Alter Hass in neuen Kleidern? Podiumsdiskussion mit dem Bundestagsabgeordneten Michael Roth
Hinterlassen Sie ein KommentarHass auf Juden ist kein neues Phänomen. Schon im Mittelalter gab es einen Pogrom gegen die jüdische Gemeinde in Eschwege. Die nationalsozialistischen Pogrome gegen Juden im Jahr 1938 waren Ausdruck einer antisemitischen Ideologie. Relativ neu ist hingegen, dass sich der Antisemitismus jetzt auch als Hass auf den Staat Israel zeigt. Ausdruck gefunden hat er kürzlich im Pogrom der Terrororganisation Hamas gegen Israel.
Michael Roth war gerade von einer Reise nach Israel zurückgekehrt. Dort hatte er unter anderem das Kibbuz Kfar Aza besucht. „Erst kamen die Hamas-Terroristen, um kaltblütig und bestialisch zu morden“, so Roth, „dann folgte ein palästinensischer Mob, der vielen Toten ihre Würde nahm und hemmungslos plünderte.“ Dieser Pogrom sei ein riesiges Trauma für Israel. Er beklagte, dass es in Deutschland viele Zerrbilder und Vorurteile gegen Israel gebe. „Dabei ist Israel die einzige Demokratie und der einzige liberale Rechtsstaat im Nahen Osten“, so Roth. Er forderte dazu auf, gegen Antisemitismus Flagge zu zeigen und Partei zu ergreifen.
Arnold Baier vom Verein der Freundinnen und Freunde jüdischen Lebens, der zu der Veranstaltung eingeladen hatte, konnte neben Michael Roth auch Ann-Kathrin Mogge und Fiona Schott begrüßen. Die Historikerin Ann-Kathrin Mogge engagiert sich bei dem Verein „Kopiloten“ in Kassel, indem sie unter anderem Antisemitismus in den sozialen Netzwerken dokumentiert. „Der Israel-bezogene Antisemitismus wird zu wenig wahrgenommen“, so Mogge. In den Schulen werde oft nur der nationalsozialistische Antisemitismus behandelt. Fiona Schott, Schülerin am Oberstufengymnasium in Eschwege, konnte berichten, dass der Hamas-Überfall auf Israel durchaus im Unterricht zur Sprache komme. Der Lehrplan sei sehr vollgestopft mit Inhalten. Die Schule könne jedoch dazu anregen, kritisch mit Internetinhalten umzugehen, und Medienkompetenz vermitteln.
Michael Roth begrüßte, dass alle staatlichen Institutionen in Deutschland den Antisemitismus ablehnten. Dies sei keineswegs überall in Europa der Fall. In Israel werde diese Haltung gesehen und gewürdigt. Leider gebe es jedoch in der Gesellschaft ein großes Schweigen über den Terror der Hamas. Er dankte den Freundinnen und Freunden jüdischen Lebens für ihr Engagement. „Kein Kind wird als Antisemit geboren“, so Roth. Deshalb gelte es, weiter am Ball zu bleiben. Arnold Baier dankte den Mitwirkenden auf dem Podium und auch Tadeusz Piskorz, der am Flügel und am Marimbaphon musikalische Akzente setzte. Die etwa 60 Besucherinnen und Besucher hatten im Eschweger Rathaussaal eine spannende Veranstaltung erlebt.
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