Archiv: Mrz 2024

  1. Wie ein sechsjähriger Junge den Holocaust erlebte

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    Das Foto zeigt in der vorderen Reihe von links nach rechts: Bernd Helbach, Peter Paul Klinger, Christian Neie-Marwede und in der hinteren Reihe von links nach rechts Laura Wallmann, Dr. Martin Arnold und Christoph Emonds-Freeman

    Peter Paul Klinger ist heute 86 Jahre alt und lebt in Witzenhausen. Geboren ist er jedoch in Ungarn. Als die Wehrmacht 1944 das Land besetzt, spitzt sich die Lage auch für die ungarischen Juden zu. Um ihren sechsjährigen Sohn vor den drohenden Deportationen zu retten, entwickeln Peters Eltern einen Plan: Er soll unter der Obhut der Köchin die Identität von deren Neffen Géza annehmen und dessen Geburtsurkunde erhalten. Das rettet Peter schließlich das Leben, denn er bleibt – auch, weil sie ständig den Aufenthaltsort wechseln – unentdeckt. In welch großer Lebensgefahr er sich zu dieser Zeit tatsächlich befindet, wird ihm jedoch erst lange nach dem Krieg bewusst. In einem Zeitzeugen-Interview für die „Freundinnen und Freunde jüdischen Lebens im Werra-Meißner-Kreis“ erzählte er über seine Kindheit. Das Interview wurde nun erstmals in Witzenhausen im Haus „ZundA“ gezeigt. Etwa 25 Personen waren zu der Vorstellung erschienen und nutzten die Gelegenheit, mit ihm selber ins Gespräch zu kommen.

    „Für mich als Kind war es zunächst wie ein Spiel“, sagt er heute. Doch die Ängste verfolgten ihn später noch lange in seinen Träumen. In einer säkularen jüdischen Familie aufgewachsen, entdeckte er das Judentum erst als Erwachsener. Sein großer Wunsch ist es heute, dass sich Juden ohne Angst in der Öffentlichkeit bewegen können. Der Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023, so wurde in der Aussprache nach dem Film deutlich, hat bei vielen Jüdinnen und Juden alte Ängste geweckt. „Wer weiß, was in der Nazizeit geschehen ist, muss sich heute gegen Antisemitismus stellen und Respekt und Toleranz für jüdisches Leben einfordern“, sagte Martin Arnold von den Freundinnen und Freunden jüdischen Lebens.

  2. Jüdischer Alltag in Eschwege im Nationalsozialismus

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    Das Tagebuch von Anne Frank, der Namensgeberin ihrer Schule, hatten die Schülerinnen und Schüler aus den 10. Klassen der Anne-Frank-Schule in Eschwege schon gelesen. Darin beschreibt Anne Frank, wie sie mit ihrer Familie und vier weiteren jüdischen Freunden im Jahr 1942 in einem vom Vater vorbereiteten Versteck im Hinterhaus seiner Firma untertauchte. Bis 1944 führte Anne Frank ein Tagebuch, dem sie ihre Erlebnisse und Gedanken während des Aufenthaltes im Versteck anvertraute. Im August 1944 wurden die Hinterhausbewohner verraten, verhaftet und in verschiedene Konzentrationslager deportiert.

    Doch wie erlebten Jüdinnen und Juden die Zeit des Nationalsozialismus in Eschwege? Darüber informierten sie Arnold Baier und Martin Arnold von den Freundinnen und Freunden jüdischen Lebens. Wie viele Juden lebten in Eschwege? Wie bestritten sie ihren Lebensunterhalt? Was änderte sich für sie mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten? Mit den Tablets des Vereins erhielten die Schülerinnen und Schüler Zugriff auf eine große Datenbank. Anhand konkreter Beispiele erfuhren sie vom Alltag jüdischer Schüler in der Friedrich-Wilhelm-Schule, vom Boykott jüdischer Geschäfte, von der Misshandlung des Paul Moses und von der alltäglichen Ausgrenzung durch die „Nürnberger Rassegesetze“.

    Viele jüdische Familien flohen und emigrierten ins Ausland. Die letzten noch verbliebenen Juden wurden 1941/42 deportiert und viele von ihnen in Konzentrationslagern umgebracht. „Daran sieht man, wohin der Antisemitismus führt“, sagte Martin Arnold. Er rief die Schülerinnen und Schüler dazu auf, für Respekt und Toleranz gegenüber Minderheiten einzutreten und die Demokratie zu verteidigen. Die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus soll noch fortgeführt werden. „Morgen wird uns Annamaria Zimmer zu den Stolpersteinen in Eschwege führen“, kündigte Lehrerin Silke Goethe an.

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