Archiv: Nov 2021

  1. Werratalzweigverein Sontra besuchte die ehemalige Synagoge in Abterode

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    Am 16. November besuchte eine Gruppe des Werrratalzweigvereins Sontra die ehemalige Synagoge in Abterode. Ludger Arnold begrüßte die Gruppe, deren Besuch Reinhard von Bodelschwingh organisiert hatte.

    Zuerst gab es einen Gang um das Gebäude und zur Ev. Kirche, um dabei das Besondere dieses Synagogengebäudes in dem Fachwerkdorf zu zeigen und die bisher nur unvollständig bekannte Baugeschichte zu erläutern. Anschließend wurde die Führung dann im Lern- und Gedenkort fortgesetzt. Die gut erhaltenen Ausmalungen, die Ausstellungsstücke und die große Menge an digital verfügbaren Informationen beeindruckte die Besucherinnen und Besucher.

    Daraus ergaben sich interessante Gespräche, in denen viele Vergleiche zur Situation in Sontra gezogen wurden. Dabei ergaben sich aus unterschiedlichen Erinnerungen von Eltern und Großeltern der Besucher gute Ansätze für weitere Erinnerungsarbeit. Auch der Wunsch, weitere Stolpersteine in Sontra zu verlegen, wurde mehrfach geäußert.

    (Ludger Arnold)

  2. Max und seine Fragen

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    Unser Vorstandsmitglied Ludger Arnold stellte jetzt in der Buchhandlung Heinemann ein besonderes Kinder- und Jugendbuch vor: In „Max und seine Fragen“ erzählt der Autor Julio Rosenblatt anhand seiner eigenen Familiengeschichte exemplarisch von der Ausgrenzung jüdischer Kinder und Familien in dem kleinen nordhessischen Dorf Beiseförth. Jüdische Familien, die teilweise bereits jahrhundertelang hier zu Hause waren und bisher friedlich mit ihren Nachbarn leben konnten, hatten nach der Machtergreifung 1933 mit immer mehr Repressalien zu kämpfen.

    Aus Sicht des Jungen Max wird von dem sich ausbreitenden Hass berichtet, der die Dorfgemeinschaft spaltete und sich schließlich im Novemberpogrom 1938 Bahn brach. „Die Erzählung bietet viele Anknüpfungspunkte, um mit Kindern und Jugendlichen über die Entwicklungen und Auswirkungen des Nationalsozialismus auch in kleineren Ortschaften ins Gespräch zu kommen“, so Ludger Arnold, „die Geschichte vom Schicksal der Familie Rosenblatt berührt durch die Erzählung und die sorgsam von Veronica Leite gezeichneten Illustrierungen gleichermaßen.“

    Das Kinder- und Jugendbuch „Max und seine Fragen“ von Julio Rosenblatt kann für 10 Euro in der Buchhandlung Heinemann in Eschwege erworben werden.

    Text und Fotos: Melanie Salewski

  3. Gedenken an einen dunklen Tag

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    Etwa 50 Menschen hatten sich bei Einbruch der Dunkelheit in Abterode an der Synagoge versammelt, um an den Pogrom gegen Juden im Jahr 1938 zu erinnern. Am 8. November 1938 hatte dort eine große Volksmenge die Synagoge verwüstet, die Tora-Rollen und das Inventar vor der Synagoge verbrannt, war in jüdische Geschäfts- und Wohnhäuser eingedrungen und hatte Mitglieder der jüdischen Gemeinde bedroht und geschlagen. Bei einem Rundgang durch Abterode wurden die Orte der Gewalt aufgesucht und die Geschehnisse in Erinnerung gerufen. Der Verein der „Freundinnen und Freunde jüdischen Lebens im Werra-Meißner-Kreis“ rief dazu auf, gegen jede Art von Antisemitismus, Rassismus und Ausgrenzung anzukämpfen: „Jede und jeder ist gefragt, sei es im Alltag, in der Schule, am Arbeitsplatz, im Sportverein, oder in den sozialen Medien. Es ist notwendiger denn je, seine Stimme zu erheben, wo immer sich Hass äußert, egal ob gegen Juden, Christen oder Muslime, ob wegen Herkunft, Obdachlosigkeit oder sexueller Orientierung.“ Musikalisch wurde die Gedenkveranstaltung durch die „Tulpendiebe“ mitgestaltet. Die Veranstaltung fand statt im Rahmen der Bildungs- und Aktionswochen gegen Antisemitismus. Sie wurde von der Amadeu-Antonio-Stiftung unterstützt.

  4. Max und seine Fragen

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    Mit einem Kinderbuch erzählt Julio M. Rosenblatt über die Ausgrenzung von jüdischen Kindern und Familien in einem nordhessischen Dorf während der Nazizeit. Er selbst lebt in Uruguay, seine Vorfahren kommen aber aus Beiseförth im Schwalm-Eder-Kreis. Auf Einladung des Initiativbündnisses „Jüdisches Leben in Beiseförth“ ist er nach Deutschland gekommen, um anhand seiner Familiengeschichte über Ausgrenzung und Rassismus während der Nazizeit zu berichten. Neben verschiedenen Veranstaltungen in Beiseförth besuchte er nun auch mit seiner Frau die Adam-von-Trott-Schule in Sontra und den Lern- und Gedenkort für jüdisches Leben in der Synagoge Abterode.

    Ein Religionskurs mit seinem Lehrer Benjamin Giesen hatte ihn in die Schule eingeladen. Die 17 und 18 Jahre alten Schülerinnen und Schüler gingen mit ihm der Frage nach, wie der Nationalsozialismus in einem kleinen Dorf, in dem jahrhundertelang jüdische Familien gelebt hatten, die Dorfgemeinschaft spalten und den Hass auf Juden bis hin zu einem Pogrom anstacheln konnte. Dabei wurde deutlich, dass insbesondere die Volksschulen in vielen Dörfern zu einem Ort der ideologischen Indoktrination wurden. Die Gespräche wurden teils in englischer, teils in deutscher Sprache geführt.

    Anschließend informierte sich Julio Rosenblatt in der Synagoge Abterode über das ehemalige jüdische Leben in der Region Werra-Meißner. Ludger Arnold, Dr. Martin Arnold und Rolf Hocke erzählten ihm von den ehemals 14 jüdischen Gemeinden, in denen es wie in Beisförth zu Ausgrenzung und im Jahr 1938 zu Pogromen kam. Die Gefahr des Antisemitismus ist bis heute nicht gebannt. Herr Rosenblatt betonte den Wert einer unabhängigen und kritischen Bildung, um Vorurteile zu durchschauen und das „Kippen“ von einer Demokratie in eine Diktatur zu verhindern.

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