gut voran. Mit Schippen, Spaten, Kehrschaufeln und Handschuhen machte sich eine Gruppe von Ehrenamtlichen an die Arbeit, um dringend notwendige Arbeiten auszuführen. So wurde eine Regenrinne an der Westwand der Synagoge aufgegraben, damit dort das Wasser wieder abfließen kann. Der Innenraum der Synagoge wurde von Spinnweben und Dreck gereinigt. Seit 20 Jahren das erste Mal wieder! Das Lehrerwohnhaus wurde zum größten Teil von alten Ziegeln und Sperrmüll leergeräumt. Als eine Schubkarre und eine Spitzhacke fehlte, konnte Manfred Mengel aus Harmuthsachsen spontan aushelfen. Getränke und eine kleine Stärkung waren willkommen. Nach drei Stunden Arbeit waren alle etwas erschöpft. „Man sieht, was wir geschafft haben“, sagte Martin Arnold und dankte allen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern.

  8. Was haben zwei Thora-Mäntel aus Herleshausen mit dem Eurovision-Song-Contest zu tun?

    Nemo (links) mit Imre und Martin Arnold am Kirchheimer Dreieck

    Die Antwort erfahren Sie in einem Interview, das Rundfunk Meissner mit Martin Arnold führte: https://cloud.radiorfm.de/s/oeXcGYTZWdQWxnC.

  9. „Brennesselhaut“ und „Die sieben Farben der Nacht“

    Iris Lemanczyk liest aus ihrem Buch „Brennesselhaut“

    Mit Iris Lemanczyk und Andreas Kirchgässner waren gleich zwei Personen in der Synagoge Abterode zu Gast, die bewegend und spannend erzählen können. Iris Lemanczyk las aus ihrem Jugendroman „Brennesselhaut“, in dem sie die wahre Geschichte von Kajetan Reinhard erzählt. Kajetan und Heiner sind unzertrennliche Freunde. Als die Nationalsozialisten an die Macht kommen, dürfen die beiden in der Schule nicht mehr zusammensitzen. Kajetan wird nicht nur als „dreckiger Zigeuner“ beschimpft, sondern muss in der letzten Reihe sitzen. Es ist eine wahre Geschichte über Mobbing, Rassismus, Diskriminierung, aber auch über Freundschaft. Hinter Heiner verbirgt sich der mittlerweile verstorbene Politiker Heiner Geißler. Andreas Kirchgässner erzählt in den „Sieben Farben der Nacht“ von einer Reise in den Süden Marokkos, in der er die Spuren der jüdischen Kultur entdeckte. Dabei spielt für ihn die Musik eine besondere Rolle, die für ihn eine Art „Reiseführerin“ wurde. Die Sängerin Scarlett Bazzone ergänzte und vertiefte die Lesungen mit zu Herzen gehenden Liedern.

    Von links nach rechts: Berthold Diegel, Scarlett Bazzone, Dr. Martin Arnold, Andreas Kirchgässner und Iris Lemanczyk

    Andreas Kirchgässner liest aus seinem Buch „Die sieben Farben der Nacht“

    Scarlett Bazzone bereicherte den Abend musikalisch mit ihrer schönen Stimme

    Die Lesung in der Synagoge fand in Kooperation mit der Anne-Frank-Schule in Eschwege statt. Etwa 30 Besucherinnen und Besucher konnten Berthold Diegel und Martin Arnold begrüßen. Weitere Lesungen in verschiedenen Eschweger Schulen sollen die Schülerinnen und Schüler für das Lesen begeistern.

  10. Danke an die Gemeinde Meissner für die Pflege des jüdischen Friedhofs Abterode

    Die Gemeinde Meißner kümmert sich um die Sicherheit der Besucherinnen und Besucher auf dem jüdischen Friedhof Abterode und um die Pflege dieses besonderen Ortes. Großen Dank dafür!

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